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Jetzt NABU-Mitglied werden!Moore ins EU-Renaturierungsgesetz!
Die Trilogverhandlungen laufen, finaler Beschluss am 9. November erwartet
1. November 2023 – Irgendwas zwischen Chance und Zitterpartie: So lassen sich die aktuellen Trilogverhandlungen zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission zum EU-Renaturierungsgesetz beschreiben. Gehört die Zukunft in Europa intakten Ökosystemen wie Mooren, Wäldern und Co.? Die Weichen wurden zumindest in den letzten Monaten dafür gestellt: Eine Mehrheit des EU-Parlaments hatte am 12. Juli für das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) gestimmt. Im letzten von drei Trilogverhandlungen soll nun am 9. November über die konkrete Ausgestaltung des EU-Renaturierungsgesetz entschieden werden. Es kommt auf viele Details an, die für Biodiversität und Klima von enormer Bedeutung sind.
Update
In der Nacht zum 10. November hat das Gesetz die nächste Hürde genommen: Die Trilogverhandlung endet mit einer Einigung. Das Ergebnis und unsere Einordnung lesen Sie hier.
Das Ringen um die Moore in Agrarökosystemen
23 Artikel umfasst der Gesetzentwurf aktuell. Um einen Artikel wird dieser Tage hinter den Kulissen besonders gerungen, um Artikel 9. Er betrifft die Wiederherstellung landwirtschaftlich genutzter Ökosysteme und könnte – sollte er es in den finalen Gesetzestext schaffen – für diese Flächen erstmals effektive Renaturierungsziele für alle 27 EU-Mitgliedstaaten festlegen. Diese beinhalten neben dem Schutz von Feldvögeln, Wiesenschmetterlingen, Landschaftselementen und dem Bodenschutz auch landwirtschaftlich genutzte Moorböden.
Mit dem Gesetz will die EU nicht „nur“ die Natur wiederherstellen, sondern auch einen essenziellen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten. Schon deshalb müssen ambitionierte Vorgaben zur Wiederherstellung von Agrarökosystemen als Grundpfeiler Teil des Gesetzes werden. Auch mit Blick auf Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel müssen Moorflächen in den Trilogverhandlungen eine zentrale Rolle spielen.
Denn heute gelten rund 50 Prozent aller Moore innerhalb der EU als degradiert und zwar hauptsächlich durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Auf diesen Flächen sind keine moortypischen Arten wie Birkhuhn, Hochmoor-Perlmutterfalter oder Torfmoos mehr zu finden. Zudem stammen rund sieben Prozent der gesamten EU-Treibhausgasemissionen aus Mooren, die für die Land- oder Forstwirtschaft entwässert wurden – innerhalb der EU ist Deutschland der größte Verursacher. In diesem Zustand heizen Moore die Klimakrise weiter an. Wenn die EU sich hingegen um ihre Moore kümmert, können sie als effektivste Kohlenstoffspeicher innerhalb der Landökosysteme fungieren und zahlreiche Ökosystemleistungen erbringen.
Über 100 Organisationen fordern „Power to the Peatlands!“
Würden sich die Verhandler*innen gegen den Artikel 9 entscheiden, wäre das nicht nur eine beliebige Leerstelle in einem Gesetzestext. Es hätte auf lange Sicht schwerwiegende Folgen für Mensch und Natur, eine einmalige Chance für den Naturschutz in Europa wäre vertan. Für ein starkes EU-Renaturierungsgesetz muss der gesamte Artikel 9, und damit ehrgeizige Ziele für die Wiederherstellung von Moorgebieten, in der Schlussverordnung enthalten sein.
Das haben diesen Herbst auch über 100 Organisationen, darunter BirdLife International, das Greifswald Mire Centre und der NABU, auf der bisher größten Moorschutzkonferenz Europas im belgischen Antwerpen gefordert. Unter dem Motto „Power to the Peatlands“ fordert das Bündnis zudem, das Gesetz mit übergreifenden politischen Zielen und Verordnungen der EU in Einklang zu bringen. Hier geht es zur ganzen Erklärung.
Gemeinsam rufen wir alle Verhandler*innen im EU-Parlament, Rat und in der Kommission dazu auf: Setzen Sie sich auf den letzten Verhandlungsmetern für ein ambitioniertes EU-Renaturierungsgesetz und Europas Moore ein. Der Countdown für die Natur läuft.
Knapp 80 Prozent der geschützten natürlichen Lebensräume in Europa sind geschädigt. Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur soll bedrohte Ökosysteme wie Moore, Wälder und Auen wieder in einen guten Zustand bringen. Das hilft auch uns Menschen. Mehr →
Die EU-Kommission hat ihr Naturschutzpaket als Teil des Europäischen Green Deals vorgestellt. Vor allem die verbindlichen Ziele für die Renaturierung und Reduktion der Pestizide sind ein historischer Schritt für den Schutz der biologischen Vielfalt. Mehr →