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Gebäudeenergiegesetz endlich verabschiedet
24. Juni 2020 – Nach über drei Jahren Diskussion hat der Deutsche Bundestag am 19. Juni endlich das überfällige Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet. Zur Erinnerung: Das GEG scheiterte bereits 2017 am Koalitionskrach. Das GEG versteht sich als neues, einheitliches, aufeinander abgestimmtes Regelwerk für Gebäudeenergieeffizienz und die Nutzung von Wärme aus erneuerbaren Energien. Ein großer Punkt ist auch die Entbürokratisierung und Bekräftigung des Klimaschutzes. Doch leider wurden allzu viele Chancen für Klima- Natur- und Umweltschutz verpasst.
Klimaneutrale Gebäudebestand bis 2050 rückt in die Ferne
Eine der vielen verpassten Chancen betrifft den Neubaustandard. Im GEG gelten für die kommenden Jahre gegenüber der Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2016 keine erhöhten Anforderungen an den Mindeststandard – damit fehlt jegliche Ambition für mehr Klimaschutz bei Neubauten. Dabei ist es bei Gebäuden besonders einfach, im Betrieb mit ganz wenig Energie auszukommen, ohne überbordend mehr zu investieren. Der EU-Vorgabe nach einen Niedrigstenergiegebäude entspricht die „neue“ Regelung ebenfalls nicht. Es bleibt abzuwarten, wie die europäische Kommission darauf reagiert.
Mit dem GEG wird es auch nicht möglich sein, das bundesdeutsche Ziel eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 zu erreichen – es sei denn, die heutigen Neubauten werden bis dahin noch einmal energetisch modernisiert – was heutigen Bauherr*innen nicht gefallen und sehr teuer werden dürfte.
Potenziale nutzen
Klimaschutzpotenziale sollten im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes genutzt werden. Eine integrierte ökonomische und vor allem ökologische Betrachtung und Optimierung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Baustoffherstellung und Bauwerkserrichtung bis zum Rückbau – kann diese Einsparpotenziale heben. Bislang liegt – über das Gebäudeenergiegesetz und die dazugehörige Energieeinsparverordnung – der Fokus auf der Nutzungsphase von Gebäuden. Die dort beschriebenen Anforderungen setzen jedoch keinen Impuls zur Reduktion von Grauer Energie und Grauen Emissionen. Im Gegenteil. Ein zu viel an Technik und Material lässt die Graue Energie und damit auch die Grauen Emissionen unkontrolliert in die Höhe schießen – beim Neubau und bei Modernisierungen. Wer sein Haus energetisch modernisieren will oder muss, findet hier Hinweise zum Heizungstausch.
Zeit für Dachbegrünung
Einen Erfolg können wir jedoch verbuchen: Im Rahmen der steuerlichen Förderung von energetischen Modernisierungen wird derzeit das Einkommensteuergesetz (EStG) überarbeitet. Unter dem Punkt „Förderfähige Maßnahmen bei Wärmedämmung von Dachflächen“ finden sich jetzt neben Dachbegrünungen auch der „Erhalt von Nistplätzen für Gebäudebrüter, zum Beispiel durch Einbau von Nistkästen/Niststeinen in besondere Konstruktionen in Traufkästen, Dachschrägen oder im Giebelbereich“.
Dachbegrünungen sind wichtig, um in städtischen Bereichen Lebensraum für Insekten und Vögel bereitstellen zu können. Damit wird die Artenvielfalt im urbanen Raum erhöht.
Nicht weniger wichtig ist auch der Artenschutz am Gebäude. Eine gut gedämmte Fassade trägt wesentlich zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz bei. Leider kam und kommt es bei energetischen Modernisierungen von Gebäuden aber allzu oft zur Zerstörung von Lebensraum. Unter den Dächern und in den rissigen Fugen finden eine Vielzahl von Vogel- und Fledermausarten ihr zuhause. Bei der Dämmung von Dächern und Fassaden werden diese Lebensräume versiegelt. Viele Flugtiere werden dann durch modernisierte Gebäude obdachlos. Dabei sind Maßnahmen zum Artenschutz am Gebäude gar nicht teuer.
Durch die Aufnahme als förderfähige Maßnahme erhoffen wir uns, dass nun zum einen die Zerstörung des Lebensraumes von Vögeln und Fledermäusen stärker ins Bewusstsein rückt. Und andere Bauherr*innen können nun auf finanzielle Unterstützung hoffen, wenn sie den Lebensraum für die tierischen Mitbewohner erhalten oder neuen schaffen.
Wenn Gebäude modernisiert werden, fällt manchmal erst bei den Bauarbeiten auf, dass dort eigentlich Vögel oder Fledermäuse leben. Die Tiere können durch die Arbeiten zu Schaden kommen – auch ihre Quartiere können dabei zerstört werden. Dabei muss der Artenschutz bereits bei der Planung bedacht werden. Mehr →
Anlässlich des bekannt gewordenen Entwurfs zum Gebäudeenergiegesetz GEG haben sich die Bündnispartner der Gebäude-Allianz positioniert. Die 21 unterzeichnenden Verbände fordern umfangreiche Änderungen des GEG, andernfalls ein Zurückziehen des Entwurfs. Mehr →
In einer gemeinsamen Gebäude-Allianz mit weiteren Partnern aus der Industrie, Verbraucherschützern, Gewerkschaften, dem Baugewerbe sowie Umwelt- und Fachverbänden setzt sich der NABU dafür ein, die Umsetzung eines neuen Maßnahmenpakets voranzutreiben. Mehr →