Eine Kaspische Seerobbe bei der Zählung - Foto: Clean Seas Foundation
NABU zählt nur 500 Kaspische Robben
Bestände der Art massiv eingebrochen
Update
22. November 2021 - Die Ergebnisse der Zählung der Kaspischen Robbe im russischen Teil des Kaspischen Meeres Ende Oktober liegen nun vor: Es konnten nur noch 500 Tiere registriert werden. In den vergangenen 100 Jahren sind die Bestände dieser Robbenart um etwa 90 Prozent eingebrochen. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Wilderei, Wasserverschmutzung, Geisternetze, Überfischung und Krankheiten spielen dabei eine Rolle. Durch den Klimawandel verschwinden außerdem die Eisflächen, auf denen die Robben ihre Jungen großziehen.
Vitalij Kovalev, Leiter des NABU-Kaukasusprogramms, führte die Zählung gemeinsam mit dem ehemaligen Kosmonauten und Robbenschützer Waleri Iwanowitsch Tokarew sowie weiteren Wissenschaftler*innen aus einem Amphibienflugzeug heraus durch. Die aktuelle Zählung zeigt eine Momentaufnahme des russischen Bestands der Kaspischen Robbe. Sie ist ein Startschuss für das dringend erforderliche Engagement zur Rettung der Art. Weil die Tiere im Winter in den nördlichen Teil des Kaspischen Meeres ziehen, ist eine flächendeckende Zählung in der Wintersaison notwendig, um den Gesamtbestand verlässlich schätzen zu können.
27. Oktober 2021 - Die Bestände der Kaspischen Robbe, die nur am Kaspischen Meer vorkommt, sind in den vergangenen 100 Jahren um etwa 90 Prozent eingebrochen. Aufgrund eines ungeklärten Massensterbens schlagen Umweltschützer*innen und Wissenschaftler*innen aller Anrainerstaaten Alarm. Der NABU und seine Partnerorganisationen schaffen mit der Erfassung der Bestände und der Erforschung der Gefährdungsursachen die dringend erforderlichen Grundlagen, um die Art noch retten zu können.
Im Jahr 2008 wurde die Kaspische Robbe in die Rote Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) aufgenommen und ist aktuell in der Kategorie „stark gefährdet“ eingestuft. Schätzungen zufolge verbleiben nur noch etwa 68.000 von ursprünglich über einer Million Tiere auf der gesamten Fläche des Kaspischen Meeres. Als Ursache für den dramatischen Rückgang stehen zahlreiche Faktoren wie Wilderei, Beifang, Wasserverschmutzung, Öl- und Gasgewinnung, Überfischung und der Klimawandel im Verdacht. Zur tatsächlichen Populationsgröße und dem genauen Einfluss der einzelnen Faktoren existieren aber keine verlässlichen Daten. Diese Wissenslücke will der NABU nun mit seinem Engagement schließen.
Mithilfe eines Amphibienflugzeugs fliegen die am Projekt beteiligten Wissenschaftler*innen festgelegte Routen entlang der russischen Küste des Kaspischen Meeres ab, um die Bestände der Tiere zu erfassen. Am Steuer sitzt Waleri Iwanowitsch Tokarew, ehemaliger russischer Kosmonaut und prominentester Robbenschützer. Vitalij Kovalev, Leiter des NABU-Kaukasusprogramms, ist mit an Bord. Im zweiten Schritt wird das Expeditionsteam mit Schnellbooten zu Sandbänken im Naturschutzgebiet Astrachan auslaufen, um Satellitensender an den Tieren zu installieren. So kann ihr Verhalten erforscht und Bioproben entnommen werden. Durch Laboruntersuchungen werden dann Rückschlüsse auf die Gefährdungsfaktoren geschlossen. Die Bestandserfassung in einem großen Teilgebiet des Kaspischen Meeres ist ein entscheidender erster Schritt, um verlässliche Daten als Grundlage zum Schutz der Art zu gewinnen.
Zum Schutz des Kaspischen Meeres setzt der NABU das Projekt „Kaspi ohne Plastik“ um. Über unseren Meeresschutzfonds finanzieren wir die Bestandserfassung und Erforschung der Gefährdungsursachen der Kaspischen Robbe im russischen Teil des Kaspischen Meeres. Diese sind Teil des Projektes „Die Seele des Kaspischen Meeres“ und werden vom Institut für Ökologie und Evolution an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Stiftung Saubere Meere und dem Ministerium für Ökologie und natürliche Ressourcen der Russischen Föderation durchgeführt.
Der Große Kaukasus ist das einzige Beispiel einer großen, weitestgehend unbeeinflusst gebliebenen Hochgebirgslandschaft in Europa. Gemeinsam mit seinen lokalen Partnern und den Menschen vor Ort engagiert sich der NABU für den Erhalt seiner Naturschätze. Mehr →