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Jetzt NABU-Mitglied werden!Schlechte Aussichten für Schmetterlinge
Auch Schutzgebiete halten den Rückgang nicht auf
06. Dezember 2018 – Innerhalb von nur einem Jahrzehnt ist die Artenvielfalt bei Schmetterlingen deutschlandweit um zehn Prozent zurückgegangen. Das ergaben Auswertungen des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten für ihre Studie auf umfangreiche Erhebungen des Bürgerforschungsprojekts Tagfalter-Monitoring Deutschland aus den Jahren 2005 bis 2015 zurückgreifen.
So funktioniert das Tagfaltermonitoring
Zwischen April und September sind die Bürgerforscher bundesweit unterwegs, um Informationen über die Vorkommen der Tiere zusammenzutragen. Woche für Woche gehen sie stets identische Strecken von bis zu einem Kilometer Länge ab und notieren sämtliche tagaktiven Falter, denen sie unterwegs begegnen.
Für seinen Check hat das UFZ 245 Zählstrecken ausgewählt, berücksichtigt wurden 122 im Freiland gut bestimmbare Falterarten. Die sogenannten Transekte verteilen sich über ganz Deutschland, etwa 28 Prozent davon liegen innerhalb von Natura-2000-Gebieten, also Reservate, die unter besonderem EU-weiten Schutz stehen. So ließ sich mit statistischen Methoden auch analysieren, ob der Schutzstatus der Gebiete für die Arten einen Unterschied macht.
Bereits die Nähe zu einem Schutzgebiet zahlt sich aus
Auf den ersten Blick scheint es so: Auf den Strecken außerhalb der Schutzgebiete haben die Schmetterlingsfahnder im Durchschnitt 18 Arten gezählt, innerhalb waren es dagegen 21. Je näher eine Zählstrecke an einem Schutzgebiet lag, desto höher war auch seine Artenzahl. Offenbar wirken diese Lebensräume wie Falter-Quellen, aus denen die Tiere auch ins Umland flattern. Das legt immerhin nahe, dass die Natura-2000-Flächen gut ausgewählt wurden, also die wertvollsten Biotope unter Schutz gestellt wurden.
Bedenklich stimmt allerdings, dass in nur zehn Jahren die Faltervielfalt um ein Zehntel abgenommen hat – und dies auf den ungeschützten Flächen ebenso wie auf den geschützten. Der Artenschwund macht also vor Reservaten nicht halt. Dafür kann es im Wesentlichen zwei Gründe geben: Die für den Niedergang der Falter verantwortlichen Faktoren wirken auch in die Schutzgebiete hinein oder es fehlt an Maßnahmen, die in den Schutzgebieten gezielt die Falterbestände fördern beziehungsweise wenigstens stabilisieren.
Vieles spricht dafür, dass beide Ursachen wirken. Der Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft macht vor Schutzgebietsschildern genauso wenig halt wie vom Wind verdriftete Pestizide. Gleichzeitig sind viele Schmetterlinge auf Offenlandschaften angewiesen, die man nicht komplett sich selbst überlassen kann. Wiesen und Magerrasen zum Beispiel müssen regelmäßig gemäht oder beweidet werden. Sonst machen sich dort mit der Zeit Gehölze breit und die Arten des Offenlandes verlieren ihren Lebensraum. Hier gibt es in vielen Schutzgebieten Defizite, Managementpläne fehlen oder es mangelt an Geld für deren Umsetzung. Auch sind Managementpläne nicht immer auf Schmetterlinge ausgerichtet, sondern auf Vögel, andere Tiergruppen oder bestimmte Pflanzenarten.
- Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
- Fachartikel „Protected areas do not mitigate biodiversity declines: A case study on butterflies“ (nur Zusammenfassung frei einsehbar)
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