Sorge um rückkehrende Turteltauben

Malta erlaubt Zugvogeljagd im Frühjahr

13. Mai 2020 - Auf die Turteltaube – unseren Vogel des Jahres 2020 – kommen gefährliche Wochen zu. Wie in jedem Jahr hat Malta auch diesmal als einziges EU-Land eine Ausnahmeregelung für eine Jagd auf Zugvögel im Frühjahr durchgesetzt. Für die Turteltaube ist das in diesem Jahr aus zwei Gründen besonders gefährlich: Zum Einen fällt der Zeitraum der Jagd mit der Hauptdurchzugszeit zusammen und zum Anderen machen es die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Jäger*innen jetzt noch leichter, die Tiere zu schießen.

Turteltauben kehren jetzt aus ihrem Wintergebiet zurück

Eigentlich gilt für Malta gilt seit 2017 ein Moratorium für seine Ausnahmegenehmigung zur Jagd auf Turteltauben. Um die über 6.000 Vogeljäger*innen des Inselstaats zufriedenzustellen, genehmigte der zuständige Minister Clint Camilleri – selbst ein Jäger – jedoch eine dreiwöchige Frühjahrs-Saison auf Wachteln. Sie wurde in diesem Jahr so ausgedehnt, dass sie mit der Hauptdurchzugszeit der Turteltauben zusammenfällt. Die kleine Taube überwintert südlich der Sahara und kehrt gerade in ihre Brutgebiete zurück.

Der NABU-Partnerverband BirdLife Malta geht davon aus, dass in diesem Frühjahr unter dem Deckmantel einer Wachteljagd tausende Turteltauben auf dem Zug in ihre Brutgebiete illegal geschossen werden. Das ist besonders tragisch, da dies Vögel sind, die erfolgreich überwintert haben und nach ihrer Rückkehr mit dem Brüten beginnen würden. Und auch viele andere geschützte Zugvögel wie Schwarzstörche, Triele, Rohrweihen und andere Greifvögel, Pirole oder Bienenfresser werden wohl ihr Leben auf Malta lassen.

Jagd trotz Corona-Einschränkungen erlaubt

Auch in Malta dürfen die Menschen wegen der Corona-Pandemie nur für notwendige Erledigungen aus dem Haus. „Von unseren Partner*innen vor Ort wissen wir, dass die Jagd für die maltesische Regierung absurderweise dazu zu gehören scheint. Zudem ist die Polizeieinheit, die die Jagd kont-rolliert, derzeit mit Aufgaben zur Covid-19-Eindämmung stark ausgelastet. Kontrollen der Jäger*innen im Gelände werden daher gar nicht oder völlig unzureichend durchführt“, erklärt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling.

Die Bestände der Turteltaube sind in Deutschland seit 1980 um fast 90 Prozent eingebrochen. Neben der legalen und illegalen Jagd fehlen ihr geeignete Lebensräume. „Ihr Bestand ist stark bedroht, trotzdem darf sie in zehn EU-Staaten im Herbst ganz legal bejagt werden – das ist völliger Irrsinn“, kommentiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Deshalb setzt sich der NABU dafür ein, dass die Jagd auf die Turteltaube endlich gestoppt wird.

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