Frischer Bildeindruck vom ersten Insektensommer-Wochenende: Grashüpferlarve in seltener rosa Farbvariante (aufgenommen in Potsdam-Eiche) - Foto: Helge May
Feuerwanzen beim NABU-„Insektensommer“ am häufigsten gemeldet
Weniger Insekten bei Regenwetter zu sehen
UPDATE | 20. Juni 2024 – Die Feuerwanze ist beim ersten „Insektensommer“-Zählzeitraum 31. Mai bis 9. Juni am häufigsten gemeldet worden. Danach folgt die Hainschwebfliege – und die Steinhummel auf Platz drei. In diesem Jahr steht die Feuerwanze mit der Entdeckungsfrage im Fokus.
„Mit der Entdeckungsfrage wollen wir es Neueinsteiger*innen leichter machen, bei der Aktion mitzumachen. Denn für den Anfang kann es hilfreich sein, sich zunächst auf eine Art zu konzentrieren”, sagt Dr. Laura Breitkreuz, Insektenexpertin beim NABU.
Noch sind die Zeitreihen beim vor sieben Jahren gestarteten Insektensommer vergleichsweise kurz. Bei der Bewertung der aktuellen Zählung ist deshalb Vorsicht geboten, erst recht, weil sie anfangs stark vom Wetter überformt wurde. Einige Aussagen lasen sich aber treffen:
Die Entdeckungsfrage wirkt
Nach Marienkäfern und Hummeln bei vorigen Aktionen wird 2024 per Entdeckungsfrage die Feuerwanze gesucht. Wurde sie sonst von 15 bis 20 Prozent der Beobachtungsorte gemeldet, kam die Feuerwanze jetzt mit Unterstützung der Entdeckungsfrage auf über 50 Prozent. Die Feuerwanze gehört zu den Arten, die im Früh- und Hochsommer ungefähr gleich häufig anzutreffen sind. Die Chancen stehen also gut, dass sie auch bei der Zählung im August „gewinnt“.
Nach dem Regen kamen die Insekten
Bei Regen verstecken sich viele Insekten und so ist es kein Wunder, dass am stark verregneten ersten Beobachtungswochenende rund ein Viertel weniger Insektenarten je Beobachtungsort gesehen wurden. Dann besserte sich das Wetter aber und am Ende lag die Artenvielfalt über den gesamten Zählzeitraum sogar ein wenig höher als im Vorjahr (durchschnittlich 9,1 zu 8,9 Arten je Beobachtungsort).
Schmetterlinge kriegen noch mal die Kurve
Neben Libellen wichen vor allem Schmetterlinge dem Regen aus. Auch hier nahmen die Beobachtungen aber bei besserem Wetter deutlich zu, so dass ein knapp durchschnittlicher Gesamtwert heraussprang. Große Unterschiede gab es bei den einzelnen Arten. Während Tagpfauenauge und Admiral richtig gut dastanden, wurden Kleiner Kohlweißling und Zitronenfalter so wenig beobachtet wie nie seit Beginn des Insektensommers. Der Kleine Fuchs fiel erstmals sogar aus der Liste der 100 meistbeobachteten Insektenarten.
Schlechter Start ins Hummeljahr
Kurzfristig kommen Hummeln mit schlechtem Wetter vergleichsweise gut zurecht. Es gab deshalb kaum Unterschiede in der Beobachtungshäufigkeit zwischen dem Regenwochenende und dem Rest der Zählung. Allerdings waren die Zahlen bei den drei Hauptarten Steinhummel, Erdhummel und Ackerhummel so niedrig wie noch nie. Wahrscheinlich hat das regenreiche Frühjahr die Entwicklung der Hummelvölker doch behindert. 2021 hatten die Hummelvölker bei ähnlich bescheidenen Juniwerten den Entwicklungsrückstand bis August nicht mehr aufgeholt. Ob es 2024 besser werden wird?
Keine Anzeichen für eine Wespenplage
Bekommen wir eine Wespenplage? Kaum eine Insektenfrage wird von Medien und Publikum so häufig gestellt wie diese. Anfang Juni sind die Wespenvölker aber noch in einem frühen Stadium, eine ernsthafte Prognose ist unmöglich. Und so lässt sich aufgrund der sehr durchschnittlichen Wespenwerte 2024 nur sagen, dass es bisher keine Anzeichen für ein besonderes Wespenjahr gibt. 2018 bis 2020 wurden im Juni jeweils fast doppelt so häufig Wespen gemeldet wie 2024. Auch bei den Hornissen, die 2023 ein sehr gutes Jahr hatten, sieht es aktuell nur durchschnittlich aus.
Hier finden Sie alle Ergebnisse des ersten Meldezeitraums in Karte und Tabelle.
Beim zweiten Zählraum vom 2. bis 11. August sind alle kleinen und großen Insektenfans erneut aufgerufen, eine Stunde lang Feuerwanzen und weitere Insekten zu beobachten und dem NABU zu melden. „Für den zweiten Zählzeitraum im August hoffen wir auf besseres Wetter“, so Breitkreuz. „Bei Dauerregen und kühlen Temperaturen, wie in weiten Teilen Deutschlands, fliegen auch Insekten nicht gern, sondern sitzen still oder verstecken sich.“ Bei windstillem und sonnigem Wetter hingegen tummeln sie sich gern und lassen sich auch an ungewöhnlichen Orten beobachten und zählen wie am Badesee oder beim Warten auf den Bus.
Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular oder mit der kostenlosen Web-App NABU Insektensommer. Hier finden Sie beide Meldewege >>
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Auch die Gewöhnliche Strauchschrecke ist jetzt noch als Larve unterwegs (Katharinenholz Potsdam) - Foto: Helge May
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Gleiches gilt für viele Wanzen wie hier die Larve der häufigen Roten Halsring-Weichwanze (Katharinenholz Potsdam)- Foto: Helge May
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Eichen-Lederzikade auf Brennnesselblatt (Katharinenholz Potsdam) - Foto: Helge May
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Hier hat jemand auf Flockenblumenblättern deutliche Fraßspuren hinterlassen... - Foto: Helge May
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... Sie stammen vom winzigen Flockenblumen-Flohkäfer (Spreebogenpark Berlin-Mitte) - Foto: Helge May
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Erbsenkäfer auf Erbsenblüte (Botanischer Garten Potsdam) - Foto: Helge May
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Großnasige Weichwanze (Stadtgarten am Obelisken, Potsdam) - Foto: Helge May
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Zierlicher Widderbock (Wildpark Potsdam) - Foto: Helge May
Update | 04. Juni 2024 - Das erste Aktionswochenende des diesjähriges „Insektensommers“ war in weiten Teilen Deutschlands ziemlich verregnet. Kein Wunder, dass die Teilnahme gegenüber den Vorjahren deutlich zurückging. Dauerregen macht halt wenig Lust auf Naturentdeckung. Zudem gilt „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ leider nicht für die Insektenbeobachtung. Bei Regen fahren nämlich die meisten Sechsbeiner ihre Aktivitäten runter. Statt munter herumzufliegen, sitzen sie still oder verstecken sich sogar.
Noch bis Sonntag beobachten, Meldeschluss ist am 16. Juni
Umso größeren Dank gilt Allen, die dem Wetter getrotzt haben und dennoch auf Insektenpirsch gingen. Das Gute am Insektensommer ist, dass noch die ganze Woche über bis einschließlich Sonntag, 9. Juni, beobachtet und gezählt werden kann. Das Online-Meldeformular ist sogar eine weitere Woche länger geöffnet. Wer Spaß an der Naturbeobachtung hat, kann also noch aktiv werden. Es lohnt sich! Tagelanger Sonnenschein ist nicht vorhergesagt, es bleibt wechselhaft. Aber selbst für die Hochwassergebiete Süddeutschlands sind die Unwetterwarnungen inzwischen aufgehoben.
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Diese Goldwespe hat sich bei trübem Wetter lieber schlafen gelegt (Stadtgarten am Obelisken, Potsdam) - Foto: Helge May
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Sechzehnfleck-Marienkäfer auf Brennnesselblatt (Park Sanssouci Potsdam) - Foto: Helge May
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Langsame Räuber: Schwebfliegenlarven auf Blattlauspirsch (Stadtgarten am Obelisken, Potsdam) - Foto: Helge May
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Schon am Ziel: Siebenpunkt-Marienkäfer frisst Blattlaus (Botanischer Garten Potsdam) - Foto: Helge May
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Geschwärzter Johannisbeerwickler auf Pfaffenhütchenblatt (Potsdam-Eiche) - Foto: Helge May
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Metallic-Schönheit: die Gewöhnliche Waffenfliege (Katharinenholz Potsdam) - Foto: Helge May
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Korbblütler-Weichwanze (Stadtgarten am Obelisken, Potsdam) - Foto: Helge May
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Mausgrauer Schnellkäfer (Spreebogenpark Berlin-Mitte) - Foto: Helge May
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Nicht näher bestimmbare Sackträgermotte (Wildpark Potsdam) - Foto: Helge May
Bei der Interpretation der bisher eingegangenen Meldungen ist nach nur wenigen Beobachtungstagen und ungewöhnlichem Wetter Vorsicht geboten. Am stärksten gingen die Meldungen bei den Libellen zurück, den meisterhaften Fliegern scheint der Regen am wenigsten zu passen. Aktuell rangieren nur Hufeisen-Azurjungfer, Große Pechlibelle und Blauflügelige Prachtlibelle unter den 100 meistbeobachteten Arten. Auch die Vielfalt der Schmetterlinge unter den Top 100 hat deutlich nachgelassen, lediglich Tagpfauenauge und Admiral zeigen bisher Normalniveau. Rar machen sich zudem Erd- und Ackerhummel, obwohl Hummeln mit schlechtem Wetter vergleichsweise gut zurechtkommen sollten.
Schlechtwetter-Beobachtungstipps
Schlechtes Wetter mögen Insekten nicht wirklich. Erst recht, wenn es feucht wird, denn das erschwert das Insektenleben und auch die Gefahr von Krankheiten und Pilzbefall nimmt zu. Bei Regen wird der Flugverkehr eingestellt und viele Insekten verstecken sich. Um nun Sechsbeiner zu erleben, muss man die Strategie ändern und aktiv suchen. Als Versteck besonders beliebt sind die Unterseite von Blättern, ob nun von Brennnesseln oder von Eichen. Es lohnt sich unbedingt, von unten hinzuschauen oder die Blätter vorsichtig umzudrehen. Oft sitzen Käfer, Wanzen und Wildbienen auch in mehr oder minder geschlossenen Blüten.
Wer sonst vor allem bunten Faltern nachjagt oder laut brummenden Holzbienen, wird an einem dichten Krautsaum oder einem niedrig hängenden Zweig zunächst einmal nur ein grünes Nichts sehen. Das Auge muss sich erst an die feinen optischen Unterschiede gewöhnen, um auch dort Insekten zu erkennen.
Eine weitere Beobachtungsmöglichkeit sind Minen und Gallen. Das sind Spuren, die Tiere an Pflanzen hinterlassen, so typisch, dass sich damit bestenfalls die Tierart genau identifizieren lässt. Minen sind Fraßspuren. Nicht unterirdisch wie eine Kohlemine, sondern meist an Blättern. Die Larven von Fliegen oder Kleinschmetterlingen fressen sich durch ein Blatt, aber nur durch die obere oder untere Schicht, so dass keine Löcher, sondern eine meist geschlängelte Fraßspur entsteht. Es gibt zwar auch Insekten, die wenig wählerisch sind. Die Kombination von angefressener Pflanzenart und Form der Mine ist aber oft eindeutig.
Noch vielfältiger sind Pflanzengallen. Neben Insekten können vor allem Milben – sie gehören zu den Spinnen – Verursacher sein. Durch Bisse oder Stiche unter Abgabe von Enzymen werden die Pflanzen stimuliert, um Eier und Larven der Verursacher herum Gallen auszubilden. Das kann von einfachen Schwellungen bis hin zu völlig bizarren Gebilden reichen. Wieder ist es die Kombination aus Pflanzenart und Erscheinungsbild, die die Täter überführt. Botanische Grundkenntnisse sind also unabdingbar. Eine Galle nur einem „Strauch“ oder einer „Blume“ zuzuordnen, wird leider nicht zum Ziel führen.
Minen-Identifikation ist oft Detektivarbeit. Diese beiden englischsprachigen Websites helfen, hier kann man sich die Minierer nach Pflanzenarten anzeigen lassen: Plant Parasites of Europe, British Leafmines.
Mit Abstand am häufigsten – an 58 Prozent aller Beobachtungsorte – wurde bisher die Feuerwanze beobachtet. Das wird sicher auch so bleiben, denn die rotschwarze Art steht dieses Jahr im Mittelpunkt der Entdeckungsfrage. Wer sich nicht an die komplette Insektenvielfalt herantraut, kann sich ganz auf die Feuerwanze konzentrieren.
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Frühlingsbote und Müllabfuhr: Feuerwanze im Mittelpunkt des Insektensommers
Vom 31. Mai bis 9. Juni Sechsbeiner zählen
31. Mai 2024 – Zum siebten Mal ruft der NABU zu Deutschlands größter Insektenzählung auf. Diesmal steht die Feuerwanze im Mittelpunkt der Mitmach-Aktion. Kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen im Garten, sind sie zur Stelle – und zwar als eingespieltes Team. Die Feuerwanze zieht mit ihrer markanten schwarz-roten Färbung die Blicke auf sich und hält so potenzielle Feinde auf Distanz. Sie sorgen für Ordnung, indem sie Pflanzensamen, Insekten- und Schneckeneier vertilgen. Damit helfen sie, die Anzahl der Gartenschädlinge in Schach zu halten.
Die Zählaktion Insektensommer soll vor allem die Freude am Entdecken der Natur fördern. Um den Einstieg in diese vielfältige Welt – in Deutschland leben rund 34.000 Insekten – zu erleichtern, dreht sich die Entdeckungsfrage um die geselligen Wanzen, die auch als Feuer- oder Schusterkäfer bekannt sind. Aber eben keine Käfer sind.
Sie haben schon fleißig Insekten gezählt? Dann haben Sie folgende Möglichkeiten Ihre Beobachtungen bis zum 9. Juni (Nachmeldezeitraum bis 16. Juni) bei uns einzureichen:
Entdeckungsfrage
Alle kennen sie und vielleicht haben auch Sie sich schon über die großen Ansammlungen von Feuerwanzen gewundert?! Die geselligen rot-schwarzen Tiere sind echte Alleskönner. Beim Insektensommer schauen wir uns die Feuerwanzen und ihre Lebensweise mal genauer an. Mehr →
Insektenvielfalt ist unverzichtbar für ein gesundes Ökosystem
Es ist enorm wichtig zu verstehen, welche Rolle Insekten in unseren Ökosystemen spielen. Für ein natürliches Gleichgewicht im Garten beispielsweise braucht es auch eine große Artenvielfalt bei den Insekten. Genau hier setzt der Insektensommer an: Durch die Freude und Neugier am Entdecken können alle mehr über die vielen Arten und ihre Lebensräume lernen. Oder wissen Sie, warum sich Feuerwanzen immer so zahlreich versammeln? Oder ob es Wildbienen gibt, die bei Regen fliegen? Finden Sie es beim Insektensommer heraus.
In ganz Europa gibt es eine große Insektenvielfalt und ihr Schutz kennt keine Landesgrenzen. Am 9. Juni – dem zweiten Zählwochenende – findet die Europawahl statt. Diese Wahl hat großen Einfluss darauf, wie in Zukunft Biodiversität und damit auch die enorm wichtige Artenvielfalt der Insekten geschützt und zum Beispiel durch eine nachhaltige Landwirtschaft gefördert wird.
So geht Insektensommer
Beobachten und Zählen kann jeder und fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich oder Bach. Das Beobachtungsgebiet sollte nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus sein. Gezählt wird bis zu einer Stunde. In unserer Zählhilfe finden Sie die häufigsten Arten zur leichteren Bestimmung. Anschließend übertragen sie das in unser Online-Meldeformular oder in unsere Web-App.
Viel Spaß beim Entdecken!
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