Die Kleine Braunelle gedeiht in Wiesen ebenso wie an lockwüchsigen Wegrändern - Foto: Helge May
Die Kleine Braunelle ist „Blume des Jahres 2023“
Botschafterin blütenbunter Wiesen
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Blick von oben auf den Blütenstand der Kleinen Braunelle - Foto: Klaus Dühr/www.naturgucker.de
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Auch abgeblüht ist die Kleine Braunelle noch eine Schönheit - Foto: Rolf Jantz/www.naturgucker.de
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Nah verwandt: Die wärmeliebende Großblütige Braunelle ist deutlich seltener als die Blume des Jahres 2023. - Foto: Helge May
20. Oktober 2022 - Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler und damit in die weitere Verwandtschaft von Taubnessel, Thymian, Salbei, Gundermann und Minze. Sie besiedelt Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder. Mit 5 bis 25 Zentimetern Wuchshöhe ist die Braunelle eine eher kleine Pflanze.
Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Vor allem Hummeln und andere Wildbienen sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten finden hier Nahrung. Der Name Braunelle bezieht sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die die blauvioletten Kronblätter umschließen und den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen. Die Kleine Barunelle ist auch als Gewöhnliche Braunelle oder als Brunelle bekannt.
Zu häufiges Mähen und hoher Stickstoffeintrag
Die Kleine Braunelle ist relativ hart im Nehmen: Sie überlebt ähnlich wie das Gänseblümchen in gemähten Rasen und toleriert auch den Fraß und Tritt durch Vieh auf Weiden. Doch die Belastung hat ihre Grenzen und so sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten regional zurückgegangen. Zu häufiges Mähen in der Landwirtschaft, in Gärten, Parks und an Wegrändern geben der Braunelle zu wenig Zeit, um zu wachsen und Blüten und Samen ausbilden zu können. Auch die Unkrautbekämpfung durch Gifte und mechanische Verfahren trägt zum Rückgang bei.
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Die Kleine Braunelle kommt in ganz Europa vor, von den Kanaren bis nach Island und vom Nordkap bis zum Kaukasus. Zu sehen sind Beobachtungsdaten der Global Biodiversity Information Facility (GBIF), blau vom NABU-Naturgucker, gelb und orange von weiteren GBIF-Datenquellen. - Grafik: www.naturgucker.de, Kartengrundlage Google Maps
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Ursprünglich war die Braunelle in Europa und Westasien verbreitet. Sie wurde aber weltweit verschleppt und wächst heute auf dem nordamerikanischen Kontinent genauso wie in Chile, in China, Japan, Australien und Neuseeland. Zu sehen sind Beobachtungsdaten der Global Biodiversity Information Facility (GBIF), blau vom NABU-Naturgucker, gelb und orange von weiteren GBIF-Datenquellen. - Grafik: www.naturgucker.de, Kartengrundlage Google Maps
Größte Gefährdungsursache ist allerdings der hohe Eintrag von Stickstoff in die Umwelt durch das Ausbringen von Dünger und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungsprozesse in der Industrie, Verkehrsabgase und Abwasser. Zahlreiche Lebensräume sind überdüngt. Stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer verdrängen die kleineren Wildblumen. Laut Bundesamt für Naturschutz sind die hohen Nährstoffeinträge bei der Hälfte der in Deutschland gefährdeten Pflanzenarten wesentliche Ursache für den Bestandsrückgang.
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