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NABU setzt sich erfolgreich für Munitionsbergungsprogramm ein
22. November 2022 - Der NABU hat sich über 15 Jahre für eine naturverträgliche Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee eingesetzt. Jetzt folgt der Durchbruch: Nachdem sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag zu einem Sofortprogramm Munition im Meer verpflichte hatte, sicherte der Haushaltsausschuss nun nach intensiver Debatte 100 Millionen Euro in dieser Legislatur zu. Damit wird eine der NABU-Kernforderungen zur Bundestagswahl umgesetzt.
Alte Munition verrottet am Meeresgrund – mit Folgen
Auf dem Meeresgrund von Nord- und Ostsee liegen rund 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Munition, wie Spreng- und Brandbomben, und bis 300.000 Tonnen chemischer Munition, darunter Senfgas und Tabun. Diese stammen noch aus den beiden Weltkriegen.
Nach über 70 Jahren werden diese zunehmend zu tickenden Zeitbomben. Sie verrosten im Salzwasser und ihre giftigen Inhaltsstoffe gelangen in die Umwelt, darunter krebserregendes und erbgutschädigendes TNT, leicht entflammbares Phosphor und Schwermetalle wie Quecksilber und Kadmium.
Die Munitionsbergung ist eine Aufgabe für Generationen. Bund und Länder müssen damit heute schon beginnen.
Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident
„Das Sofortprogramm ist ein großer Erfolg für die Meere, an dem der NABU seit 2006 mitgearbeitet hat. Endlich übernimmt der Bund Verantwortung, die giftigen Hinterlassenschaften der Weltkriege naturverträglich zu entsorgen“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Damit das Sofortprogramm noch in dieser Legislatur umgesetzt wird, ist jetzt das Bundesumweltministerium am Zug. Es muss alle notwendigen Komponenten für Bergung und Entsorgung zügig ausschreiben.“
Der aktuelle Erfolg sei nur ein erster Schritt. „Die Munitionsbergung ist eine Generationenaufgabe“, betont Krüger. Bund und Länder müssten dafür eine gemeinsame, langfristige Finanzierung auf die Beine stellen und damit heute schon beginnen.
Langer Atem zahlt sich aus
Der NABU-Schleswig-Holstein machte erstmals 2006 auf das viel zu lange ignorierte Problem der Munitionsaltlasten aufmerksam. Es folgten regionale und internationale Konferenzen. Doch die notwendige Räumung von Bomben und Munitionsresten in Nordsee wurde zum Hindernis des gerade an Fahrt aufnehmenden Ausbaus der Offshore-Windenergie.
Nachdem 2019 bei einem NATO-Manöver 42 Seeminen im Meeresschutzgebiet gesprengt wurden, bei dem zehn Schweinswale starben, kam wieder Bewegung in das Thema. Minister*innen von Bund und Ländern einigten sich darauf, ein Konzept zur Räumung von Munitionsaltlasten zu erarbeiten.
Der Durchbruch kam 2021: Im Februar reichten Bündnis 90/Die Grünen und FDP einen Bundestagsantrag ein, im Mai folgte ein Antrag der Regierungskoalition von CDU/CSU und SPD. Beide zeigten große Überschneidung und so viel politischen Konsens wie selten.
Wie muss es jetzt weitergehen?
- Das Bundesumweltministerium muss jetzt die Ausschreibung starten und bis Mitte 2023 ein Industrie-Konsortium mit dem Pilotprojekt beauftragen, das die einzelnen Bergungs- und Entsorgungstechniken in einem System zusammenführt.
- Bund und Länder müssen gleichzeitig die Strukturen für die Entwicklung einer nationalen Strategie zur strategischen Bergung von Kriegsaltlasten erarbeiten. Dazu gehört der Aufbau eines Kompetenz- und Koordinationszentrums.
- Als Sofortmaßnahme muss bei unvermeidbaren Unterwassersprengungen der Einsatz eines großen Blasenschleiers als effektive Schallschutzmaßnahme verbindlich für alle Institutionen, einschließlich Bundeswehr und NATO, festgeschrieben werden. Der große Blasenschleier wird per Druckluft um den Explosionsort gelegt und kann den Schall um bis zu 90 Prozent reduzieren.
Über eine Million Tonnen Munitionsaltlasten liegen in der deutschen Nord- und Ostsee. Sie korrodieren im Salzwasser und entlassen ihre giftigen Inhaltsstoffe in die Umwelt. Auch auf Druck des NABU beginnt nun die systematische Bergung in der Ostsee. Mehr →
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