In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Das Warten hat sich nicht gelohnt
Deutschlands integrierter nationaler Energie- und Klimaplan
18. Juni 2020 - Der integrierte Nationale Energie- und Klimaplan (NECP) zeigt, wie Deutschland zur Erfüllung der europäischen Klimaziele bis 2030 beitragen will. Die Ziele umfassen eine Minderung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990, eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf mindestens 32 Prozent des Endenergieverbrauchs und eine Steigerung der Energieeffizenz um mindestens 32,5 Prozent. Der Vorteil: Wenn alle NECPs vorliegen, können zum ersten Mal die nationalen Energie- und Klimapolitiken der EU-Mitgliedsstaaten miteinander verglichen und evaluiert werden. Jeder EU-Mitgliedsstaat musste dafür der EU-Kommission bis Ende letzten Jahres seinen finalen NECP vorlegen.
Deutschland hat diese Frist verpasst und der Plan kommt viel zu spät. Er liegt aber gerade noch rechtzeitig für den Start der deutschen Ratspräsidentschaft und für die Erstellung der Folgenabschätzung zur Erhöhung des 2030-Klimaziels vor. Somit muss sich Deutschland in seiner neuen Führungsrolle keine Blöße geben. Wird im September ein neues 2030-Ziel zur Minderung der Treibhausgasemissionen von der EU-Kommission verabschiedet, ist der Plan jedoch schon wieder obsolet. Ein Update des NECP ist nach regulärem Turnus für das Jahr 2023 vorgesehen.
NABU-Kernforderungen
1. Die Bundesregierung muss sich für eine 60 – 65 prozentige Emissionsreduktion bis 2030 im Vergleich zu 1990 (ohne Neustrukturierung der EU-Lastenteilung) einsetzen. Diese muss mit erhöhtem Zubau von naturverträglichen Erneuerbaren Energien und Energieeinsparungen einhergehen. Das erhöhte Ziel muss schnellstmöglich in einen überarbeiteten deutschen NECP münden.
2. Der Gebäudebestand muss klimaneutral werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Es muss eine Strategie zur Gebäudesanierung aufgestellt werden, um Energieeffizienzziele zu stärken.
3. Die Bundesregierung muss einen verbindlichen Plan aufstellen, wie der naturverträgliche beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Energie-Infrastruktur stattfinden soll.
Leere Versprechen rund um Erneuerbaren Energien
Ein Hauptgrund für langes Warten war laut Bundeswirtschaftsministerium die Integration des Kohleausstiegsgesetzes. Auch wenn das Gesetz noch nicht verabschiedet ist, wird nun richtigerweise im deutschen NECP der Kohleausstieg bis 2038 abgebildet. Auch ein Kohlenstoffbudget für jeden Sektor, ein CO₂- Preis für den Transport- und Gebäudesektor, sowie Maßnahmen für Transport, Gebäude, Landwirtschaft, Industrie, Energie und Abfallmanagement liegen vor. Jedoch erinnert der Plan zu sehr an alten Wein in neuen Schläuchen.
Besonders der Zubau von naturverträglichen Erneuerbaren Energien und Stromübertragungsinfrastruktur fällt im deutschen NECP schwach aus. Der 2030-Zielwert von 65 Prozent erneuerbarer Energien am deutschen Bruttostromverbrauch wurde bestätigt, aber nicht mit Maßnahmen unterlegt. Wie der Zubau naturverträglich und in Verschränkung mit den EU-Naturschutzrichtlinien gelingen soll, ist mit keinem Wort erwähnt. Jegliche Anpassungen der Ziele und die Nennung konkreter Maßnahmen im Bereich Erneuerbarer Energien wurden auf die EEG-Novelle verschoben. Auch die Energieeffizenz-Zielvorgabe von -30 Prozent Primärenergieverbrauch wurde bestätigt. Es darf aber nicht darum gehen, bereits im Klimaschutzprogramm verankertes zu wiederholen. Der NABU bemängelte bereits im Dezember 2019, dass das Klimaschutzprogramm nicht ausreiche, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt, dass die Maßnahmen des Klimaschutzprogramms zu 3 – 4 Prozent das 2030-Klimaziel verfehlen werden. Laut NABU muss Energieeffizienz zudem an der Endenergieeinsparung gemessen werden.
Es muss jetzt beim Aufbau der Wirtschaft nach COVID-19 darum gehen, kostengünstige, naturverträgliche Erneuerbare Energien, Energie-Infrastruktur, Energieeffizenz und Suffizienz mit den zugesicherten 30 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket zu fördern und ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft für den Klimaschutz zu senden. Das jüngst verabschiedete Konjunkturpaket spielt jedoch im NECP keine Rolle.
Höhere Klimaschutzziele in Harmonie mit der Natur verankern
Erste Analysen von europäischen Umweltschutzorganisationen zeigen: Bislang kann nur Dänemark mit seinem NECP die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten. Die Emissionslücke zwischen dem EU-Emissionsreduktionsziel und dem Pariser Klimaabkommen ist der deutschen Regierung hinlänglich bekannt. Ein verantwortungsvoller deutscher NECP hätte zumindest für Deutschland die Lücke füllen müssen. Der deutsche Plan muss deswegen schnellstmöglich überarbeitet werden.
Ein guter Zeitpunkt ist sicherlich September, wenn das neue ambitionierte EU-2030-Ziel feststeht. Gut gewählte und finanziell unterstützte Maßnahmen für den Ausbau von naturverträglichen Erneuerbaren Energien (besonders Wind & Solar) sowie naturverträglicher Energieinfrastruktur müssen im NECP-Update Priorität bekommen. Besonderes Augenmerk muss darauf liegen, Klimaschutzmaßnahmen nicht gegen den Naturschutz auszuspielen.
Die Bundesregierung mahnt die Einhaltung der Pariser Klimaziele an. Was es dazu braucht? Ein ambitioniertes Klimaziel für 2030 und ein klares Bekenntnis zum europäischen Green Deal. Diese Maßnahmen sind Zutaten für den Weg aus der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise. Mehr →
Nach zweitägigen Verhandlungen hat die Bundesregierung ein Konjunkturpaket vorgelegt, das die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abfedern soll. Aus Sicht des NABU kommen Klima- und Naturschutz und der Stopp des Artenverlusts dabei deutlich zu kurz. Klarer Auftrag für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft: Die Bundesumweltministerin nahm heute die Petition von NABU, WWF & Co. entgegen. Mehr →
Die neue EU-Kommission will zu ihrem Amtsantritt deutliche Zeichen für mehr Umwelt- und Klimaschutz setzen. Trotz guter Ansätze wird der „European Green Deal“ aber nicht reichen, die Erderhitzung einzudämmen. Große Schwächen hat der Vorschlag beim Schutz der Biodiversität. Mehr →