Nach zwei außergewöhnlich trockenen Jahren sind die Grundwasservorräte noch nicht wieder aufgefüllt. - Foto: NABU/Iwona Rogowski
Wälder leiden unter Trockenheit und Dürre
NABU warnt vor hohem Waldverlust
Die Situation in unseren Wäldern ist stark angespannt. Durch den frischen Blattaustrieb wirkt der Wald auf den ersten Blick zwar vital, doch die aktuellen Entwicklungen lassen befürchten, dass noch in diesem Jahr 500.000 Hektar Wald geschädigt werden. „Die negativen Folgen des Klimawandels werden am Wald besonders deutlich sichtbar“, erklärt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Zwei Dürrejahre nacheinander
Bereits die beiden vergangenen Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß. 2018 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 und am 25. Juli 2019 wurde in Lingen im Emsland ein neuer Temperaturrekord mit 42,6 Grad Celsius erreicht. Neben den hohen Temperaturen führt der fehlende Niederschlag zu erhöhtem Trockenstress für die Wälder – sichtbar durch die vermehrt absterbenden Fichtenwälder und die zunehmenden Waldbrände.
Stadtbäumen helfen
Auch Stadtbäume leiden unter der aktuellen Trockenheit. Gerade im Frühling, wenn die Laubbäume ihre Blätter austreiben müssen, ist der Wasserbedarf sehr groß. Wer helfen möchte, kann sich um die Bäume vor dem Haus kümmern. Ein paar Gießkannen Wasser alle paar Tage hilft schon eine Menge.
Darauf folgte der außerordentlich milde Winter 2019/2020. Durch die geringen Niederschläge sind die Wasservorräte des Bodens noch immer nicht aufgefüllt. Die Borkenkäfer haben damit erneut ideale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung. Sie treffen auf vorgeschädigte Fichten, die sich auf Grund des weiteren Wassermangels nicht mit Harz gegen die Käfer wehren können. Unter Umständen können bis zu drei Borkenkäfergenerationen entstehen. Dazu kommt die hohe Waldbrandgefahr.
Gefahr durch Borkenkäfer und Waldbrände
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezifferte die geschädigte Waldfläche für die Jahre 2018 bis 2020 auf 245.000 Hektar. Etwa 90 Prozent des betroffenen Holzes entfallen dabei auf Nadelholz, der Anteil von Nadelwäldern liegt derzeit noch bei über 50 Prozent.
Klimawandel muss verlangsamt werden
Wir sind von den absterbenden Wäldern direkt betroffen. Vor allem in den Mittelgebirgen wird sich das Landschaftsbild massiv ändern und die ökologische Leistungsfähigkeit der Wälder sinkt. Damit neue, angepasste Wälder aufwachsen können, müssen wir den Klimawandel verlangsamen und begrenzen und schon heute dem Wald die Chance zur Selbsthilfe geben. „Das geht nur, wenn wir endlich die Wurzel des Problems anpacken anstatt lediglich akute Brände zu löschen – sprichwörtlich und wortwörtlich“, plädiert Krüger.
Hoffnung machen uns allerdings die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayrischer Wald: Der in den 1980er Jahren anscheinend abgestorbene Wald hat sich in den 1980er Jahren innerhalb weniger Jahre wieder selbst regeneriert. Unter den abgestorbenen Bäumen entwickelte sich nach und nach eine baumartenreiche Waldlandschaft, die sich ganz ohne menschliches Zutun an die Umweltbedingungen anpasste.
Hilfe zur Selbsthilfe
Um dem Wald die Chance zur Selbsthilfe zu geben, sind für den NABU folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:
- In naturfernen Nadelbaumforsten muss der Umbau der Wälder hin zu baumartenreichen Laubmischwäldern forciert werden.
- In durch Laubbäume geprägte Wälder sollte das Kronendach als „Sonnenschirm“ geschlossen gehalten werden.
- Um mehr Wasser zu speichern, muss die Masse von lebenden und totem Holz vergrößert werden. Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald belassen werden.
- Der Umbau naturferner Wälder kann nur gelingen, wenn Baumsamen und junge Bäume nicht nahezu vollständig von Rehen und Hirschen aufgefressen werden. Die Jagd muss einen zentralen Beitrag zum Gelingen des Waldumbaus leisten.
- Um aus der Anpassung der Wälder unter ungestörten Bedingungen auf den Klimawandel lernen zu können, sollten die Ziele der Bundesregierung, mindestens fünf Prozent der Waldfläche als Naturwälder und zwei Prozent der Landfläche als Wildnisgebiete der Natur zu überlassen, rasch umgesetzt werden. Die Entwicklung der natürlichen Prozesse muss durch ein wissenschaftliches Monitoring intensiv begleitet werden.
NABU-Forderungen im Zwölf-Punkte-Papier
Bereits im Herbst 2019 hat der NABU hat seine Position zum Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel in einem 12-Punkte Papier vorgestellt:
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