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Wer wird „Vogel des Jahres“ 2021? Aktuell liegen Stadttaube und Rotkehlchen vorne.
03. Dezember 2020 - Der zweite Freitag im Oktober ist ein fixer Termin im bundesweiten Pressekalender, denn dann stellt der NABU traditionell den kommenden Vogel des Jahres vor. Doch 2020 war alles anders: Kein Nachfolger für den amtierenden Jahresvogel Turteltaube, keine Infobroschüre, keine schönen Pressebilder. Nein, nicht wegen Corona. Vielmehr begeht die Aktion ihr goldenes Jubiläum und als Jubiläumsgeschenk hat der Bund-Länder-Rat des NABU sein Wahlrecht an das Publikum abgetreten.
Update 16. Dezember: Die Vorwahl ist beendet, die zehn Teilnehmer der Stichwahl stehen fest. Hier geht es zu den Details.
Nicht der NABU kürt den Vogel des Jahres 2021, sondern alle Vogelfreund*innen zusammen. Zur Wahl stehen sämtliche Vogelarten, die in Deutschland regelmäßig brüten oder zu Gast sind. Dabei werden in einer ersten Wahlphase aus den 307 Arten zehn Kandidaten ermittelt, die dann Mitte Januar bis Mitte März in eine Stichwahl gehen. So soll bereits die Wahl selbst für die heimische Vogelwelt werben.
So wird gewählt: in zwei Schritten zum Vogel des Jahres 2021
Die Vorwahl. Zur Wahl stehen 307 Brut- und Gastvogelarten. Noch bis zum 15. Dezember kann unter www.vogeldesjahres.de abgestimmt werden, welche zehn Arten in die Endrunde kommen sollen. Wer noch seine Stimme abgeben möchte, muss sich also beeilen!
Die Stichwahl. Nach der Vorwahl gibt es eine kleine Verschnaufpause, in der vom 8. bis 10. Januar die Stunde der Wintervögel stattfindet. Am 18. Januar beginnt dann die Stichwahl, die Kandidaten stellen sich vor und können direkt online gewählt werden. Alle zehn Kandidaten fangen wieder bei null an. Ein „Bird-O-Mat“ hilf den Wähler*innen, die noch unsicher sind. Wie bei dem bekannten Parteien-Wahl-O-Mat kann getestet werden, welcher Vogelkandidat zu einem passt. Am 19. März steht schließlich der Sieger fest.
Tipps: Strategisch wählen und/oder Wahlkampf führen
Strategisch wählen. Wer mehrere Arten sympathisch oder wahlwürdig findet, kann auch mehrere Stimmen abgeben, allerdings pro Art nur eine. Das eröffnet außerdem Möglichkeiten für strategisches Wahlverhalten. Zeichnet sich zum Beispiel im Laufe der Wahl ab, dass der eigene Favorit keine Chance mehr hat, in die Top 10 zu kommen oder später in der Stichwahl zu gewinnen, kann man jederzeit nachträglich für eine oder mehrere andere erfolgversprechende Arten votieren.
Wahlkampf lohnt sich. Sie wollen mehr tun, um Ihrem Wunschkandidaten zum Sieg zu verhelfen? Auf der Aktionsseite stehen Materialien und Tipps für den Wahlkampf on- wie offline bereit. Wer in den sozialen Medien zu Hause ist, kann mit wenigen Mausklicks Posts mit Wahlplakaten zum Teilen generieren. Zusätzliche Infos für NABU-Aktive und NABU-Gruppen gibt es im NABU-Netz. Die erfolgreichsten Wahlkampfteams können Prämien für die Naturschutzarbeit gewinnen und werden zu einer Wahlparty nach Berlin eingeladen.
Heute ist der Vogel des Jahres Thema der Nachrichtensendungen, vor einem halben Jahrhundert fing alles recht bescheiden an. Der NABU Baden-Württemberg hatte zuvor mit dem Graureiher einen regionalen Vogel des Jahres gekürt und nun wollte man es auch bundesweit versuchen. Dass zum Start 1971 der Wanderfalke gekürt wurde, erwies sich als echter Glücksgriff, für den NABU – damals noch „Bund für Vogelschutz“– ebenso wie für den Falken. Die Art war damals hochgradig gefährdet.
Erfolgsgeschichte Wanderfalke
Neben Wilderei und direkten Vergiftungen machten dem Wanderfalken vor allem Umweltgifte wie DDT zu schaffen. Die Pestizide verursachten dünnschalige Eier, was den Bruterfolg unmittelbar reduzierte. Die Kür zum Vogel des Jahres half mit, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Heute haben sich die Bestände des Wanderfalken dank Verbot bestimmter Gifte und konsequentem Schutz der einzelnen Brutpaare durch Horstbewacher*innen deutlich erholt. Die Art konnte sogar von der Roten Liste gestrichen werden.
Solche Erfolge können nicht alle ehemaligen Vögel des Jahres vorweisen, man denke zum Beispiel an Birkhuhn oder Braunkehlchen. Dabei hat sich die Aktion im Laufe der Jahrzehnte verändert. Schon bald wurden vor allem Arten stellvertretend für einen Lebensraum gewählt, etwa der Schwarzspecht für Althölzer und der Große Brachvogel für Feuchtwiesen.
Nicht nur seltene Arten
Heutzutage sollte der Vogel des Jahres im Idealfall auch allgemein bekannt sein und man sollte ihn möglichst bundesweit erleben können. Auch wenn sich dieser Glaube hartnäckig hält: Selten oder bedroht muss der „Vogel des Jahres“ nicht mehr sein, das gilt spätestens seit der Wahl des Rotkehlchens 1992. Wir wollen ja auch verhindern, dass häufige Arten diesen Gefährdungsstatus erlangen.
Insofern ist die Turteltaube 2020 fast schon ein „altmodischer“ Vogel des Jahres. Wie viele Arten, die mit auf reich strukturierte Offenland-Lebensräume angewiesen sind, leidet sie unter der intensiven Landwirtschaft. Dazu kommen erhebliche Gefahren auf den Zugwegen. Alleine in der EU werden jährlich rund zwei Millionen Turteltauben getötet, legal und illegal. In ganz Mitteleuropa ist die Turteltaube hoch gefährdet, eine Erfolgsgeschichte wie beim Wanderfalken ist trotz aller Anstrengungen nicht in Sicht.
Schon mehr als 100.000 Stimmen
Nun also eine Publikumswahl. Wie wird das Wahlvolk entscheiden, stößt die Wahl überhaupt auf Interesse? Zum zweiten Teil der Frage: ein ganz klares Ja! Dank Medienpartnern wie radioeins und Veröffentlichungen von Tagesschau bis DB Mobil erlangte die Wahl rasche Bekanntheit. Schon nach wenigen Tagen waren unter www.vogeldesjahres.de zehntausende Stimmen eingegangen und bald waren es sogar 100.000.
Wer intensiver mitmischen will, kann ein für seinen Favoriten ein Wahlkampfteam gründen. Hier zeigte sich schnell, dass die Aktion weit über den NABU hinaus aufgegriffen wird. Am schnellsten reagierten die Stadtaubenfreund*innen, 20 Teams machen inzwischen Werbung für die verwilderten Brieftauben. Besonders erfolgreiche Einzelteams stellen der Fußball-Podcast Drei90, der sein Herz für den Schwarzhalstaucher entdeckt hat, und die Schwarzwald-Tourismusagentur, die aus naheliegenden Gründen auf den Kuckuck setzt.
Folgt Taube auf Taube?
Überraschend stark präsentiert sich bisher der Goldregenpfeifer, dem die Kür zum Vogel des Jahres 1975 leider wenig geholfen hat. Inzwischen ist die in Mooren lebende Art bei uns als Brutvogel ausgestorben und nur noch zur Zugzeit zu beobachten. Mit dem Schriftsteller Saša Stanišić hat der Vogel aber einen großen und sachkundigen Fan, der prompt das Team der „Goldregenpfeifer-Ultras“ ins Leben rief. Der Gewinner des Deutschen Buchpreises schaffte es, die Kulturteile aller großen Zeitungen für das Thema zu begeistern. Der augenzwinkernd geführte Wettstreit zwischen Goldregenpfeifer oder Stadttaube war so wochenlang Medienthema.
Buchtipps zur Aktion: „Das Fest der Vögel“ und „Wer piept denn hier?“
Das Fest der Vögel. Die Vögel haben zu einem Fest eingeladen, denn es soll der 50. Vogel des Jahres gewählt werden. Die Geschichte beginnt mit einem Traum, in dem die Kinder Sophia und Finn ein halbes Dutzend Vögel treffen, die alle schon einmal zum Vogel des Jahres gewählt wurden. Für Kinder von sechs bis neun Jahren, deren Eltern und Großeltern. Klaus Ruge: Das große Fest der Vögel. – Herausgegeben vom NABU-BFA Umweltbildung. 32 Seiten mit Illustrationen von Christopher Schmidt und Uli Knörzer. 12,80 Euro. Natur- und Tierverlag 2020. ISBN 978-3-86659-424-1.
Hier piept es. Das Buch des NABU-Partners Kosmos zur Aktion richtet sich vor allem an Neueinsteig*innen ins Thema. Hier werden 35 Vogelarten leicht zugänglich in Porträts mit Fotos und in Lebensgröße vorgestellt. Zu vielen Vogelarten gibt es unterhaltsame Facts sowie Tipps, wie man die jeweilige Art unterstützen und schützen kann. Zudem gibt es themenbasierte Sonderseiten. Daniela Strauß: Wer piept denn hier? – 128 Seiten. 10 Euro. Kosmos 2020. ISBN 978-3-440-17206-3.
Großer Fotowettbewerb mit attraktiven Preisen
Das „Vogel des Jahres“-Jubiläum ist Anlass für einen Fotowettbewerb „Zeige uns deinen Lieblingsvogel“ gemeinsam mit CEWE. Als Gewinne locken ein Gutschein für Wöltje-Fotoausrüstung im Wert von 2500 Euro, ein 1500-Euro-Gutschein für CEWE-Fotoprodukte und ein 500-Euro-Gutschein für CEWE-Wandbilder sowie weitere Gutscheine des NABU-Shops und von CEWE. Teilnahmeschluss ist am 9. Februar, die Wettbewerbsbilder können direkt hier hochgeladen werden.
Inzwischen liegt die Stadttaube mit deutlichem Abstand in Führung. Aber auch sie hat lediglich sieben Prozent auf sich vereint – kein Wunder bei 307 Kandidaten. Auf auf den weiteren Plätzen folgen Rotkehlchen, Goldregenpfeifer und Feldlerche, komplettiert werden die ersten zehn von Eisvogel, Amsel, Haussperling, Kiebitz, Rauchschwalbe und Rotmilan.
Werbung für die Vogelwelt
Spätestens ab Rang fünf sind die Abstände so gering, dass auch nachdrängende Arten wie Blaumeise, Gartenrotschwanz, Wiedehopf, Star, Kuckuck und Rebhuhn noch gute Chancen haben, in die entscheidenden Top 10 vorzustoßen und damit die Stichwahl zu erreichen. Wer gewinnt, ist also noch offen und wird sich ohnehin erst in der Stichwahl entscheiden. Mit der Wahl Aufmerksamkeit für unsere vielfältige Vogelwelt zu schaffen, dieses Ziel ist bereits jetzt erreicht. (elg)
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