Blesshuhn mit Halsband „2F3“, am Sonntag in Potsdam gesehen: Neben den bekannten kleinen Beinringen werden in der Vogelforschung auch große Markierungen verwendet, die sich per Fernglas aus größerer Entfernung ablesen lassen. Wer ein derart markiertes Tier bei der „Stunde der Wintervögel“ beobachtet, sollte die Info an die Forscher*innen weiterleiten. Ein Blick auf der Website European Color-Ring Birding (www.cr-birding.org) verrät… - Foto: Helge May
„Stunde der Wintervögel“ 2023
Prognosen, Trends, Zwischenergebnisse zur Zählaktion
25. Januar 2023 - Nachdem auch die letzten Meldungen geprüft und eingetragen wurden ist die diesjährige „Stunde der Wintervögel“ nun auch offiziell abgeschlossen. Der bereits am Zähl-Wochenende beobachtete Trend hat sich derweil bestätigt: Es waren im Schnitt weniger Vögel an den Futterstellen unterwegs. Vor allem einige Waldvogelarten ließen sich seltener blicken, auch sonst übliche Wintergäste aus dem Nordosten wurden deutlich seltener gesichtet, wie das Endergebnis zeigt.
Die nächste große Zählaktion wirft indes schon ihren Schatten voraus: Im Mai kann wieder bei der „Stunde der Gartenvögel“gezählt werden. In diesem Jahr kann vom 12. bis zum 14. Mai dann wieder das Futterhaus beobachtet werden.
17. Januar 2023 – Das Zählwochenende ist inzwischen vorbei, auch die Nachmeldefrist ist inzwischen auch abgelaufen. Weit über 90.000 Vogelfreund*innen haben sich an der Stunde der Wintervögel 2023 beteiligt. „Das wenig zu Vogelbeobachtungen einladende nasskühle Wetter hat sich auch auf die Teilnehmendenzahlen ausgewirkt“, zieht NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller eine Zwischenbilanz. Die Ergebnisse werden nun von den Ornitholog*innen des NABU ausgewertet.
Witterungsbedingungen wirken sich unterschiedlich aus
Trends, die schon während des Wochenendes auffielen, scheinen sich unterdessen zu verfestigen: Weiterhin wurden überdurchschnittlich viele Gänse gesichtet und gemeldet. Vögel, die vor allem in Wäldern heimisch sind, wurden seltener gezählt – vor allem der Eichelhäher war offensichtlich seltener zu Gast am Futterhaus.
Insgesamt wurden weniger Vögel pro Garten beobachtet, was die Expert*innen des NABU nicht verwundert: Die milden Witterungsbedingungen am Wochenende selbst und auch zuvor dürften dafür gesorgt haben, dass viele Vögel genügend Futter außerhalb der Siedlungen in der freien Natur finden. Sie haben also keinen Anlass, die Futterstellen aufzusuchen.
Die steigenden Temperaturen könnten außerdem der Grund sein, warum Zaunkönig und Türkentaube deutlich häufiger gesichtet wurden: Der kleine Zaunkönig fühlt sich besonders in frostarmen, küstennahen Regionen in Deutschland wohl und wurde besonders häufig in Schleswig-Holstein gesichtet. Die Population der Türkentaube hingegen könnte von den warmen Sommern profitiert haben, in denen die Art erfolgreicher brütet.
Ergebnisübersicht
Auf der interaktiven Karte können Sie zu allen Arten und Orten die Werte ablesen und erfahren, welche Vögel häufiger beobachtet wurden und welche seltener zu sehen waren. Im Tabellenreiter neben der Karte finden Sie zusätzlich alle Details zu den Vogeldaten. Mehr →
08. Januar 2023 – Das Zählwochenende bei der Stunde der Wintervögel biegt auf die Zielgrade ein: Am Sonntag waren wieder viele Vogelbeobachter*innen besonders fleißig. An über 35.000 Gärten, Parks und Futterstellen wurden bisher Vögel beobachtet, gezählt und an den NABU gemeldet. Nachmeldungen sind übrigens bis zum Montag, 16. Januar, möglich.
Die Zahl von einer Million gesichteten Vögeln wurde schon gegen Mittag geknackt – allein auf die Top drei, Haussperling, Kohl- und Blaumeise, entfielen schon über eine halbe Million Sichtungen.
Der Namensvetter des Zählkönigs, der Feldsperling, kann hinter der Amsel den fünften Platz bisher deutlich verteidigen – dennoch bereitet er den Ornitholog*innen Sorgen. Denn die Anzahl der Sichtungen ist kontinuierlich zurückgegangen. „Das könnte durchaus mit der Abnahme der Brutbestände der vergangenen Jahre zu tun haben“, schlussfolgert NABU-Experte Martin Rümmler. Während sich der Haussperling üblicherweise in der Nähe von Städten und Dörfern aufhält, ist der kleinere Feldsperling eher auf Feldern und an Waldrändern zuhause. Damit ist er deutlicher vom Nahrungsangebot in unserer Agrarlandschaft abhängig, in direkter Konkurrenz am Futterhaus wird er von seinem Namensvetter verdrängt.
Pro Garten wurden 34 Vögel gemeldet, was einen deutlichen Rückgang zum Vorjahr bedeutet – und wie prognostiziert mit dem milden Winter in Zusammenhang gebracht werden kann. Das Nahrungsangebot in der Natur ist für viele Vögel so umfangreich und gut erreichbar, dass sie sich offensichtlich nicht am Futterhaus blicken lassen.
Einzelne Arten verschwinden wieder von der Ergebnisliste. Warum?
Insgesamt weist die Ergebnisliste der „Stunde der Wintervögel“ aktuell 145 verschiedene Vogelarten auf. In geringer Stückzahl sind darunter auch Zugvögel wie Wiedehopf, Schwarzmilan oder Gartenrotschwanz. Das hat allerdings meist technische Gründe: Sehr wahrscheinlich werden die genannten Zugvogelarten auch in diesem Jahr zu „Geistervögeln“, genauso wie Mehlschwalbe, Nachtigall, Braunkehlchen und Turteltaube. Also Arten, die falsch identifiziert wurden.
Je nachdem, ob Beobachtungen zur „Stunde der Wintervögel“ über den NABU oder den LBV gemeldet werden, landen die Informationen in unterschiedlichen Datenbanken. Kommt es zu ungewöhnlichen Meldungen, werden diese Beobachtungen von Expert*innen geprüft. Beim NABU passiert das vorab, der LBV hingegen prüft erst im Nachgang. Das führt dazu, dass Vogelarten erst gelistet werden, später aber wie von Geisterhand wieder verschwinden.
Warum können auch Arten gemeldet werden, die längst im Süden sind?
Warum sperren NABU und LBV nicht einfach alle Arten aus, die im Winter sowieso weg sind? Weil Natur eben dynamisch ist und auch überraschende Beobachtungen vorkommen können. So konnte bei der „Stunde der Wintervögel“ 2018 eine Klappergrasmücke nachgewiesen werden, obwohl diese Art konsequent nach Süden zieht. Am Ende wurde der Vogel sogar für eine Blutabnahme kurz eingefangen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine asiatische Grasmücke handelte, die sich beim Zug komplett verflogen hatte. Deshalb kann man sowohl bei der „Stunde der Wintervögel“ wie auch bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Mai sämtliche Vogelarten melden, die jemals in Deutschland gesichert nachgewiesen wurden. Man sollte halt nur sehr gute Beweise haben, um im Winter mit einer Nachtigall oder einem Wiedehopf zu überzeugen.
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… zu welchem Forschungsprojekt die Markierung gehört und wer per Mail kontaktiert werden soll. Dazu muss man zunächst den Namen der Vogelart eintippen. Bietet das Suchergebnis mehrere Treffer, lässt sich anhand der Art der Markierung diese eindeutig zuordnen. Hier passt „White neckband with black code of three horizontal characters (one letter and two digits)“ perfekt. Damit steht laut Liste fest, dass Blesshuhn „2F3“ in Polen markiert wurde. - Foto: Helge May
07. Januar 2023 – Auch am zweiten Tag der großen Vogelzählung haben viele fleißige Beobachter*innen Futterhäuser und Futterstellen im Blick behalten und dem NABU tausende Sichtungen von Amsel bis Zaunkönig gemeldet.
Während insgesamt bisher nur etwas weniger Vögel an den Futterhäusern gezählt wurden im Vergleich zum Vorjahr, sieht NABU-Ornithologe Martin Rümmler bei „Waldarten“ wie Eichelhäher und Buchfink einen deutlicheren Rückgang. Einer der möglichen Gründe: Viele Bäume waren 2022 in einem Mastjahr und haben in der Zeit viele Früchte gebildet. Das beschert den Vögeln bis jetzt viel Futter vor ihrer Haustür und sie fliegen auf Nahrungssuche seltener in die Siedlungen.
Mehr Bewegung gibt es hingegen bei den Gänsen: Graugänse, Blässgänse und Nonnengänse wurden unter anderem bedeutend häufiger gezählt. „Das hat sehr wahrscheinlich mit den milden Temperaturen zu tun“, schätzt Vogelexperte Rümmler mit Blick auch auf die Beobachtungen der vergangenen Wochen. Im frostigen Dezember wurden Gänse demnach wesentlich seltener gesichtet, sind bei den aktuellen Temperaturen aber wohl wieder aktiver und damit sichtbarer.
Bisher wurden dem NABU bis Samstagabend schon über eine halbe Million Vögel in über 14.000 Gärten gezählt – von knapp 20.000 Vogelbeobachter*innen.
Der Zwerg vom Heiligen See
Dass auch unverhoffte Beobachtungen zur „Stunde der Wintervögel“ gehören, zeigt diese Sichtung eines „fliegenden Zwergs“:
Wie vielerorts begann der Samstag in Potsdam grau in grau und so waren im Fernglas die Farben mancher Vögel kaum zu erkennen. Mangels eigenen Gartens hatte ich am Vormittag den Park Sanssouci ausgewählt, nachmittags ging es in den Neuen Garten und zum dort gelegenen Heiligen See. Immerhin schaute jetzt die tief stehende Sonne durch die Wolken, der „Ertrag“ hielt sich jedoch in Grenzen. Schwammen vor Weihnachten noch hunderte Reiher- und Tafelenten auf dem See, waren diese jetzt fast alle weitergezogen. So führten am Ende Blesshühner und Stockenten die Beobachtungsliste an, ergänzt mit ein paar Haubentauchern, Teichhühnern und Lachmöwen.
Auf dem Rückweg stutzte ich kurz. Auf halber Strecke zwischen Marmorpalais und Orangerie bewegte sich ein ungewöhnliches Flugobjekt. Elegant kurvte es in niedriger Höhe zwischen den Bäumen und über dem Parkrasen: kein Vogel, sondern tatsächlich eine Fledermaus. Und das Anfang Januar, mittags um halb vier. Der sehr niedrige Flug und die geringe Größe des Tieres legen nahe, dass hier eine Zwergfledermaus nach raren Winterinsekten jagte. Sie flog immer wieder auf ähnlichen Bahnen und ließ sich so mehrere Minuten gut beobachten.
Fledermaus, Eichhörnchen oder Haselkätzchen gesehen – was tun?
Bei der Stunde der Wintervögel kann man die Zwergfledermaus aus dem Potsdamer Neuen Garten zwar nicht melden. Genauso wenig wie ein Eichhörnchen oder die ersten blühenden Haselnusskätzchen. Solche Beobachtungen müssen aber nicht verloren gehen. Für Tier- und Pflanzenbeobachtungen aller Art gibt es den NABU-Naturgucker. Dieses Online-Portal hat das ganze Jahr über geöffnet, Meldungen sind sogar weltweit möglich.
Mit ihren alten höhlenreichen Bäumen und den angrenzenden Havelgewässern sind die Potsdamer Welterbe-Parks Heimat zahlreicher Fledermäuse, vor allem von Abendseglern, Wasserfledermäusen und Zwergfledermäusen. Bekanntlich halten Fledermäuse Winterschlaf. Dass einige Arten bei milden Temperaturen auch im Januar ausschwärmen, kommt aber regelmäßig vor. So früh am Tag, bei kaum einsetzender Dämmerung, ist es allerdings ungewöhnlich und definitiv mein schönstes Naturerlebnis im noch jungen Jahr 2023.
Helge May
06. Januar 2023 – Nach Tag eins der „Stunde der Wintervögel“ sticht in diesem Jahr eine Vogelart besonders hervor: der Zaunkönig. Er ist zwar nicht der häufigste Gast am Futterhaus, dafür wurde er in diesem Jahr trotzdem erstaunlich oft gesichtet – und zwar deutschlandweit. Am Freitag haben Vogelfreund*innen ihn über 1.000 Mal entdeckt, was einem Zuwachs von über 60 Prozent zum Vorjahr entspricht. Besonders viele Sichtungen kamen aus Schleswig-Holstein, der Vogel fühlte sich auch schon in den vergangenen Jahren in frostarmen, küstennahen Regionen besonders wohl.
Im Vorfeld sprach aufgrund der Witterungsbedingungen einiges dafür, dass eher weniger Vögel als in den Vorwintern im Garten erscheinen. Insgesamt scheint sich das zu bestätigen. Denn auch „typische Wintergäste“, wie NABU-Vogelexperte Martin Rümmler anmerkt, „wurden bisher nicht auffällig seltener gesichtet“. Dazu zählt der Ornithologe unter anderem Bergfinken, Schwanzmeisen und Erlenzeisig, die aus dem Norden und Osten nach Deutschland kommen. Dafür wurde der Graureiher schon vergleichsweise häufig gesichtet. „Ein Teilzieher“, erklärt Rümmler, es könnte sein, dass die Art aufgrund der Temperaturen häufiger in Deutschland verweilt. Für eine genaue Bewertung ist es aber noch zu früh.
Bewegung gibt es aber in den Top 10: Ganz vorne thronen zwar wie gewohnt Haussperling, Kohl- und Blaumeise. Auch Amsel, Feldsperling, Elster, Buch- und Grünfink sichern sich die vorderen Plätze. Allerdings rückt das Rotkehlchen von Platz 11 wieder auf Platz 9 vor, gefolgt von der Rabenkrähe. Doch auch an dieser Liste kann sich selbstverständlich noch einiges ändern, denn auch am Samstag und Sonntag werden hoffentlich noch viele Vögel beobachtet und gemeldet. Die Stunde der Wintervögel hat erst begonnen.
03. Januar 2023 – Die Stunde der Wintervögel wird 2023 unter milder Witterung starten. Die zweistelligen Temperaturen beeinflussen Tier- und Pflanzenwelt – und dürften somit auch Auswirkungen auf die Zählaktion haben. Wie schon zum Jahreswechsel werden auch für die kommenden Tage zweistellige Plusgrade erwartet. Die „Stunde der Wintervögel“ ist die große Zählaktion von NABU und Landesbund für Vogel und Naturschutz in Bayern (LBV). Mitmachen kann jede*r, auch ohne eigenen Garten oder Balkon. Denn gezählt werden kann auch in öffentlichen Parks oder auf anderen Grünflächen.
Futtersuche ohne Schnee und Eis
Die aktuellen Witterungsbedingungen könnten dafür sorgen, dass in diesem Jahr weniger Gäste an den Futterstellen gezählt werden, schätzt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die milden Temperaturen bescheren unseren Wintervögeln eine entspanntere Nahrungssuche“, erklärt er. Denn ohne Frost und Schnee würden sie ihr Futter leichter in der Natur finden. „Das haben wir bereits früher in milden Wintern beobachten können“, so Miller weiter.
Hinzu kommt, dass das vorige Jahr ein Mastjahr für viele Bäume war. Eichen, Buchen, Fichten und Co. hatten zuletzt viele Früchte gebildet. „Für Arten wie Kleiber, Eichelhäher, Kernbeißer und Finken ist das wie ein Schlaraffenland“, ergänzt der Bundesgeschäftsführer. Die Vögel könnten eher im Wald bleiben und seltener in die Siedlungen kommen. „Das alles wird unsere Zählung zeigen“, ist sich Miller sicher.
Zwischenergebnisse während der Aktion
Die „Stunde der Wintervögel“ findet bereits zum 13. Mal statt und ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion. Bei der vergangenen Vogelzählung im Januar 2022 ergatterte der Haussperling den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Deutschlands Gärten, Kohlmeise und Blaumeise folgten auf Platz zwei und drei.
Wer mitmachen will, beobachtet eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park und meldet die Ergebnisse dem NABU. Die Beobachtungen können per App unter www.nabu.de/vogelwelt oder unter www.stundederwintervoegel.de bis zum 16. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am Samstag und Sonntag, 7. und 8. Januar, jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet.
Der NABU wird im Laufe des Aktionswochenendes auf dieser Seite mehrmals Zwischenergebnisse veröffentlichen. Mit ersten Trends und Entwicklungen, fachlichen Einordnungen und Erklärungen ist bereits ab Freitagabend zu rechnen.
Über 1.000 freigestellte Fotos von 308 Arten in ihren typischen Federkleidern machen diese App einzigartig! Wichtigste Funktionen sind Bestimmen, Vergleichen und Melden. Vogelstimmen und Videos können zur kostenlosen Basisversion hinzugekauft werden. Erhältlich für iOS und Android. Mehr →
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