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Jetzt NABU-Mitglied werden!„Stimmen Sie gegen den GAP-Bericht!“
NABU-Präsident appelliert an EU-Abgeordnete
23. Oktober 2020, 11:28 Uhr
Wenige Stunden vor der Abstimmung über die EU-Agrarpolitik im Europäischen Parlament appelliert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger an die EU-Abgeordneten:
„Als Sie 2019 in das Europäische Parlament gewählt wurden, war der Schutz von Klima und Umwelt das entscheidende Thema der Wählerinnen und Wähler. Als Konsequenz aus diesem Wahlergebnis wurde der weltweit beachtete Europäische Green Deal entwickelt. Jetzt haben Sie die Chance, sich zu entscheiden: Stehen Sie für einen sozial gerechten und ökologischen Wandel, der so umfassend und zügig eingeleitet wird, wie es die Wissenschaft und große Teile der Gesellschaft verlangen? Oder wollen Sie die Instrumente der Vergangenheit verlängern, die mit unseren Steuergeldern die Erhitzung des Klimas, das Artensterben und das Verschwinden von Bauernhöfen befeuern?
Der Bericht zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Ihnen vorliegt, entspricht in keinster Weise dem, was notwendig ist, um die Zukunft unserer Kinder, unseres Klimas, unserer Landwirtschaft und eines gemeinsamen Europas zu sichern. Er läuft den Zielen des Europäischen Green Deal eklatant zuwider. Denn es ist nicht vorgesehen, dass die EU-Kommission die nationalen Umsetzungen, die bis 2027 gelten, hinsichtlich der Green-Deal-Ziele überprüft.
Stimmen Sie also dem Bericht zu, würde die Erfüllung der weltweit gegebenen Biodiversitäts- und Klimaversprechen so gut wie unmöglich und das Ansehen der EU und dieses Parlaments bei UN-Konferenzen schwer beschädigt. Daher bitte ich Sie, lehnen Sie diesen Bericht ab. Das, was auf dem Spiel steht, ist wichtiger als die Verzögerung durch einige Monate weiterer demokratischer Beratungen.“
(NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger)
21. Oktober 2020, 11:45 Uhr
Trendwende adé – Agrarpolitik im Rückwärtsgang
Die Einigung der EU-Agrarminister*innen zur künftigen gemeinsamen Agrarpolitik bewertet der NABU als Armutszeugnis für den Klima- und Artenschutz.
„Die Landwirtschaftsminister*innen haben dem Europäischen Green Deal heute eine Kampfansage erteilt. Statt Hunderttausenden Agrarbetrieben bei der Umstellung auf eine klima- und naturverträgliche Zukunft zu helfen, zementieren sie mit Steuergeldern von morgen ein schädliches Subventionssystem von vorgestern. Existenzielle Probleme wie die Klimakrise, Dürren und Insektensterben werden so nicht gelöst. Im Gegenteil: Die Betriebe werden allein gelassen mit unweigerlich steigenden Klima- und Umweltauflagen. Dieser Beschluss ist ein deutlicher Rückschritt gegenüber den viel zu schwachen Reformvorschlägen der Kommission.“
(NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller)
Die ohnehin wenigen Umweltambitionen, mit denen Julia Klöckner die deutsche Ratspräsidentschaft angetreten war, wurden in den Verhandlungen stark aufgeweicht. Aus Angst vor Konflikten mit Interessenverbänden hat die Ministerin den kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht – zu Lasten von Natur und Klima.
Nach bisherigen Informationen wird es bei den Bedingungen für das Erhalten von Subventionen keine Fortschritte dahingehend geben, dass Betriebe nicht-produktive Flächen für die Biodiversität zur Verfügung stellen müssen. Das allerdings wäre der entscheidende Schlüssel, um bestäubenden Insekten und Vögeln zu helfen. EU-weit schwinden Arten und Lebensräume in atemberaubenden Tempo, wie vorgestern erneut ein Bericht der EU-Umweltagentur unterstrich.
Zwar hat Bundesagrarministerin Julia Klöckner ein Mindestbudget für die sogenannten Öko-Regelungen (Eco-Schemes) von 20 Prozent durchgesetzt, ohne jedoch konkrete Vorgaben zur Wirksamkeit der Maßnahmen zu machen. Im ungünstigsten Fall sollen diese zudem erst ab 2025 greifen. Das ist viel zu spät und deutlich zu wenig für eine echte Trendwende in der Agrarpolitik.
Der NABU hofft nun darauf, dass zumindest die EU-Parlamentarier*innen bei ihren finalen Abstimmungen in den nächsten Tagen noch die Möglichkeit nutzen, die Agrarpolitik klar mit den Zielen des Green Deal und des Pariser Klima-Abkommens zu verknüpfen. Die entsprechenden Anträge stehen voraussichtlich am heutigen Mittwoch zur Abstimmung (AM1199 und AM808).
21. Oktober, 0:55 Uhr
Am gestrigen Dienstagabend stimmte eine Mehrheit der EU-Abgeordneten gegen grundlegende Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für die Jahre 2023 bis 2027.
Dazu sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Dies ist ein gewaltiger Rückschritt für den Umwelt- und Klimaschutz. Mit Blick auf die sich weiter verschärfende Klima- und Artenkrise hätte es jetzt eine grundlegende Reform gebraucht. Die EU hätte dafür sorgen müssen, dass auf allen Betrieben ausreichend Raum für die Natur zur Verfügung steht und Landwirte belohnt werden, die klima- und naturverträglich arbeiten. Denn die bittere Wahrheit ist: Mit dem, was heute verabschiedet wurde, droht das Verschwinden vieler gefährdeter Arten und Lebensräume. Auch die Klimakrise duldet keine Kompromisse.“
Die Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen haben einen aus Umweltsicht fatalen Deal durchgesetzt. Besonders schwer wiegt der Beschluss, dass Betriebe nicht verpflichtet werden, produktionsfreie Flächen für die Natur bereitzustellen – obwohl die Wissenschaft dies als Grundvoraussetzung für den Erhalt von Insekten und Feldvögeln ansieht. „Im Vergleich zur letzten Reform gibt es bei diesem Punkt keinerlei Fortschritt“, so Miller.
Nach dem aus ökologischer Sicht katastrophalen Votum bleibt den EU-Abgeordneten bei den finalen Abstimmungen in den nächsten Tagen nur noch die Möglichkeit, für eine klare Verknüpfung der Agrarpolitik mit den Zielen des Green Deal und des Pariser Klima-Abkommens zu sorgen. Die entsprechenden Anträge stehen voraussichtlich am Mittwoch zur Abstimmung (AM1199 und AM808).
Die jüngsten Entwicklungen in Brüssel in unserem NABU-Blog
Julia Klöckner versucht den Kompromiss zur GAP durch Eco-Schemes als Erfolg darzustellen. Tatsächlich ist das aber kein großer Unterschied zum Status Quo. mehr →
Brüssel, 21.Oktober 2020. Noch laufen die GAP-Abstimmungen im Europäischen Parlament, die letzte Runde ist für Freitag angesetzt. Die Ergebnisse der ersten zwei Abstimmungsrunden liegen jedoch bereits vor und lassen […] mehr →
Die neueste Nachricht aus dem Parlament ist, dass die GAP-Abstimmung auf heute Abend 20 Uhr verschoben wird - und die Ergebnisse morgen um 9 Uhr vorliegen. mehr →
Der EU-Parlamentspräsident hat am gestrigen Montag Abend die Abstimmung über die GAP auf heute, Dienstag, vorgezogen und entzieht den Abgeordneten die Möglichkeit zu einer echten Debatte. mehr →
Brüssel, 20.Oktober 2020. Heute Abend um 20:00 Uhr ist es soweit, die Abstimmung zur GAP im Plenum beginnt (siehe hier). Während heute die Kompromisstexte der drei größten Gruppen […] mehr →