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Jetzt NABU-Mitglied werden!EU-Taxonomie-Abstimmung im Europäischen Parlament
Atomkraft und fossiles Gas sind keine nachhaltige Geldanlage
Update vom 06. Juli 2022 – Eine Mehrheit der EU-Parlamentarier ist der EU-Kommission gefolgt, und hat die Einstufung von Erdgas und Atomenergie als nachhaltige Investition durchgewunken. Die Berichterstattung dazu und Einordnung des NABU finden Sie hier.
Update vom 01. Juli 2022 – Die Auseinandersetzung um das von der EU-Kommission geplante Greenwashing von fossilem Erdgas und Atomenergie geht in die entscheidende Runde. Trotz des großen Protests von eigens der EU-Kommission berufenen Expert*innen, Teilen der Finanzwirtschaft und der Zivilgesellschaft hat die EU-Kommission im Februar entschieden, fossiles Erdgas und Atomenergie mit einem Nachhaltigkeitslabel zu versehen. Das Europaparlament hat am kommenden Mittwoch, 6. Juli, die Möglichkeit, diese eklatante Fehlentscheidung der EU-Kommission zu korrigieren.
Dabei kommt es auf die Abgeordneten des Europaparlaments an: Sie können mit einem Veto des Kommissionsvorschlags zwei wichtige Signale aussenden: Zum einen hat das Greenwashing von fossilen Energieträgern und Atomenergie keine Chance. Zum anderen werden so die vielen Stimmen gehört, die sich gegen den schlechten Deal der EU-Kommission stellen.
Der NABU kämpft auch in den letzten Tagen vor der Abstimmung für eine EU-Taxonomie, die auf wissenschaftsbasierten Nachhaltigkeitskriterien fußt. Dies ist dringend notwendig, damit Finanzflüsse in tatsächlich nachhaltige Aktivitäten fließen können. Investitionen, die wir für die klimaneutrale und naturverträgliche Transformation benötigen, drohen ansonsten in fossile und riskante Projekte zu gehen. Die Hürden liegen allerdings hoch: In der Plenarabstimmung müssen sich mindestens 353 Abgeordnete aktiv gegen den Kommissionsvorschlag aussprechen. Es kommt in dieser Abstimmung daher auf jede*n Europaabgeordnete*n an.
Update vom 02. Februar 2022 – Trotz erheblicher Proteste aus der Zivilgesellschaft, von Experten und aus Teilen der Finanzwirtschaft: Die EU-Kommission hat nun beschlossen, Atomenergie und fossiles Gas als nachhaltige Finanzanlagen auszuweisen.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger betont: „Die EU-Kommission hat sich von ihren Plänen nicht abbringen lassen, obwohl das eigens von ihr einberufene Expertengremium den Entwurf abgelehnt hat. Im Gegenteil: Sie hat die Auflagen für fossiles Gas als nachhaltige Finanzanlage weiter gelockert. Die EU-Taxonomie verliert so an Glaubwürdigkeit. Eine Rolle als Goldstandard für nachhaltige Finanzen rückt in die Ferne. Experten zufolge könnte auch das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 in Gefahr geraten. Der Rat und das Europäische Parlament sollten diese Pläne stoppen.“
Sowohl der Europäische Rat als auch das Europäische Parlament werden sich in den kommenden Monaten mit dieser Entscheidung befassen. Sie könnten die Einordnung von Erdgas und Atomenergie als grüne Finanzanlagen in der Taxonomie mit einer Mehrheit von 20 Staaten im EU-Rat oder einer absoluten Mehrheit im EU-Parlament kippen.
Mehr als 330.000 Menschen hatten in einem Eil-Appell gemeinsam mit dem NABU und weiteren Verbänden die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Pläne geschlossen abzulehnen. Dies wurde teilweise erfüllt: In ihrer Stellungnahme an die EU-Kommission hat die Bundesregierung die Atom-Pläne klar abgelehnt. Gleichzeitig forderte sie, die Kriterien für fossiles Gas weiter aufzuweichen.
Das sei das falsche Signal, betont NABU-Präsident, Jörg-Andreas Krüger: „Die EU-Taxonomie ist nicht das richtige Instrument zur Finanzierung der von der Regierung geplanten Gaskraftwerke. Gleichzeitig ist für viele Investoren allerdings längst klar, dass die Energieversorgung der Zukunft klimaneutral sein muss und wir einen schnellen Übergang brauchen. Der Versuch des Greenwashings könnte daher am Markt auch ins Leere laufen,“ so Jörg-Andreas Krüger. „Die Auseinandersetzung um eine wissenschaftsbasierte EU-Taxonomie ist mit dieser Entscheidung nicht vorbei. Weiter offen ist, wie ambitioniert die Klimaschutzstandards für die Landwirtschaft, sowie die Umweltschutzstandards der EU-Taxonomie ausfallen. Die Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene für wissenschaftsbasierte, ambitionierte Standards einsetzen.“
04. Januar 2022 - Investitionen in Atomenergie und fossiles Gas sollen in der EU künftig als „nachhaltig“ gelten. So steht es in einem Verordnungsentwurf der EU-Kommission. Diese Energieträger wären damit aufgenommen in die sogenannten EU-Taxonomien, die den Finanzmärkten eine Orientierung geben sollen, welche Investitionen klima- und umweltfreundlich sind.
Nachdem die EU-Kommission am 31. Dezember angekündigt hat, Atomenergie und fossiles Gas als nachhaltige Finanzanlagen ausweisen zu wollen, fordert der NABU die Bundesregierung dazu auf, geschlossen gegen das Greenwashing von Gas und Atomenergie einzutreten.
„Die EU-Kommission hat eine folgenschwere Fehlentscheidung getroffen: Durch das Greenwashing von Atomenergie und fossilem Gas wird nicht nur die Glaubwürdigkeit der Taxonomie geschwächt. Zugleich wird privates Kapital für die klimaneutrale Transformation von Strom und Wärme fehlen. Der European Green Deal wird an zentraler Stelle ausgebremst. Auch für die deutschen Klimaschutzziele ist dieser Vorschlag kein gutes Signal.
Als früherer Bundesfinanzminister und heutiger Bundeskanzler hätte Olaf Scholz im Vorfeld intervenieren können. Doch eine klare Linie hat er nicht vorgegeben. Die Bundesregierung muss den Vorschlag der EU-Kommission jetzt konsequent und geschlossen ablehnen. Dies gilt auch für die Gaskriterien, die von Teilen der Koalition zunächst positiv aufgenommen wurden.“
Dr. Steffi Ober, Leiterin Ökonomie und Forschungspolitik
Mit ihrer Entscheidung hat die EU-Kommission dem monatelangen Druck aus Frankreich sowie ost- und mitteleuropäischen Staaten nachgegeben. Dass die EU-Kommission Gas- und Atomkraftwerke als Übergangstechnologien einstufen möchte, ist dabei ein schwacher Trost. Die vorgeschlagenen Standards sind nicht ambitioniert genug, um Klima- und Naturschäden zu verhindern. Investitionen in neue und die Laufzeitverlängerung von alten Atomkraftwerken beinhalten große Risiken.
Klare Ablehnung auch von fossilem Gas notwendig
Neue Gaskraftwerke sollen unter Auflagen bis 2030 als nachhaltige Finanzanlagen gelten. Auch die zeitlich begrenzte Aufnahme hat Folgen: Wertvolle Zeit für den Ausbau erneuerbarer Energien wird verschenkt, wenn acht Jahre lang Geld, das Anleger nachhaltig investieren möchten, in Gaskraftwerke umgeleitet wird. Stattdessen sollte konsequent die Finanzierungsbasis für erneuerbare Energien investiert werden.
Die EU-Taxonomie sei daher nicht das richtige Instrument zur Finanzierung der von der Regierung geplanten Gaskraftwerke, so Dr. Steffi Ober. Die Bundesregierung sollte daher keinen deutsch-französischen Deal eingehen, der versucht, grüne Finanzen in alte, riskante und klimaschädliche Technologien umzuleiten.
Hintergrund
Durch die EU-Taxonomie sollen Investitionen umgeleitet werden und für mehr Klima- und Umweltschutz sorgen. Zugleich sollte die EU-Taxonomie ein international anerkannter Standard für nachhaltige Finanzen werden. Davon ist die Taxonomie mit dem Entwurf der EU-Kommission weit entfernt. Sie bleibt hinter Branchenstandards für nachhaltige Finanzen zurück und droht ihre internationale Lenkungswirkung zu verfehlen.
Aktuelle Entwicklungen rund um das Thema Nachhaltige Geldanlage kommentieren Experten des NABU auch regelmäßig auf unserem Blog.
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