Sorgt auch bei Regenwetter für Freude: Licht-Marienkäfer auf Brennnesselblatt - Foto: Helge May
Wochenend und Sonnenschein?
Der Insektensommer 2023 geht in die Schlussphase
11. August 2023 – Nach dem vergleichsweise ruhigen Wetter ab Wochenmitte wird es am Samstag und Sonntag wieder wechselhaft. In manchen Regionen kann es zu Gewittern und Starkregen kommen, aber fast überall sollte sich im Laufe der beiden Tage ein zur Beobachtung geeignetes Stündchen finden lassen.
Laut Vorhersage werden die Gutwetterphasen meist eher am Vormittag liegen, dann ist auch die Chance am größten, dass sich Insekten zeigen. Besonders zahlreich scheinen neben vielen Hummeln dieses Jahr die Siebenpunkt-Marienkäfer zu sein, auch Grüne Heupferde machen sich mit ihrem durchdringenden Sirren überall bemerkbar. Je wärmer es ist, desto schneller werden bei den Heuschrecken die Reibetöne, wird es kühler, nimmt die Frequenz deutlich ab.
Der NABU hofft, dass viele Insektenfans schon Zählhilfe, Stift, Becherlupe, Smartphone oder Fotoapparat parat haben und nur darauf warten loszulegen. Der offizielle Beobachtungszeitraum geht noch bis einschließlich Sonntag, gemeldet werden können die Beobachtungen eine Woche länger bis zum 20. August. Übrigens leistet auch ein Fernglas wertvolle Dienste, denn damit lassen sich Insekten ganz nah heranholen und betrachten, ohne sie zu stören. Wir wünschen viel Spaß bei der Naturerkundung!
Zum Endergebnis
Die Erdhummel summt im zweiten Jahr in Folge an die Spitze. Schmetterlinge machten sich dagegen rar. Insektenfans deutschlandweit: Knapp 14.000 Menschen beteiligten sich in diesem Jahr an der NABU-Aktion. Mehr →
Welche Insekten wurden beobachtet? Die Ergebniskarte bietet einen Überblick über die Beobachtungspunkte (also die verschiedenen Insekten an einem Ort), die Arten, die Lebensräume und die Summe der eingegangenen Meldungen. Auch die verschiedenen Meldezeiträume über die Jahre hinweg lassen sich vergleichen. Mehr →
Hoffen auf besseres Wetter
Regen und Sturm machen der Zählaktion schwer zu schaffen
09. August 2023 – Verlief der Start zur zweiten Zähletappe am Freitag und Samstag noch normal, folgte ab Sonntag ein jäher Absturz. So wenige Meldungen gab es bei der Aktion noch nie. Was wäre wohl das ideale Wetter für neue Insektensommer-Rekorde – tagelang strahlender Sonnenschein oder doch lieber ein paar Wolken dazwischen, damit nicht alle im Freibad abhängen, statt Insekten zu zählen? Wirklich schwer zu sagen. Ganz bestimmt nicht ideal sind Regen und Sturm, wie wir sie seit dem Wochenende erlebten. Doch nun ist Wetterbesserung in Sicht und Gelegenheit, Verpasstes nachzuholen.
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Rotbeinige Stieldickkopffliege ruht sich auf Nachtkerze aus - Foto: Helge May
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Hausfeldwespen stehen auf Königskerzen, oft findet man gleich mehrere an einem Blütenstand - Foto: Helge May
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Italienische Schönschrecke im Botanischen Garten Potsdam. Die Art gehört zu den Klimawandel-Gewinnern. - Foto: Helge May
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Der Große Pappelblattkäfer ist nicht zu übersehen - Foto: Helge May
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Stinkwanzenlarve im Garten - Foto: Helge May
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Ohrwurm/Ohrenkneifer beißt sich an Rainfarn fest - Foto: Helge May
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Blutbiene auf Grauer Skabiose - Foto: Helge May
Während die Teilnahme stockt, sehen die Insektenzahlen ganz gut aus: Je Beobachtungsort wurden sogar etwas mehr Arten gemeldet als in den beiden Vorjahren. Da wo gezählt wurde, hat man also nicht einfach einen Regenschirm aufgespannt, um zu schauen, ob sich Insekten blicken lassen. Es wurde offenbar gezählt, wenn die Bedingungen kurzfristig akzeptabel schienen. Dass es unverändert viel zu entdecken gibt, zeigen auch unsere Bilder, die alle am Samstag und Sonntag in Potsdam entstanden.
Bisher mehr Arten je Beobachtungspunkt als im Vorjahr
Das Insektensommer-Endergebnis wird erst in anderthalb Wochen vorliegen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass schon früh grobe Trends ablesbar sind. So ist 2023 nur ein mäßiges Schmetterlingsjahr. Bei der Juni-Zählung waren die Zahlen gegenüber dem tollen Vorjahr um die Hälfte eingebrochen. Ganz so arg ist es inzwischen nicht mehr, aber es zeichnet sich ein Minus von 20 bis 30 Prozent ab.
Für die langfristige Entwicklung sagt das wenig, die natürlichen Schwankungen von Jahr zu Jahr sind bei Insekten groß. Meistgemeldeter August-Falter ist der Kleine Fuchs, gefolgt von Kohlweißling, Admiral und Taubenschwänzchen. Bei den kolibrigleichen Taubenschwänzchen ist der Rückgang gegenüber ihrem Rekord 2022 besonders stark, sie landen aber immerhin auf Durchschnittsniveau.
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Begegnung am Ackerrand: die winzige Erzwespe Brachymeria tibialis an Rainfarn - Foto: Helge May
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Eine Braunbürstige Hosenbiene ruht bei Nieselregen in einer Wegwartenblüte - Foto: Helge May
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Der Kaisermantel, hier an Kantenlauch, ist ein typischer Hochsommer-Schmetterling- Foto: Helge May
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Feuerwanzenlarven tummeln sich an einem Lindenstamm - Foto: Helge May
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Helle Farbvariante des Sechzehnfleck-Marienkäfers - Foto: Helge May
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Wird der Regen stärker, zieht sich die Streifenwanze tiefer in das Fruchtkörbchen der Wilden Möhre zurück - Foto: Helge May
Auch ein außergewöhnliches Wespenjahr ist nicht mehr zu erwarten, obgleich die Völker ihre volle Kopfstärke erst in drei bis vier Wochen erreichen. Wie bereits im Juni sind die Zahlen aktuell eher unter Normal. Es wird wie immer reichlich Wespen in den Kuchenauslagen der Bäckereien geben und sie werden auch am Kaffeetisch nerven. Aber nicht mehr als üblich. Von der großen Verwandtschaft, den Hornissen, werden aktuell sogar weniger gemeldet als im Juni.
Holzbiene, Heupferd und Streifenwanze mit guten Werten
Der Insektensommer ist kein Wettrennen zwischen den Arten, dennoch ist ein Blick auf die Reihenfolge interessant: Von ganz vorne grüßen wie im Vorjahr Ackerhummel, Erdhummel und Steinhummel. Zum einen, weil man sie tatsächlich fast überall auf Nektarsuche sieht, zum anderen, weil sie durch die Entdeckungsfrage „Erkennen Sie die Hummel am Hintern?“ einen zusätzlichen Aufmerksamkeitsschub erhalten. Umso erstaunlicher ist, dass der Siebenpunkt-Marienkäfer an die Hummeln nahe rankommt und sich momentan vor der Steinhummel auf den dritten Rang schiebt. Mit fast 40 Prozent der Beobachtungsgebiete wird der Glücksbringer bisher doppelt so oft gesehen wie 2022.
Ebenfalls stärker als im Vorjahr vertreten sind das Große Heupferd sowie Feuer- und Streifenwanze. Auch bei der Blauen Holzbiene sieht es gut aus, der auffällige dicke Brummer scheint sich dauerhaft in den Top 10 zu etablieren. Wir dürfen gespannt sein, ob sich diese Trends bis zum Ende halten oder es doch noch größere Überraschungen gibt.
Sommer, Sonne, Badesee – und die Becherlupe einpacken
Der Insektensommer 2023 geht in die zweite Runde
04. August 2023 – Der Insektensommer geht heute in die zweite Runde: Vom 4. bis 13. August rufen wir wieder auf, die faszinierende Welt der Insekten zu erkunden. Auch wer im Urlaub ist, kann problemlos an der Zählaktion teilnehmen.
Abkühlung brauchen übrigens auch Insekten: Die Blaugrüne Mosaikjungfer lebt und jagt zum Beispiel an langsam fließenden oder stehenden Gewässern. Sie ist eine unserer Kernarten in der jetzt beginnenden zweiten Zählperiode des Insektensommers. Mit dem Blick auf diese Kernarten wird die große Insekten-Vielfalt etwas überschaubarer. Neben der Mosaikjungfer befinden sich auf unserer Zählhilfe übrigens noch Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Ackerhummel, Holzbiene, Siebenpunkt-Marienkäfer, Grünes Heupferd und die Streifenwanze.
Ziel der Aktion: Die Artenkenntnis fördern und dabei die Begeisterung für die Sechsbeiner wecken. „Insekten bestäuben unsere Nutzpflanzen, sind Nahrungsquelle für andere Tiere und sorgen nicht zuletzt für eine bessere Bodenqualität“, erklärt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller und betont, wie wichtig es ist, sich für ihren Schutz und Erhalt einzusetzen.
Sie haben schon fleißig Insekten gezählt? Dann haben Sie folgende Möglichkeiten, Ihre Beobachtungen einschließlich Nachmeldefrist bis spätestens 20. August bei uns einzutragen:
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Blaugrüne Mosaikjungfer (Männchen) - Foto: Monika Povel
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Schwalbenschwanz - Foto: Frank Derer
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Kleiner Fuchs - Foto: Frank Derer
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Ackerhummeldrohne auf Riesenskabiose - Foto: Helge May
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Blauschwarze Holzbiene an Breitblättriger Platterbse - Foto: Lutz Allner
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Siebenpunkt-Marienkäfer - Foto: Helge May
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Streifenwanze - Foto: Helge May
Vielfalt schützen, richtig zählen: so klappt's
Die Insektenbestände sind in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen. Um Insekten zu helfen, kann man im eigenen Garten Großes bewirken. „Weniger ist mehr: Weniger mähen, weniger Unkraut jäten, einfach mal etwas stehen oder liegen lassen", erklärt NABU-Insektenexpertin Laura Breitkreuz, „Wilde Ecken, Totholzhaufen und insektenfreundliche Pflanzen bieten Lebensraum und Nahrungsquellen für die Sechsbeiner.“ Durch eintönig gestaltete Landschaften und den Einsatz von Pestiziden haben es die Tiere immer schwerer.
Ist so ein Refugium erst eingerichtet, lassen sich die Sechsbeiner beim Insektensommer auch leichter beobachten und zählen. Alles, was es dann noch braucht, ist ein ruhiger Platz und eine Stunde Zeit. Es empfiehlt sich, auch eine Lupe zur Hand zu haben, um die Tiere einfacher bestimmen zu können. In einem Radius von etwa zehn Metern werden dann alle Insekten erfasst und schließlich online gemeldet.
Viel Erfolg bei der Insektenexpedition!