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Jetzt NABU-Mitglied werden!„Ich bin jedoch so optimistisch, zu sagen: Wir schaffen es!“
Der NABU trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Dr. Hans Scholten
Der Niederrhein hat Hans Scholten nie losgelassen. Geboren 1935 in Dinslaken, entdeckt er früh die Liebe zur Vogelwelt. Als er diese durch die Auskiesung eines Altrheinarms in Gefahr sieht, schließt Scholten sich mit Gleichgesinnten zu einer Kreisgruppe des Deutschen Bunds für Vogelschutz (DBV) zusammen.
Unter Scholtens Mitwirkung wächst die Kreisgruppe Wesel innerhalb kürzester Zeit zur mitgliederstärksten in ganz Deutschland an. 1978 wird er schließlich sogar zum Vorsitzenden des Landesverbandes NRW gewählt. Dieses Amt hat Hans Scholten zehn Jahre inne. Wie die Kreisgruppe zuvor, gedeiht auch der Landesverband prächtig. Als Ende 1984 überraschend die Position des DBV-Präsidenten neu besetzt werden muss, und man ihn zur Kandidatur drängt, willigt Scholten denn auch nur ein, wenn er sich parallel weiter als Landesvorsitzender um sein NRW und seinen Niederrhein kümmern darf.
Hans Scholten hat mir einmal gesagt, dass ein so großer Verband wie der NABU eine eigene Klugheit hat. Nach seiner Meinung ist die Gefahr, dass demokratisch organisierte große Verbände wie der NABU dauerhaft schwere Fehlentscheidungen treffen, sehr gering.
Jochen Flasbarth, NABU-Präsident von 1992 bis 2003
Hans Scholtens Präsidentschaft fällt in eine Zeit intensiver Diskussionen um die künftige Ausrichtung. Der bisherige traditionelle Vogel- und Naturschutzansatz ist vielen nicht mehr genug, vor allem die jungen Aktiven drängen darauf, das Spektrum zu erweitern. Der Verband befindet sich „gewissermaßen in den Wechseljahren, wo Hitzewellen und Schüttelfrost sich abwechseln“, wie Scholten zum Beginn seiner Amtszeit in der Mitgliederzeitschrift schreibt. „Wir haben die Aufgabe, den DBV in eine Zukunft zu führen, die an den Naturschutz angesichts steigenden Einsatzes von Kapital und Technik in unserer Umwelt immer größere Anforderungen stellt. (…) Ich bin jedoch so optimistisch, zu sagen: Wir schaffen es!“
Man kann die Erfolge im Naturschutz heute wohl nur beurteilen, wenn man die früheren Verhältnisse gekannt hat.
Hans Scholten
Dabei sieht sich der promovierte Jurist Scholten vor allem als Moderator. Ihm gelingt es, die angestoßenen, aber stark umstrittenen Reformen Stück für Stück umzusetzen. Dazu gehört die Einrichtung einer Lobby-Geschäftsstelle am Regierungssitz Bonn ebenso wie die sich im „Berliner Programm“ niederschlagende Aufgabenerweiterung. Erstmals werden auch Abfall-, Energie- und Atompolitik genannt. Der Verband engagiert sich in der Zeit gegen den Dollarthafen und die Eindeichung der Leybucht ebenso wie für „Tempo 100“ zur Bekämpfung des Waldsterbens und beteiligt sich an der Gründung des alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Als Hans Scholten 1988 nach vier Jahren das Amt an seinen Nachfolger Klaus Dürkop übergibt, sind die Verbandsreformen weit gediehen. Nur auf seinen neuen Namen muss der künftige NABU noch etwas länger warten. Zwar wurde schon Ende 1984 ein Untertitel „Deutscher Naturschutzverband“ eingeführt, doch eine durchgehende Umbenennung gelingt nach mehreren vergeblichen Anläufen erst 1990; auch das nur im Zusammenhang der Vereinigung mit den ostdeutschen Naturschützern.
Es geht doch gar nicht um eine Ideologie, sondern nur um die Erkenntnis, woher der Mensch kommt und auf welchem Weg er weitergehen wird.
Hans Scholten
Die Leute von Heseloh, Erzählungen, 2001
Nach der Präsidentschaft widmet sich Hans Scholten wieder verstärkt der Vogelkunde – und natürlich seiner Familie und seinem Brotberuf als Ministerialdirigent im NRW-Finanzministerium. In der Schriftstellerei entdeckt Scholten ein weiteres Tätigkeitsfeld, aus dem eine wahre Leidenschaft wird. Im Mittelpunkt stehen, wie könnte es anders sein, auch dabei meist die Natur und die Menschen am Niederrhein.
Am 4. Dezember ist Hans Scholten im Alter von 84 Jahren verstorben. Sein unerschütterlicher Optimismus, dass wir es schaffen, unsere Natur trotz aller steigenden Belastungen zu schützen, wird uns weiter begleiten.