Kümmern wir uns gemeinsam darum, die faszinierende Vielfalt in unseren letzten lebendigen Wäldern zu bewahren.
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NABU-Waldmedaille geht an Pfullingens Revierleiter Bernd Mair
3. November 2021 – Der Pfullinger Stadtwald in der Nähe von Reutlingen in Baden-Württemberg ist über die Landesgrenzen hinaus ein Leuchtturm in Sachen naturnahe Waldbewirtschaftung. Zu verdanken ist das dem besonderen Engagement von Revierleiter Bernd Mair. Sein Ziel, den 1.200 Hektar großen Gemeindewald im Einklang mit dem Naturschutz zu bewirtschaften, verfolgt er seit rund 30 Jahren erfolgreich und konsequent. In Teilen des Waldes, auf genau 8,6 Prozent der Waldfläche, darf der Urwald von morgen wachsen. Seit 1998 trägt der Kommunalwald das Prädikat NABU-Naturwaldbetrieb, seit 2006 ist er zudem nach den anspruchsvollen Richtlinien des FSC Deutschland zertifiziert.
Die bundesweite Auszeichnung übergab NABU-Landesvorsitzender Baden-Württemberg Johannes Enssle Ende Oktober im Anschluss an eine kleine Waldführung zu Mairs Lieblingsbaum: einer imposanten Eiche.
Naturnahes Waldkonzept hat prominente Unterstützer
Unterstützung für sein naturnahes Waldkonzept hat Revierleiter Mair stets von der Kommunalpolitik erfahren. Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner erklärte, er sei überzeugt von dieser Bewirtschaftungsform und sehr zuversichtlich, dass das Waldkonzept helfe, den Pfullinger Stadtwald möglichst gut auf den Klimawandel vorzubereiten. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, dass der Gemeinderat bereits 1994 unter seinem Vorgänger Rudolf Heß den Beschluss für eine naturnahe Waldwirtschaft gefasst habe. Reutlingens Landrat Dr. Ulrich Fiedler ergänzte, wie Naturschutz und Waldbewirtschaftung Hand in Hand gehe, könne man von der Schwäbischen Alb und im Biosphärengebiet lernen.
Großes Vorkommen an Schwarzspechten und Waldschnecken
Im Pfullinger Stadtwald werden im Sinne des Dauerwaldkonzeptes nur noch einzelne Buchen, Eichen oder Ahornbäume gefällt. Besonders starke Einzelbäume und Altbaumgruppen bleiben bis zu ihrem natürlichen Verfall im Wald und dienen somit als Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. Kahlschläge und Pestizide sind tabu. 772 Hektar sind als Dauerwald klassifiziert. 86,4 Prozent des Waldes befinden sich in FFH-Gebieten. Dicke, alte Biotopbäume gibt es zuhauf – in Summe sind mehr als 800 von ihnen registriert. In rund 60 dieser wertvollen Bäume finden sich Höhlen des Schwarzspechts. Die große Population an Schwarzspechten ist vermutlich landesweit einmalig. Um markante Biotopbäume zu erhalten, werden sie gezielt gefördert, markiert und per GPS in einer digitalen Karte registriert. Bechsteinfledermaus, Alpenbockkäfer und Feuersalamander finden hier einen Lebensraum.
Auch andere kleine Tiere kommen in Pfullingen groß raus: Eine Studie im Auftrag des NABU Pfullingen zeigte, dass sich hier seltene Waldschneckenarten ausgesprochen wohlfühlen. Strukturell ist der Forstbetrieb für die anspruchsvollen Aufgaben gut aufgestellt: Die Forstwirte werden größtenteils selbst ausgebildet und sind hoch qualifiziert, die Holzbringung am Steilhang der Schwäbischen Alb erfolgt vorbildlich mit einem eigenen Maschinenpark. Um den Verbiss an jungen Trieben möglichst gering zu halten, hat Bernd Mair ein Jagdkonzept erarbeitet, das in Eigenregie zusammen mit Studierende der Forsthochschule Rottenburg umgesetzt wird.
Vorbilder im Waldnaturschutz: Die NABU-Waldmedaille zeichnet Personen und Initiativen aus, die sich mit ihrem Einsatz für Naturschutz im Wald oder für eine schonende Waldbewirtschaftung in besonderer Weise verdient um die heimischen Wälder gemacht haben. Mehr →