Moore speichern mehr erdgebundene Kohlenstoffe als alle Wälder der Erde zusammen. Helfen Sie mit einer Patenschaft dabei, Moore zu schützen und zu erhalten!
Jetzt informieren!Schon mal ein Moor „reanimiert“? So geht’s!
Über 50 Prozent europäischer Moore sind nicht mehr intakt
6. Juli 2021 – Kräfte bündeln und gemeinsam vorangehen! Das haben sich die Naturschützer*innen der fünf EU-Moorschutzprojekte LIFE Peat Restore, Carbon Connects, Care-Peat, Desire und Canape gesagt: Zum Beginn der aktuellen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen haben sie das Handbuch „Peatlands across Europe: Innovation and Inspiration. State of the Art & Guide to Next Steps“ veröffentlicht. Es ist ein wichtiger Vorstoß, um auf die mehr als missliche Lage von Europas Moorlandschaften aufmerksam zu machen und vor allem praktische Handlungsempfehlungen an Entscheidungsträger*innen in Politik, Wirtschaft und Naturschutz zu geben.
Intakte Moore sind echte Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise und Horte der Artenvielfalt. In Europa sind heute jedoch über die Hälfte aller Moore geschädigt, sie können ihre natürlichen Ökosystemfunktionen – wie Kohlenstoffspeicherung, Erhalt der Biodiversität sowie Wasser- und Nährstofffilterung – nicht mehr ausführen. Weltweit steht es nur um die Moore Indonesiens noch schlechter. Es kommt jetzt und in den nächsten zehn Jahren darauf an, Europas Moore gezielt zu schützen und wiederherzustellen. Die gute Nachricht ist: Die Lösungen dafür liegen auf dem Tisch.
Zum Handbuch „Peatlands across Europe“
In allen fünf EU-Projekten wurden in den vergangenen Jahren neue Techniken, Technologien und Geschäftsmodelle entwickelt und erprobt. Das gemeinsame Handbuch „Peatlands across Europe: Innovation and Inspiration“ dokumentiert ihre Erfahrungen und gibt praxisnahe Handlungsempfehlungen, um Moore zu schützen, wiederherzustellen und nachhaltig zu managen. Die effektive Wiederherstellung bringt geschädigtes Moor wieder in einen stabilen Zustand, fachgerechtes Management sichert intakte Moore für die Zukunft.
Download (2.56 MB)Schritt für Schritt: Maßnahmen und Management konkret
Standortplanung
Am Anfang einer Wiedervernässung steht immer die Standortplanung, also die Wahl der Moorfläche sowie die Entwicklung der konkreten Wiedervernässungsstrategie. Vor Ort werden Daten, etwa zu den hydrologischen Bedingungen und Nährstoffgehalt des Moores, gesammelt. Auf dieser Grundlage lassen sich die weiteren Maßnahmen planen. Jedes Projekt zur Wiederherstellung eines Moores muss individuell entwickelt werden.
Wasserhaushalt wiederherstellen
Der nächste Schritt ist die Wiederherstellung des optimalen Wasserstandes und der hydrologischen Funktionen des Moores. Das passiert zum Beispiel durch den Verschluss von einst künstlich angelegten Entwässerungsgräben mit natürlichen Materialien – zum Beispiel mit Stämmen oder Astwerk. Der Wasserverlust des Moores verlangsamt sich, sodass der Wasserspiegel insgesamt wieder ansteigen kann. Sind die Maßnahmen erfolgreich, wird die Torfzersetzung gestoppt und der Torfwachstum im Moor kann wieder einsetzen. Erst eine gesunde Bodenstruktur bietet die optimale Wachstumsbedingungen für die Vegetation vor Ort und reduziert langfristig Treibhausgasemissionen.
Entfernen invasiver Vegetation
Die Entfernung von invasiver (einheimischer und nicht einheimischer) Vegetation kann notwendig sein. In entwässerten Mooren kommt es oft zum schnellen Wachstum von Bäumen und Sträuchern, die nicht zum natürlichen Lebensraum des Gebiets gehören und oftmals – durch hohe Verdunstung – dem Moor noch mehr Wasser entziehen. In den meisten Fällen ist es ratsam, die invasive Vegetation zu entfernen, um die Wiederherstellungsbemühungen zu unterstützen. Auf diese Weise minimiert sich die Konkurrenz mit der potenziell torfbildenden Moorvegetation.
Moorvegetation wiedereinführen
Neben der Anhebung und Stabilisierung des Wasserspiegels trägt die aktive Wiedereinführung von Moorpflanzenarten zur weiteren Wiederherstellung von Mooren bei. Torfmoose sind dabei die Schlüsselpflanzen. Durch die Fähigkeit, große Mengen Wasser zu absorbieren und die Umgebung zu versauern, trägt Torfmoos dazu bei, Bedingungen zu schaffen, unter denen sich abgestorbenes Pflanzenmaterial mit der Zeit zu Torf entwickelt. Das Torfmoos wird von Hand oder mit landwirtschaftlichen Maschinen ausgebracht.
Paludikultur
Hinter dem Begriff Paludikultur verbirgt sich das Prinzip der landwirtschaftlichen Nutzung von nassen und wiedervernässten Mooren. Paludikultur ermöglicht, dass nasses Land wirtschaftlich genutzt werden kann, ohne dass das Moor Schaden nimmt, übermäßige Treibhausgasemissionen entstehen oder die Ökosystemfunktionen eines Moores beeinträchtigt werden.
Auf die Finanzierung kommt es an
Ausschlaggebend für erfolgreiche Maßnahmen sind laut Autor*innen des Handbuchs vor allem gesicherte Finanzierungs- und Geschäftsmodelle. Sie sind die Voraussetzung für erfolgreiche Moorschutzprojekte. Um die dringend benötigte finanzielle Unterstützung zu erhalten, müssen die Regierungen Europas endlich aktiv werden: Denn Landbesitzer*innen, landwirtschaftliche Betriebe und Gemeinden benötigen finanzielle Anreize, um Moore in Zusammenarbeit mit zum Beispiel lokalen Umwelt-NGOs wiederzuvernässen und sie im Anschluss gegebenenfalls nachhaltig bewirtschaften zu können.
Um Finanzierungs- und Wiederherstellungsentscheidungen zu stützen, sei zudem eine effektive Überwachung der Ökosystemfunktionen vor und nach den Wiederherstellungsmaßnahmen – wie der Verschluss von Entwässerungsgräben oder das Bauen von Dämmen – unbedingt notwendig. Das bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen, die Wasserqualität und die Biodiversität bewertet und modelliert werden müssen.
Mooren eine Stimme geben
Alle sprechen über Bäume als Klimaretter. Dabei speichern Moore – wenn sie intakt sind – weltweit mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Erde zusammen. Offenbar haben Moore ein Imageproblem, auch das Wissen über sie ist in der breiten Bevölkerung noch ausbaufähig. Eine in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Tatsache ist beispielsweise, dass der Boden unter den Mooren zehntausende von Jahren an biologischen Informationen enthält: ein Archiv und eine Schatzkammer der Naturgeschichte.
LIFE Peat Restore und die anderen vier Projekte setzen sich neben der konkreten Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen dafür ein, Menschen weltweit für das Ökosystem Moor zu sensibilisieren, zu begeistern und es auf die politische Agenda zu bringen. Entscheidungsträger*innen und Expert*innen mit dem nötigen Wissen auszustatten, um wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, ist eine entscheidende Säule im Kampf gegen die Klima- und Artenkrise.
Die Autor*innen des Handbuchs sind ein Zusammenschluss dieser fünf Moorschutzprojekte: LIFE Peat Restore (koordiniert vom NABU), Carbon Connects, Care-Peat, Desire und Canape. Alle diese Projekte werden im Rahmen der INTERREG- und LIFE-Förderprogramme durchgeführt.
Zum Internationalen Tag der Feuchtgebiete ist klar wie nie: Bis 2050 müssen wir weltweit alle entwässerten Moore wiederherstellen. Worauf also warten? In Irland, Belgien, den Niederlanden, Polen und Deutschland sollen nun 689 Hektar Moor wiederbelebt werden. Mehr →
Moore, Wälder, Flüsse und Co. sind unser Leben! Dann müssen wir sie auch so behandeln. Diese UN-Dekade ist ein letzter Weckruf zum Schutz und zur Wiederbelebung von degradierten Ökosystemen weltweit. Noch lassen sich Klimakrise und Artensterben aufhalten. Mehr →
Mit dem NABU-Projekt LIFE Peat Restore haben wir in fünf EU-Ländern auf über 5.300 Hektar Moor wiederhergestellt: Hier entstehen nun wieder gesunde Lebensräume, die langfristig Kohlenstoff binden. Intakte Moore: Essentiell für den Natur- und Klimaschutz sind! Mehr →
Zwanzig Mal so groß wie der Berliner Tiergarten: So groß ist die Fläche, auf der das Projekt LIFE Peat Restore bereits degradiertes Moor wiedervernässt hat. Zusammen mit acht europäischen Partnern leistet der NABU damit einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Mehr →