Distelfalter auf Krauser Distel - Foto: Helge May
Der Sommer der Wanderfalter
Admiral und Distelfalter legen bei Insektenzählung stark zu
15. August 2019 – Der Distelfalter war bereits der ungekrönte König des Frühsommers. Jetzt im Hochsommer zeigt er sich sogar noch häufiger, denn inzwischen ist der Nachwuchs derjenigen Falter geschlüpft, die im Juni aus dem Südosten eingeflogen waren. Bei der Frühsommerzählung kamen die Distelfalter gerade an, mit zunächst noch großen regionalen Unterschieden. Unterm Strich wurden immerhin an jedem zehnten Insektensommer-Beobachtungspunkt Distelfalter beobachtet. Jetzt Anfang August zeigen sich sogar an jedem dritten Beobachtungsort die bunten Falter. Im Vergleich zu 2018 sind das zehn Mal mehr Distelfalter!
Die zehn meistbeobachteten Insektensommer-Arten
Art | In Prozent der Beobachtungsorte | Wert August 2018 | Insektengruppe |
---|---|---|---|
1. Ackerhummel | 58,4 | 60,6 | Bienen | 2. Honigbiene | 55,5 | 41,4 | Bienen | 3. Kleiner Kohlweißling | 50,8 | 38,9 | Tagfalter | 4. Distelfalter | 38,8 | 3,6 | Tagfalter | 5. Wildbiene (nicht näher bestimmt) | 28,2 | 21 | Bienen | 6. Kleiner Fuchs | 26,3 | 22,6 | Tagfalter | 7. Dunkle Erdhummel | 25,7 | 23,1 | Bienen | 8. Grünes Heupferd | 24,5 | 23,9 | Heuschrecken | 9. Admiral | 24.2 | 10,5 | Tagfalter | 10. Schwebfliege (nicht näher bestimmt) | 23,6 | 14 | Fliegen |
Während alle Scheinwerfer auf den Distelfalter gerichtet sind und auch die Medien fleißig berichten, fällt ein anderer Wanderfalter kaum auf. Dabei ist auch der schwarz-rot gezeichnete Admiral in diesem Sommer deutlich häufiger als im Vorjahr. Im Frühsommer machte er sich noch rar, nun aber liegt etwa gleichauf mit dem Kleinen Fuchs und sogar deutlich vor dem Großen Kohlweißling.
-
Der Kleine Kohlweißling kam etwas mühsam ins Jahr. Jetzt im Hochsommer wurde er dagegen an jedem zweiten Beobachtungspunkt festgestellt. - Foto: Helge May
-
Die Raupen des Kleinen Fuchses ernähren sich von Brennnesseln. Auch dieser Falter machte sich im Frühsommer noch rar, zeigt sich jetzt aber an jedem vierten Beobachtungspunkt. - Foto: Helge May
Überhaupt stehen die Tagfalter insgesamt jetzt besser da als noch im Frühsommer. Bei vielen Arten hat wohl der extrem trockene Sommer 2018 zu einer Verknappung der Raupenfutterpflanzen geführt, so dass die Frühjahrsgeneration auf niedrigem Niveau startete, dann aber gute Bedingungen vorfand, was eine hohe Fortpflanzungsrate zur Folge hatte. Dazu kommt, dass der Frühling mit etwas Verspätung verlief – der Mai war, man erinnert sich kaum, für die Jahreszeit zu kühl –, die Junizählung also für manche Arten zu früh kam.
Die Blaue Holzbiene breitet sich aus
Während also die Falter gegenüber dem Frühsommer aufgeholt haben, sah es bei Bienen und Hummeln schon im Juni gut aus und dabei ist es geblieben. Die Blaue Holzbiene zum Beispiel breitet sich weiter in Deutschland aus, ihr kommt die trockenwarme Witterung zugute. Erdhummeln und Steinhummeln haben gegenüber 2018 deutlich zugelegt und die Ackerhummel – eine der Kernarten des Insektensommers – streitet sich aktuell mit der Honigbiene um die Spitze der Beobachtungsliste. Unklar ist noch, warum Honigbienen sowohl im Juni wie auch im August deutlich häufiger beobachtet wurden als 2018. Waren die Winterverluste bei den Imkern um so vieles geringer?
-
Impressionen vom ersten Insektensommer-Wochenende aus dem Raum Potsdam: 1. Schlehen-Federgeistchen (= Weiße Winden-Federmotte) - Foto: Helge May
-
2. Hitzeschutz: Durch die Obelisk-Stellung versucht diese weibliche Blutrote Heidelibelle möglichst wenig Sonne abzubekommen. - Foto: Helge May
-
3. Ackerwinden-Bunteulchen auf Jakobskreuzkraut - Foto: Helge May
-
4. Die kräftigen vorderen Fangbeine der Sichelwanze verraten ihre räuberische Ernährungsweise. - Foto: Helge May
-
5. Halt: Nicht weiter! Ameisen versuchen Siebenpunkt von Blattlauskolonie fernzuhalten - Foto: Helge May
-
6. Wie mit Kakaopulver bestäubt: der Wasserampfer-Stängelrüssler - Foto: Helge May
-
7. Ganz schön dünn: die Schmalbauchwespe Gasteruption jaculator - Foto: Helge May
-
8. Ganz schön viele: großes Waldameisennest im Kiefernforst - Foto: Helge May
Insgesamt wurden mit 11,5 Arten je Beobachtungspunkt 20 Prozent mehr notiert als 2018 mit 9,5. Zu den Artengruppen, die häufiger als 2018 gezählt wurden, gehören auch Wanzen, Heuschrecken und nicht zuletzt die Schwebfliegen. Ähnliche Werte wie 2018 haben Fliegen, Käfer, Ameisen und Libellen. Bei letzteren wurde allerdings die Insektensommer-Kernart Blaugrüne Mosaikjungfer deutlich weniger notiert als 2018. Die Wespen zeigen ebenfalls Vorjahresniveau, wobei die Hornisse als größte Wespenart etwas weniger auffällt als 2018.
Die zweite Beobachtungsetappe des Insektensommer 2019 ist beendet. Beobachtungen aus dem Beobachtungszeitraum 2. bis 11. August können aber noch bis einschließlich 18. August online nachgemeldet werden.
Mehr zum Insektensommer
Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der „Insektensommer“. Ob Falter, Biene, Käfer oder Libelle: Ab dem 2. August geht es in die nächste Zählrunde. Mehr →
Welche Insekten wurden beobachtet? Die Ergebniskarte bietet einen Überblick über die Beobachtungspunkte (also die verschiedenen Insekten an einem Ort), die Arten, die Lebensräume und die Summe der eingegangenen Meldungen. Auch die verschiedenen Meldezeiträume über die Jahre hinweg lassen sich vergleichen. Mehr →
Die NABU-App „Insektenwelt“ ist nicht mehr verfügbar. Bereits heruntergeladene Versionen bleiben aber bestehen und sind voll funktionsfähig. Als Nachfolgerin gibt es nun die Web-App „Insektensommer“ mit noch mehr Arten und noch besserer Bilderkennung. Mehr →
Insekten im Garten
Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Natur. Als Bestäuber für viele Pflanzen oder als Nahrung für verschiedene Tiere wie Igel oder Vögel. Wir geben jede Menge konkrete Tipps, wie man die kleinen Nützlinge in den eigenen Garten locken kann. Mehr →
Ein Domizil für Hummeln, Schmetterlinge und Marienkäfer: Wer möchte, dass es auf dem Balkon summt und brummt, kann es den Sechsbeinern im Handumdrehen gemütlich machen: mit den richtigen Pflanzen, Nistplätzen und ganz ohne Gift. Gartenexpertin Marja Rottleb zeigt im Video, wie der Balkon zur Insektenoase wird. Mehr →