Bergmolch am Amphibienzaun in Wiesbaden - Foto: Rainer Pietsch
Die Laichwanderungen steuern auf den Höhepunkt zu
Im Osten macht den Amphibien die Trockenheit zu schaffen
*** Prognose vom 29. März: Unter Hochdruckeinfluss wird es die kommenden Tage angenehm mild, nachts gehen die Temperaturen aber immer noch sehr stark zurück. Im Norden und Westen ist im Flachland mit guten Wanderbedingungen zu rechnen, im Osten nur mit mäßigen. ***
20. März 2019 – Der Amphibiensaison 2019 begann in den Flusstälern recht früh. Doch auch wenn harte Frosteinbrüche ausblieben, verlief die Wandersaison bisher eher schleppend, so dass man zumindest im Flachland inzwischen von einem „normalen“ Frühjahr sprechen kann.
Die Wanderungen liegen im langjährigen Schnitt, wie auch Amphibiengutachter Christian Fischer für das niedersächsische Wendland bestätigt: „Frühlaicher wie Molche, Moor- und Grasfrösche, aber auch die Erdkröten sind hier in der Region mindestens seit Anfang März unterwegs und es hat auch schon einige gute Wandernächte gegeben. ‚Gefühlt‘ sind wir kurz vor Halbzeit. Von den immer leicht späteren Knoblauchkröten ist mir allerdings noch nichts über Aktivität zu Ohren gekommen. Der unangenehme Wind der letzten Zeit hat sicherlich einiges an Amphibien ausgebremst.
Von unserem kleinen Zaun in Kapern wird berichtet, dass bisher fast keine vorjährigen, junge Braunfrösche beobachtet wurden. Diese waren sonst immer in größerer Zahl mit in den Eimern, auch wenn sie sich noch nicht fortpflanzen können. Möglicherweise könnte hier die Dürre 2018 und der damit zusammenhängende schlechte Reproduktionserfolg beziehungsweise eine hohe spätere Sterblichkeitsrate eine Rolle spielen. Überhaupt sehen viele Laichgewässer immer noch nicht gut aus – zu geringe Wasserstände!“
Der Landschaftswasserhaushalt ist im gesamten Nordosten im Defizit, das übliche Auffüllen der Wasserstände im Winterhalbjahr blieb weitgehend aus. Geradezu dramatisch sieht es aktuell im Oderland vor der Grenze zu Polen aus. Nach dem trockenheißen Sommer fiel dort auch im Winter kaum Regen. Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg hat in der Region 410 Kleingewässer aufgesucht und fand davon fast zwei Drittel komplett trockengefallen. Weniger als ein Fünftel der Sölle und Teiche hat eine ausreichende Wasserführung, so dass zum Beispiel die gefährdeten Rotbauchunken dort balzen und ablaichen können. Die Hälfte der untersuchten Gewässer liegt in europäischen FFH-Schutzgebieten.
Das hält die Amphibien aber auch im Oderland nicht davon ab, sich auf den Weg zu machen. „Es läuft jedoch schleppend und immer nur in Schüben“, meint Schönbrodt. „Jetzt hoffen wir mal, dass sich durch ergiebige Niederschläge einige Kleingewässer noch füllen.“
Schon weiter sind die Amphibien entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse. Vielerorts hat bereits ein Großteil der Erdkröten die Wanderung beendet und die Gesamtzahlen sehen nicht schlecht aus. So konnte Dieter Geib vom NABU Altstadt aus dem Saarland, ganz im Westen der Republik, bereits Zahlen über dem Vorjahr vermelden. Am zusammen mit dem NABU Blieskastel betreuten Zaun im Taubental bei Kirkel wurden bereits 3700 Erdkröten notiert. Im Nord-Saarland haben die Wanderungen Ende Februar eingesetzt und bisher dort sind immerhin 1000 Grasfrösche gewandert. „Ich vermute, der Hauptzug ist durch“, meint Franz-Josef Schudell vom NABU Weiskirchen-Losheim.
Noch weiter ist man etwas weiter östlich, direkt am Rhein. „An unserer betreuten Wanderung in Schwegenheim (Kreis Germersheim) ist die Hinwanderung großteils abgeschlossen“, berichtet Herbert Magin vom NABU Lingenfeld. „Die Erdkröten haben mit 800 Tieren das Vorjahr überschritten. Bei den Teich- und Kammmolchen werden dagegen die Vorjahreszahlen bei weitem nicht erreicht. Mit 150 Tieren liegen wir bei einem Fünftel der Vorjahreswerte. Wir vermuten einen Populationszusammenbruch durch die große Hitzewelle. Bei einem neu errichteten Schutzzaun zwischen Westheim und Bellheim wurden über 2.100 Kröten auf der Hinwanderung gezählt. Auch hier sind nur noch wenige Tiere zu erwarten. Wir haben bei beiden Schutzzäunen seit Mitte letzter Woche bereits erste Rückwanderer.
Wie zu erwatzem sind die Wanderungen generell im Südwesten weiter als im Nordosten. In geschützten Lagen sind die Wanderungen bereits bei Höhen oberhalb 400 Metern angekommen. In den Mittelgebirgen geht es langsam los, während an Rhein und Ruhr schon der Schlussspurt läuft. „Bei uns in Essen sind in den südlichen Stadtteilen die Mehrheit der Kröten durch – auch die Paare“, freut sich Cora Ruhrmann vom NABU Ruhr. „Die waren selbst bei zwei Grad Celsius unterwegs.“
Allerdings gibt es selbst auf kleinem Raum große Unterschiede. Nicht nur die grobe geografische Lage prägt, auch das Kleinklima entscheidet mit. „Bei uns startet die Krötensaison immer etwas später, da der Höhenzug der Asse mit seinen Waldbeständen etwas kälter ist als die umliegenden Wanderstrecken im flachen Landkreis“, erläutert zum Beispiel Andrea Onkes vom NABU Wolfenbüttel. „Der fast ununterbrochen starke Wind, führt dazu, dass die Amphibienwanderung trotz der passenden Temperaturen nur gering ausfällt. Wir haben pro Saison um die 10.000 Tiere. Davon ist bisher maximal ein Zehntel gewandert. In der Nordasse sieht es noch schlechter aus. Dort war bisher so gut wie gar keine Amphibienwanderung, so dass ich dort noch keine Nacht die Straße sperren lassen musste.“
Achtung: Närrische Kröten unterwegs
Es bleibt windig – bitte auf Eigensicherung achten
04. März 2019 – Ganz glücklich war die Namenswahl nicht. „Bennet“ ist eine Ableitung von Benedict, bedeutet also „der Gesegnete“. Viel Segen hat Sturmtief „Bennet“ jedoch nicht gebracht. In den Karnevalshochburgen am Rhein machte das Tief den feierwilligen Jecken zu schaffen, viele Rosenmontagszüge wurden abgespeckt, manche sogar gestrichen. „Bennet“ zieht nun nach Osten ab, im Lauf der Woche werden aber weitere Tiefs vom Atlantik aus zu Besuch kommen. Sie bringen möglicherweise nicht mehr ganz so heftige Winde mit, ganz sicher allerdings weiteren Regen.
Molche, Frösche und Kröten mit ihrer empfindlichen Haut kommt die Nässe entgegen; der Wind weniger, so dass sich die Amphibien auf offenen, dem Wind besonders ausgesetzten Strecken, wahrscheinlich zurückhalten werden. Eine genaue Prognose ist daher schwierig. Tendenziell besseren sich die Wanderbedingungen die kommenden Nächte Stück für Stück, bevor dann ab Freitag die Temperaturen wieder etwas zurückgehen.
Im Flachland sind die Amphibien bereits bundesweit unterwegs und die meisten Leitzäune sind nun aufgestellt. In besonders milden Lagen wie im Rheinland kann man sogar die ersten Froschlaichballen entdecken. „Die Laichsaison hat begonnen“, meldet zum Beispiel der NABU Bonn. „Im von uns betreuten Naturschutzgebiet Kiesgrube Dünstekoven haben die ersten Springfrösche und Grasfrösche den verregneten Freitag für die Fortpflanzung genutzt.“
Ruhig ist es dagegen noch in den Mittelgebirgslagen, wo sich der Frost deutlich länger hielt. „Jetzt ist es ja wärmer, aber es fehlt zunächst noch der Niederschlag, der für das Wochenende angekündigt war“, meint Norbert Möller vom NABU Großenhausen, gelegen im hessischen Teil des Spessarts. „Wir warten ab und werden wohl Mitte/Ende der Woche den Schutzzaun am Feuerlöschteich aufstellen. Weiter unten im Kinzigtal – Raum Gelnhausen – ist es milder, die ersten Kröten wurden gesichtet. Zusammen mit dem örtlichen BUND wurde dort am 27. Februar ein Schutzzaun aufgestellt.“
rückblick Februar
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Lurch des Jahres 2019
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