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Jetzt NABU-Mitglied werden!Wie erkenne ich Recyclingpapier?
Orientierung im Label-Dschungel
Die Papierherstellung hat viele negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Daher ist es wichtig, den – in Deutschland im weltweiten Vergleich sehr hohen – Papierverbrauch zu reduzieren und statt Papier aus „frischem“ Holz, möglichst umweltfreundlicheres Recyclingpapier zu nutzen. Beim Vergleich der Umweltauswirkungen auf den Ressourcenverbrauch, die Abwasserbelastung, den Wasserbedarf und den Energieverbrauch, schneidet Recyclingpapier in der Regel wesentlich besser ab.
Produkte aus Recyclingpapier finden sich für fast alle Anwendungen, von Kopierpapier und Schulheften bis zu Hygieneartikeln wie Toilettenpapier. Für Lebensmittelverpackungen wird allerdings in der Regel kein Recyclingpapier eingesetzt, da die Gefahr besteht, dass gesundheitsgefährdende Chemikalien aus einer Altpapier-Verpackung in die Lebensmittel übergehen. Daher ist es besonders wichtig, wenigstens bei Toiletten- oder Schreibpapier auf Recyclingpapier zu achten. Produkte aus Recyclingpapier sind im Handel durch verschiedene Siegel gekennzeichnet. Der NABU empfiehlt Altpapier-Produkte mit dem Blauen Engel. Um die Orientierung im Label-Dschungel zu behalten, stellt der NABU hier die wichtigsten Siegel für Recyclingpapier vor:
Blauer Engel
Der Blaue Engel ist das Zeichen mit den höchsten ökologischen Standards für Papierprodukte aus Altpapier und wird deshalb vom NABU empfohlen. Produkte mit dem Blauen Engel für Recyclingpapier müssen in der Regel zu 100 Prozent aus Altpapier bestehen, ohne gesundheitsschädliche Chemikalien produziert werden und eine gewisse Gebrauchstauglichkeit und Alterungsbeständigkeit aufweisen. Der Papierfinder vom Umweltbundesamt zeigt, wo Papierprodukte mit dem Blauen Engel erhältlich sind.
Mit dem Blauen Engel können verschiedene Produktgruppen zertifiziert werden, zum Beispiel Schreibpapiere für Büro und Schule, Druckerzeugnisse wie Magazine oder Bücher und Hygienepapiere wie Taschentücher, Toilettenpapier oder Windeln.
Die Anforderungen für Recyclingpapier für Büro und Schule sind beispielsweise folgende:
- Verwendung von 100 Prozent Altpapier, davon mindestens 65 Prozent mittlere, untere und krafthaltige Sorten: Das ist wichtig, damit Hersteller nicht nur die besonders hochwertigen Altpapierqualitäten nutzen, sondern auch die schwieriger zu verarbeitenden, geringeren Qualitäten. Letztere stammen zum Beispiel aus der Altpapiertonne der Privathaushalte.
- Verzicht auf Chlor, optische Aufheller, halogenierte Bleichmittel und weitere gesundheitsschädliche Chemikalien in den Produktionsprozessen.
- Druckfarben und Klebstoffapplikationen müssen gut zu entfernen, beziehungsweise abtrennbar sein, damit die Produkte auch selbst gut zu recyceln sind.
- Energie- und wassersparende Herstellung.
- Höchste Qualitätsanforderungen hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit und Alterungsbeständigkeit.
FSC Recycled
Das Label FSC Recycled zeigt an, dass es sich um 100 Prozent Recyclingmaterial handelt. Allerdings können hier auch Schnittreste aus der Papierindustrie genutzt werden, das heißt zum Beispiel auch 100 Prozent hochweiße und unbedruckte Recyclingfasern, die nicht aufwendig aufbereitet werden müssen. Die Weiterverarbeitung dieser Reste sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die Aufbereitung von sogenannten Post-Consumer-Abfällen wie das Altpapier aus der Papiertonne der Privathaushalte ist wesentlich anspruchsvoller und ein größerer Beitrag zum Umweltschutz. Auch macht FSC Recycled keine Vorgaben zum Energie-, Wasser- und Chemikalieneinsatz bei der Herstellung der Recyclingpapierprodukte, genauso wenig zur Gebrauchstauglichkeit und Alterungsbeständigkeit. Daher empfiehlt der NABU bei Recyclingpapier den Blauen Engel statt FSC Recycled.
Unter den Zertifizierungen der Organisation Forest Stewardship Council (FSC) ist bei Papierprodukten und -verpackungen in Deutschland das „klassische“ FSC-Siegel viel verbreiteter als FSC Recycled. Hier handelt es sich nicht um Recyclingpapier, sondern um Papiere aus frischem Holz. Der NABU empfiehlt den Einsatz von FSC-Papieren nur, wenn kein Recyclingmaterial eingesetzt werden kann. Ein Beispiel hierfür sind unvermeidbare Verpackungen für Lebensmittel, für die in der Regel kein Recyclingmaterial genutzt werden kann. Auch bei Holzprodukten empfiehlt der NABU die FSC-Zertifizierung als anspruchsvollstes Label für Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft.
Weitere Siegel für Papierprodukte
Das PEFC-Siegel ist kein Zeichen für Altpapier, sondern für Papier- oder Holzprodukte aus „frischem Holz“, das nach dem forstwirtschaftlichen Standard „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes" (PEFC) zertifiziert ist. PEFC Deutschland sieht den PEFC-Standard als Label zur „Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung“. Für den NABU sind die Kriterien des PEFC-Standards zu schwach, um tatsächlich von einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu sprechen. Der NABU kritisiert insbesondere das ineffektive Kontrollsystem des Systems. Daher empfiehlt er FSC statt PEFC.
Das EU Ecolabel stellt Anforderungen an die Papierherstellung bezüglich Wasserverbrauch, Schadstoffemissionen und Chemikalieneinsatz. Das verwendete Material muss mindestens zu 50 Prozent von Zertifizierungssystemen wie FSC oder PEFC stammen. Ein Recyclingpapieranteil wird nicht gefordert.
Der sogenannte Nordische Schwan, offiziell das Nordic Ecolabel ist das offizielle Umweltzeichen der skandinavischen Länder. Es stellt Anforderungen an die gesamte Herstellungskette von Papier. Die ausgezeichneten Papiere dürfen beispielsweise nicht mit Elementarchlor gebleicht werden, sie können, müssen aber nicht aus Altpapier bestehen.
Daher bleiben sowohl das EU Ecolabel als auch das Nordic Ecolabel bei Papierprodukten hinter den Ansprüchen des Blauen Engels zurück.
Das Österreichische Umweltzeichen hat Kriterienkataloge für verschiedene Papierprodukte: Schreib-, Kopier, EDV- und Druckpapier müssen zu 100 Prozent aus Recyclingpapier bestehen. Wie beim Blauen Engel gibt es auch Vorgaben zum Einsatz unterer Altpapierqualitäten sowie zu einem umweltfreundlichen Herstellungsprozess. „Hochqualitatives Papier“ für Tintenstrahl- und Hochleistungslaserdrucker sowie Papier für Zeitungen, Zeitschriften und Magazine wird jedoch auch ohne Recyclingpapieranteil zertifiziert. Hier reicht – sofern die Anforderungen an einen umweltfreundlichen Herstellungsprozess erfüllt werden – allein die Herstellung aus Holz, das zu 50 Prozent aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Kennzeichnungen, die eher täuschen als informieren
Die Kennzeichnung Aqua pro natura – Weltpark Tropenwald der Vereinigung deutscher Hersteller für umweltschonende Lernmittel findet sich auf Papier, das nicht aus Recyclingpapier, sondern zu 100 Prozent aus Primärfasern, das heißt frischem Holz, hergestellt wurde. Das Siegel soll garantieren, dass die Hölzer für den Zellstoff nicht in Folge von Raubbau an tropischen Regenwäldern gewonnen wurden und chlorfrei gebleicht wurde. Damit wird allerdings nicht ausgeschlossen, dass das Holz aus den nordischen Urwäldern in Skandinavien, Russland oder Kanada stammt. Hinzu kommt, dass die meisten Papiere heutzutage chlorfrei gebleicht werden. Der Bezug auf den besonderen Schutz des Wassers ist damit nicht nachzuvollziehen, vor allem auch angesichts fehlender Vorgaben für einen umwelt- und naturfreundlichen Herstellungsprozess. Darüber hinaus fehlt eine unabhängige Zertifizierungsstelle, wie auch unabhängige Kontrollen durch externe Prüfer*innen, die bei diesem Kennzeichen nicht vorgesehen sind.
Die Kennzeichnung chlorfrei gebleicht fokussiert ein wichtiges Thema bei der Papierherstellung: die Bleiche, um möglichst weißes Papier zu erhalten. Ehemals wurde dafür elementares Chlor eingesetzt, welches das Abwasser mit chlorierten Kohlenwasserstoffen wie Dioxinen belastet. Diese sind nur schwer abbaubar und belasten die Umwelt langfristig. Daher wurde in Deutschland und anderorts bereits vor Jahrzehnten auf andere Chemikalien zum Bleichen umgestellt: Anstelle des elementaren Chlors verwenden die Hersteller nun entweder Chlordioxid (ECF-Bleiche) oder Sauerstoff(-Verbindungen) bzw. Wasserstoffperoxid (TCF-Bleiche). Die bloße Bezeichnung chlorfrei gebleicht schließt eine ECF-Bleiche mit Chlorverbindungen nicht aus. Erst 100 % chlorfrei gebleicht garantiert den vollständigen Verzicht auf Chlor oder Chlorverbindungen. Mit der ECF-Bleiche wird die Belastung des Abwassers nur reduziert, mit der TCF-Bleiche kann der Wert von umweltbelastenden organischen Verbindungen im Abwasser bis unter die Grenze der Nachweisbarkeit gesenkt werden. Noch umweltfreundlicher ist es allerdings, Abstriche beim Weißegrad zu machen, um weniger Chemikalien in der Papierproduktion einzusetzen.
Die Kennzeichnung holzfrei ist für den NABU irreführend, denn die so bezeichneten Produkte basieren auch auf Holz, meistens auch aus Primärfasern. Im klassischen ersten Schritt der Papierproduktion wird in einem äußerst energieintensiven Verfahren das im Holz enthaltene Lignin abgetrennt und Zellstoff gewonnen, aus dem im nächsten Schritt Papier hergestellt werden kann. Dies ist das ganz normale Vorgehen, so dass das Papier dann „Holzstoff-frei“ genannt wird. Dieses vergilbt weniger stark und zeichnet sich durch einen höheren Weißegrad aus, als wenn das Lignin nicht abgetrennt worden wäre. Holzfrei ist demnach eine Qualitätsbezeichnung und nicht eine Aussage über ökologische Vorteile. Für den NABU sollte dieser Begriff nicht auf Papierprodukten als Werbeaussage abgedruckt werden dürfen, da Verbraucher*innen irrtümlich denken können, dass es sich um Recyclingpapier handle.
Tipp: Übersicht der Verbraucherzentralen zu Kennzeichnungen auf Papierprodukten
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