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Jetzt NABU-Mitglied werden!Kinder und Jugendliche kennen keine Vögel mehr
Studie belegt Rückgang des Artenwissens
13. Dezember 2018 – Eine aktuelle Studie an knapp 2.000 bayerischen Schülerinnen und Schülern zwischen 10 und 19 Jahren zeigt, dass Kinder und Jugendliche im Freistaat immer weniger einheimische Vogelarten erkennen. „Laut unserer Untersuchung konnten bayerische Gymnasiasten im Schnitt nur fünf von 15 häufigen Singvogelarten richtig benennen“, so der Leiter der BISA-Studie Thomas Gerl.
Die Wissenschaftler haben zudem herausgefunden, dass Kinder, die an der „Stunde der Wintervögel“ teilgenommen haben, die beste Artenkenntnis hatten. „Schüler, die bei der Vogelzählung von NABU und LBV mitmachen, haben durchschnittlich fast zwei Arten mehr erkannt“, erklärt Gerl von der Arbeitsgruppe „BISA – Biodiversität im Schulalltag“.
„BISA-Test“: noch mal 20 Prozent schlechter als vor zehn Jahren
Im „BISA-Test“ sollten bayerische Kinder und Jugendliche aus allen Schularten 15 häufige einheimische Singvogelarten benennen. Diese Daten wurden anschließend mit der Vogel-BISA-Studie aus dem Jahr 2007 der Hochschule Weihenstephan von Prof. Volker Zahner verglichen und ausgewertet. Besonders aussagekräftig sind die Ergebnisse für die knapp 1.400 beteiligten Gymnasiasten. Die Gymnasiasten des G8 schnitten aktuell noch schlechter ab, als eine vergleichbare Gruppe aus dem Jahr 2007, die das damalige G9 besuchten. „Gymnasiasten erkannten im Schnitt eine Art weniger als vor zehn Jahren. Das entspricht einem Rückgang der Artenkenntnis von beinahe 20 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts“, erklärt Thomas Gerl.
Die bekannteste Vogelart unter bayerischen Schülern ist die Amsel. „Gut drei Viertel der Teilnehmer erkannten die Amsel richtig, einen Spatzen konnte nur noch lediglich etwas mehr als ein Drittel identifizieren“, sagt Thomas Gerl. Der Buchfink, immerhin der häufigste einheimische Singvogel, wird nur von 14 Prozent der Schülerinnen und Schüler richtig benannt. Die Rangliste der bekanntesten Vogelarten unter bayerischen Schülern änderte sich in den vergangenen zehn Jahren kaum: Ganz oben stehen Amsel (1.), Rotkehlchen (2.) und Blaumeise (3.), ganz hinten landen Grünfink (13.), Buchfink (14.) und Erlenzeisig (15.).
Mädchen besser als Jungen, Großstadtkinder besser als die vom Land
Die jetzt erzielten Ergebnisse liegen allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau als 2007. Keine einzige Vogelart wurde deutlich besser erkannt, als noch vor zehn Jahren. Bei zwei Drittel der untersuchten Arten ging die Bekanntheit sogar dramatisch zurück. So erkennen heutige Gymnasiasten zum Beispiel Elster und Grünfink ungefähr 25 Prozent seltener als im Jahr 2007.
Bei der Erhebung schnitten Mädchen jeden Alters signifikant besser ab als ihre männlichen Altersgenossen. Interessanterweise wohnen die besten Artenkenner der beteiligten bayerischen Schüler inzwischen nicht mehr auf dem Land, sondern in großen städtischen Ballungszentren wie zum Beispiel München oder Augsburg. Dies könnte eine Folge des dramatischen Rückgangs der Vogelzahlen im ländlichen Raum sein, wo Kinder kaum noch Vogelarten beobachten können.
Für Thomas Gerl sind die Ergebnisse der BISA-Studie besorgniserregend: „Wenn wir so weitermachen, wird es bald niemanden mehr geben, der überhaupt noch merkt, welche Arten aussterben. Wie sollen sich unsere Kinder für den Erhalt einer Art einsetzen, die sie gar nicht kennen?“
Nicht nur Arten sind vom Aussterben bedroht, auch die Artenkenntnis
Für den Biologielehrer ist es heute wichtiger denn je, sich in der Schule wieder viel stärker mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu beschäftigen, um die Artenkenntnis vor dem Aussterben zu schützen. „Die besondere Erwähnung der Artenvielfalt an vielen Stellen im neuen LehrplanPLUS für das neunjährige Gymnasium ist dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung, den alle Bundesländer gehen sollten“, macht Gerl wenigstens ein bisschen Hoffnung für die Zukunft.
Neben dem ungebremsten Rückgang der heimischen Biodiversität ist somit auch die Kenntnis um unsere heimischen Arten vom Aussterben bedroht. „Die schwindende Artenkenntnis beunruhigt auch uns Naturschützer, da dies direkt mit einem Verlust an Lebensqualität einhergeht. Wir sind jedoch froh, dass die Schüler, die an unserer Mitmachaktion ‚Stunde der Wintervögel‘ teilnehmen, mehr Arten kennen. So setzt der LBV dem Verlust der Artenkenntnis bei bayerischen Kindern und Jugendlichen aktiv etwas entgegen“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
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