In diesem Sommer haben wir vier Turteltauben mit einem Sender ausgestattet – wie hier Männchen Cyril. - Foto: Justus-Liebig-Universität Gießen/Jennifer Greiner
Vier neue Turteltauben besendert
Verfolgen Sie die Reise in den Süden in unserem Blog
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Mit großer Sorgfalt wurden den Tauben die nur fünf Gramm leichten Rucksacksender angelegt. - Foto: Justus-Liebig-Universität Gießen/Jennifer Greiner
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Eingefangen wurden die Tauben mit solchen Käfigfallen. - Foto: Justus-Liebig-Universität Gießen/Yvonne Schumm
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Drei der vier Turteltauben wurden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose gefangen. - Foto: Justus-Liebig-Universität Gießen/Yvonne Schumm
09. September 2019 - Unsere kleineste heimische Taubenart – die Turteltaube – leidet in Deutschland darunter, dass ihre Lebensräume wie strukturreiche Wald- und Feldränder zunehmend verschwinden. Sie ist bei uns deshalb sehr selten geworden. Doch auch auf dem Zug ist sie Gefahren ausgesetzt.
Um mehr darüber herauszufinden, wie sich ihre Zugwege und Überwinterungsgebiete unterscheiden, haben wir in diesem Sommer vier Turteltauben mit Satellitensendern ausgestattet. Sie sollen uns zum Beispiel Erkenntnisse darüber liefern, wo sie überwintern und welche Zugrouten sie nehmen. Zum ersten Mal erhalten wir dafür nun Daten von Turteltauben aus Hessen und Brandenburg.
Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020
Unsere kleinste heimische Taube steht für Glück, Liebe und Frieden. Doch leider ist sie auch stark bedroht. Durch intensive Landwirtschaft gehen ihre Lebensräume verloren und in vielen Ländern wird sie noch bejagt. Mehr →
Obwohl die Turteltaube auf der globalen Roten Liste steht, darf sie in zehn EU-Ländern nach wie vor gejagt werden. So werden jedes Jahr etwa zwei Millionen Tiere geschossen. Setzen Sie sich jetzt für ein EU-weites Jagdverbot ein und unterzeichnen Sie unsere Petition. Mehr →
Verfolgen Sie die Reise unserer Turteltauben
Die Zugrouten unserer Tauben und die Beobachtungen unserer Vogelexpert*innen können Sie in unserem Blog und unserer interaktiven Karte verfolgen. Die ersten Vögel haben sich bereits auf den Weg Richtung Süden gemacht.
Zum Turteltauben-BlogUnsere neuen Tauben
Die erste Turteltaube, die wir ab sofort auf ihrer Reise begleiten, ist die Turteltauben-Dame Melanie. Sie wurde in Hessen in der Nähe eines Naturschutzgebiets bei Gießen besendert. Leicht gemacht hat sie es unseren Kolleg*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen, die die Besenderungen durchgeführt haben, allerdings nicht: Nach wochenlangem Anfüttern und Fangversuchen und dem neunten Anlauf konnte sie Mitte Juni in einer Käfigfalle gefangen werden. Danach wurde sie mit ihrem Sender ausgestattet und wieder freigelassen.
Drei weitere Tauben – Jenny, Luciano und Cyril – konnten in der Niederlausitz in Brandenburg besendert werden. Alle drei wurden auf verschiedenen Lichtungen in einem Mischwald auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose gefangen.
Die vier Turteltauben tragen nun einen fünf Gramm leichten Rucksacksender (PTT-Satellitensender von ARGOS). Die Sender liefern alle zwei Tage ihre Koordinaten, die es uns erlauben, den Standort der Vögel auf unserer interaktiven Karte darzustellen.
Ein alter Bekannter
Auf unserer Karte ist außerdem die Zugroute von Francesco zu sehen: Er wurde bereits Ende April 2017 von BirdLife Malta, dem Partnerverband des NABU, besendert. Gefangen wurde er auf der maltesischen Insel Comino und auch mit einem Rucksacksender ausgestattet. Seitdem liefert er zuverlässig wichtige Daten zu seinem Zugverhalten und seine Aufenthalte an Rastplätzen und im Winterquartier. Der Italiener hat sein Brutgebiet östlich von Neapel.
Drei weitere Tauben, die im Laufe des Projekts besendert wurden, haben leider nicht überlebt und liefern keine Daten mehr. Bei einigen sind Abschüsse oder Fänge während des gefährlichen Zugs nicht auszuschließen. BirdLife Malta besendert bereits seit 2016 Turteltauben um mehr über die Zugwege der Vögel herauszufinden und mit gezielten Maßnahmen gegen den legalen und illegalen Zugvogelmord vorzugehen.
Das ICARUS-Projekt
Der NABU und das Team der Justus-Liebig-Universität Gießen haben gemeinsam mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie (HGON) bereits im Juni 2018 erstmalig in Deutschland Turteltauben besendert.
Die neuartigen Sender, die im Rahmen dieses ICARUS-Projekts eingesetzt wurden, liefern jedoch noch immer keine Daten. Notwendige technische Anpassungen an der Raumstation ISS verzögern leider die Testphase weiterhin. Hier müssen wir also weiter warten. Sobald diese Sender Daten liefern, werden sie aber auch in unserer Karte dargestellt.
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