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Jetzt NABU-Mitglied werden!Kiebitz im Sturzflug: Bestände um 88 Prozent eingebrochen
Nur eine andere Agrarpolitik kann das dramatische Artensterben stoppen
28. November 2018 - Noch vor etwa 30 Jahren sah und hörte man den Kiebitz fast überall auf Deutschlands Feldern. Doch neue Daten zeigen: Seit 1992 ist der Bestand dieser Charakterart unserer Agrarlandschaft um 88 Prozent eingebrochen. Das teilte der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) mit. Dem Kiebitz geht es damit noch deutlich schlechter als bislang befüchtet. Und dieses Schicksal teilt er mit Feldlerche, Rebhuhn und weiteren Agrarvögeln, deren Populationen ebenfalls eingebrochen sind.
„Für den Schutz von Wiesenvögeln gibt es viele funktionierende Ansätze. Doch die besten Maßnahmen nützen nichts, wenn sie nicht auch entsprechend finanziert und umgesetzt werden. Die EU-Agrarpolitik muss jetzt grundlegend naturverträglicher werden. Sie muss Landwirte für ihren Schutz von Umwelt, Natur, Klima und Biodiversität besser enlohnen. Andernfalls droht der Kiebitz hierzulande bald auszusterben.“
(NABU-Präsident Olaf Tschimpke)
Doch wie muss die EU-Agrarpolitik umgestaltet werden, um den massiven Artenverlust auf Wiesen und Feldern zu stoppen? Zu dieser Frage diskutierten auf einer Abendveranstaltung am 27. November in Berlin der NABU, die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Landwirtschafts- und Umweltministerium Anke Erdmann sowie Vertreterinnen und Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des Deutschen Bauernverbands.
Denn derzeit laufen in Brüssel die Verhandlungen zu dem mit Abstand größten Posten des EU-Haushalts. Rund 60 Milliarden Euro verteilt die EU jedes Jahr an Agrarsubventionen - 114 Euro fließen pro EU-Bürger an Steuergeldern in den Agrarhaushalt. Bislang werden diese Gelder fast ausschließlich nach Flächenbesitz vergeben – ungeachtet dessen, ob auf den Wiesen und Feldern umweltverträglich gearbeitet wird oder nicht.
Im Projekt „Sympathieträger Kiebitz“ erprobte der NABU gemeinsam mit Landwirten fünf Jahre lang, wie Kiebitze besser geschützt werden können. Als besonders erfolgreich erwiesen sich die sogenannten „Kiebitzinseln“. Diese kurzzeitigen Brachen innerhalb von Äckern ermöglichen es den Kiebitzen und vielen weiteren bedrohten Vogelarten, erfolgreich zu brüten. Auch die Markierung der Nester trägt dazu bei, die Vögel bei der Feldbearbeitung erfolgreich zu umfahren. Im Grünland rät der NABU außerdem dazu, Flächen zu vernässen.
Was muss sich in der Agrarpolitik ändern?
- Im künftigen EU-Haushalt müssen 15 Milliarden Euro für diejenigen Landwirtinnen und Landwirte reserviert werden, die Naturschutzmaßnahmen wie zum Beispiel die erfolgreich erprobten Kiebitzinseln umsetzen.
- Darüber hinaus müssen bei der Ausgestaltung der Naturschutzförderung die Naturschutzverwaltungen zukünftig federführend sein. Nur so können Steuergelder optimal für die Natur eingesetzt werden.
- Umweltschädliche Subventionen gehören abgeschafft. Wir brauchen stattdessen klare und EU-weite Umweltstandards, um den nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft zu schaffen. Andernfalls werden künftig milliardenschwere Blankoschecks an die Mitgliedstaaten verteilt, was einem Rennen um die niedrigsten Umweltstandards gleichkäme.
Auf der Veranstaltung diskutierten der NABU mit Vertreterinnen und Vertretern von Umwelt- und Landwirtschaftsministerien, Naturschutz- und Bauernverbänden die Ergebnisse des Kiebitzprojekts vor dem Hintergrund der anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik. Mehr →
Noch vor 50 Jahren war der Kiebitz auf den Feldern und Wiesen in Deutschland häufig zu sehen. Heute ist er aus vielen Agrarlandschaften verschwunden und gilt als „stark gefährdet“. Deshalb hat der NABU ein bundesweites Schutzprojekt durchgeführt. Mehr →
Das Michael-Otto-Institut im NABU hat im Rahmen seines Projektes „Sympathieträger Kiebitz“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt ein Praxishandbuch zum Kiebitzschutz erstellt. Mehr →