Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!„Die kleine Raupe Nimmersatt ist für meine Schwester“
Autor und Illustrator Eric Carle im Interview
Sie haben Die kleine Raupe Nimmersatt ihrer Schwester gewidmet. War sie ein großer Raupenfan oder Schmetterlingsfan?
Meine Schwester ist sehr viel jünger als ich – 21 Jahre jünger! Ich war so glücklich, eine Schwester zu haben, und es war mir eine Freude, ihr das Buch zu widmen.
Sie sind jetzt 90 Jahre alt geworden. Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Zeit in Stuttgart?
Ich bin während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland aufgewachsen und habe sehr schmerzvolle Erinnerungen an diesen Abschnitt meines Lebens. In gewisser Weise glaube ich, dass die intensiven Farben in meinen Büchern eine Art Gegengewicht zu den vielen Grau- und Brauntönen sind, die meine Kindheit in Deutschland während des Krieges geprägt haben.
Wie war Ihre Zeit bei der New York Times?
Ich bin als junger Mann mit Anfang 20 nach New York gezogen und habe, dank der großzügigen Hilfe von Leo Lionni, eine Stelle bei der New York Times gefunden. Das war eine großartige Chance für mich. Mein ganzes Leben lang hat mich das Glück begleitet. Ich bin vielen Menschen begegnet, die mir Türen geöffnet haben, Menschen, die mich auf meinem Weg unterstützt haben: meine Grundschullehrerin in Syracuse, Miss Frickey; mein Lehrer auf dem Gymnasium in Deutschland, Herr Krauss; Leo Lionni, der mir in New York geholfen hat, Arbeit zu finden. Die Liste ist noch länger. All den Menschen, die mir über die Jahre geholfen haben, bin ich zutiefst dankbar.
Sie haben einen sehr eigenen Stil entwickelt. Wie sind Sie darauf gekommen?
Ich arbeite mit einer Technik namens Collage, die viele Künstlerinnen und Künstler nutzen. Matisse und Picasso sind berühmt für ihre Collagen. Bilderbuchkünstler wie Leo Lionni und Ezra Jack Keats haben ebenfalls Collagen geschaffen. Meine ersten Collagen sind an der Kunsthochschule aus bemaltem Papier entstanden. Für meine Illustrationen nutze ich buntes Seidenpapier, das ich seit über 40 Jahren selbst herstelle. Anfangs habe ich nur ein paar Pinselstriche Farbe auf handelsübliche Seidenpapiere aufgetragen, aber dann habe ich festgestellt, dass diese Seidenpapiere mit der Zeit ausblassen. Deshalb nutze ich heute ausschließlich unbemaltes Seidenpapier, das ich mit Acrylfarben in allen erdenklichen Farben bestreiche. Mit der Zeit sind meine bemalten Papiere detaillierter, komplexer und tiefgründiger geworden. Manche sind sogar eigenständige Kunstwerke geworden.
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Ich habe mich schon immer von der Natur, von Tieren und Insekten inspirieren lassen. Aber Inspiration und Ideen für Bücher kommen aus allen möglichen Richtungen. Manche Buchideen wachsen lange Zeit in mir heran, in meinem Unterbewusstsein womöglich, während mich andere ganz unvermittelt einfach in Beschlag nehmen. Es kann passieren, dass ich über ein Gestaltungskonzept nachdenke und dann plötzlich eine Eingebung oder die ersten Andeutungen einer Idee habe. Für gewöhnlich sind es mehrere Dinge, die da zusammenkommen: Erinnerungen, Gestaltungsideen, Träume, Erfahrungen und Dinge, die ich gesehen oder gehört habe.
Sie haben viele Kinderbücher geschrieben. Was war zuerst da – Ihre Lust zu malen oder die, Geschichten zu erzählen?
Ich bin vor allem ein visueller Mensch und betrachte mich nach wie vor als Illustrator. Aber mit der Zeit habe ich auch gelernt, das Schreiben zu genießen. Meiner Meinung nach brauchen Bilder Worte, genau wie Worte Bilder brauchen. Kurzum: Ich schreibe Bilder.
Wie würden Sie eine Geschichte für Erwachsene erzählen?
Das ist eine gute Frage. Mit „Flora and Tiger: 19 Very Short Stories from My Life“ habe ich tatsächlich ein Buch für die ältere Generation veröffentlicht. Ich höre allerdings von Erwachsenen, Eltern und Großeltern immer wieder, dass ihnen meine Bilderbücher gefallen. Ich mag die Vorstellung, dass meine Bücher Leserinnen und Lesern aller Altersgruppen gefallen.
Was ist Ihr Ausgleich zu dieser kreativen Arbeit
Inzwischen bin ich im Ruhestand, aber grundsätzlich glaube ich, dass ich das große Glück gehabt habe, das machen zu dürfen, was ich liebe.
Engagieren Sie sich aktiv für die Natur oder den Umweltschutz?
Ich liebe die Natur – sie hat mich schon immer inspiriert. Und ich habe viele schöne Erinnerungen an die Zeiten, in denen ich als Kind mit meinem Vater durch die Wälder spaziert bin. Bei jeder Gelegenheit hat er ein Stück Baumrinde angehoben, um mir die Geschöpfe – die kleinen krabbelnden Tierchen – näherzubringen, die sich darunter tummeln. Mit meinen Büchern verneige ich mich vor meinem Vater und den Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in der Natur – aber auch vor unserem Planeten und all den Tieren und Geschöpfen, vor der Natur als Ganzes.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Natur?
Ich hatte mal einen bezaubernden Garten in den Hügeln im Westen von Massachusetts. Diesen Ort habe ich geliebt. Einen festen Platz in meinen Erinnerungen haben, wie gesagt, die Waldspaziergänge mit meinem Vater. Dort, wo ich jetzt lebe, habe ich einen Blick auf den schillernd blauen Ozean und den Himmel, der mich verzaubert und mir Ruhe schenkt.
Was würden Sie den Kindern kommender Generationen gerne noch sagen?
Seid freundlich zu allen Geschöpfen und passt auf unseren Planeten auf.
Interview aus dem NABU-Mitgliedermagazin „Naturschutz heute“ 3/2019.
Eric Carle ist am 23. Mai 2021 kurz vor seinem 92. Geburtstag verstorben.
Aufgepasst!
Die kleine Raupe Nimmersatt hilft beim Insektensommer: Der NABU hat ein Heft voller Aktionsideen zusammengestellt. Das 24-seitige Heft „Eine Reise vom Ei zum Schmetterling mit der kleinen Raupe Nimmersatt“ richtet sich an Erzieherinnen und Erzieher, die mit ihren Kita-Kindern die Entwicklung der Raupe zum wunderschönen Schmetterling anhand von Spiel- und Bastelideen erlebbar machen möchten. Das besondere daran: Fast alle Materialien finden sich in der Natur.
Hier gehts zum AktionsheftFür junge Naturentdecker*innen haben wir ein kostenloses Heft voller Aktionsideen zusammengestellt: „Eine Reise vom Ei zum Schmetterling“. Dazu gibt es noch ein Poster mit Spiel- und Bastelideen, für die Dokumentation in der Kita oder zum Aufkleben von Fotos und Basteleien. Mehr →
Wer kennt sie nicht, die Raupe Nimmersatt, die sich zum wunderschönen Schmetterling verwandelt? In diesem Memo laden wir euch ein, die bunte Vielfalt der Insekten zu entdecken. Mehr →
Beobachtungstipps, Bastelideen, Spiele und Aktionen für drinnen und draußen: Im Aktionsheft „Schau mal, wer da wohnt“ begibt sich der kleine Käfer Immerfrech auf eine Entdeckungsreise durch den Garten. Mehr →
Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der „Insektensommer“. Ob Falter, Biene, Käfer oder Libelle: Ab dem 2. August geht es in die nächste Zählrunde. Mehr →