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Jetzt NABU-Mitglied werden!Keine Nahrungsmittelproduktion auf Brachen
Flächen sind Grundlage für Arten- und Klimaschutz
Update, 08. April 2022 – Der Bundesrat hat der „Dritten Verordnung zur Änderung der Direktzahlungen-Durchführungsverordnung“ zugestimmt. Demnach dürfen auf brachliegenden Flächen, die als ökologische Vorrangflächen ausgewiesen sind, in diesem Jahr ab dem 1. Juli Tiere weiden. Tierfutter darf dort nun geschnitten werden, was ebenfalls eine Neuerung darstellt. Der Anbau von Getreide und Mais ist aber weiterhin nicht gestattet. Der NABU hatte vorab die Bedeutung der Brachflächen für Arten- und Klimaschutz betont.
„Die Entscheidung des Bundesrates, ökologische Vorrangflächen nicht für die Produktion von Lebensmitteln zu nutzen, ist richtig und wichtig. Diese Flächen sind Grundlage für die Wiederherstellung der Artenvielfalt und des natürlichen Klimaschutzes. Sie müssen in den kommenden Jahren sogar von derzeit ein bis zwei Prozent auf bis zu zehn Prozent anwachsen, um mit gesunden Ökosystemen weiterhin Lebensmittel produzieren zu können. Die gegenwärtige Diskussion zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die Flächennutzung stärker zu betrachten. Solange wir einen Großteil der zur Verfügung stehenden Ackerfläche nutzen, um Agro-Energie oder Futtermittel zu produzieren, läuft grundsätzlich etwas falsch.“
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger
07. April 2022 – Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht die Ernte in der sogenannten Kornkammer Europas. Morgen wird der Bundesrat über einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion abstimmen, in dem es darum geht, die Brachen zur Nahrungsmittelproduktion inklusive Pestizid- und Düngemitteleinsatz freizugeben.
Die Annahme: Deutschland muss als Reaktion auf den Krieg die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion steigern, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Doch dabei werden verschiedene Krisen und Maßnahmen, ihnen zu begegnen, vermischt.
„Die Diskussion über Nahrungsmittelsicherheit ist eine Fake-Diskussion. Eigentlich geht es um die Frage, ob wir die zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Flächen geschickt einsetzen. Auch im Eindruck des Krieges in der Ukraine bleiben die Klima- und die Naturkrise die großen Krisen unserer Zeit. Ein Angriff auf die Biodiversität würde diese Krisen verstärken. Die Nutzung von Brachflächen ist ein solcher Angriff und für die Lebensmittelerzeugung vollkommen unnötig. Wir haben kein Flächenproblem, sondern ein Nutzungsproblem.“
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger
Kein nennbarer Effekt auf die weltweite Ernährungskrise
In Deutschland sind zurzeit ungefähr ein bis zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brachen. Diese Flächen sind unverzichtbar für das Bremsen des Artensterbens. Viele wissenschaftliche Studien zeigen sogar, dass mindestens zehn Prozent der Fläche notwendig wären, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen. Selbst eine Nutzung aller Brachflächen in der EU würde die weltweiten Getreideernten um weniger als 0,5 Prozent erhöhen und würde sich kaum auf die Getreidepreise auswirken. Die Freigabe der Brachen in Deutschland hat somit keinen nennbaren Effekt auf die weltweite Ernährungskrise, die vor allem auf die steigenden Preise zurückzuführen ist.
Der Verlust der Artenvielfalt hingegen würde sich verschärfen, die Ökosysteme weiter destabilisieren und somit auf Kosten für die Landwirtschaft wichtiger Umweltleistungen (Bestäubung, natürliche Schädlingsbekämpfung, Erosionsschutz) gehen und langfristig wiederum die Produktivität der deutschen Landwirtschaft gefährden.
Statt Futter- und Energiepflanzen umsatteln auf Lebensmittelproduktion
Derzeit werden in Deutschland nur rund 30 Prozent der zur Verfügung stehenden Flächen für die direkte menschliche Ernährung genutzt. Der Rest der Fläche wird für Futter- und Energiepflanzen verbraucht – gemessen an der Ernährungsfrage handelt es sich dabei um vergleichsweise ineffiziente Flächennutzungen. Aus der Ukraine wurden zuletzt überwiegend Futtermittel nach Deutschland importiert.
Der NABU appelliert deshalb an die Landwirtschaftsminister*innen der Bundesländer und an das Bundesministerium für Landwirtschaft sich hier nicht in die Irre führen zu lassen. Die schwierige Situation in der Landwirtschaft wird sich nicht durch eine oberflächlich geführte Diskussion zur Lebensmittelsicherheit verbessern, die obendrein Klima- und Naturkrise zusätzlich befeuert.
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