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NABU zum Bericht des Weltklimarats
8. Oktober 2018 – Die globale Erderwärmung schreitet voran. Aktuell ist bereits ein Temperaturanstieg von etwa einem Grad Celsius messbar, wie der Weltklimarat (IPCC) in seinem am Montag veröffentlichten Sonderreport bestätigt. Die aber wohl wichtigste Erkenntnis aus dem Bericht: Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist noch immer möglich.
Der Weltklimarat schätzt, dass etwa 100 Millionen Menschen weniger die Lebensgrundlage entzogen würde, wenn wir – als Menschheit – es schaffen, die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad statt auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Infolgedessen würde der Meeresspiegel weniger ansteigen, die Anzahl an Extremwettereignissen nehme weniger stark zu, der Verlust der Artenvielfalt fiele deutlich geringer aus. Interessant ist, dass insgesamt Synergieeffekte aus den Anstrengungen zum Klimaschutz und den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) zu erwarten sind.
Rasches Handeln ist erforderlich
Der Bericht macht noch etwas anderes sehr deutlich: Wir müssen jetzt alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um die Treibhausgasemissionen möglichst schnell zu mindern. Bis 2030 müssen wir mindestens 45 Prozent weniger CO2 als 2010 emittieren; bis 2050 müssen Nettonull-Emissionen erreicht werden, heißt es im Bericht. Das bedeutet, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre eine weitgehende Veränderung in allen Gesellschaftsbereichen anstoßen müssen.
Wir benötigen deutlich mehr Energieeffizienz, eine nachhaltigere Landnutzung sowie die Substitution von fossilen Energieträgern durch naturverträgliche erneuerbare Energien. Das wird nur mit einer weitgehenden Elektrifizierung im Industrie-, Verkehrs- und Gebäudesektor gelingen. Selbst dann ist es immer noch notwendig, dass wir der Atmosphäre Treibhausgase entziehen – ein strittiges Thema.
Kohlenstoffspeicher erhalten
Derzeit sehen die Szenarien zwei Möglichkeiten vor, die nennenswert dazu beitragen können: die nachhaltige Landnutzung und Forstwirtschaft sowie die großflächige Nutzung von Bioenergie kombiniert mit CO2-Abtrennung und Speicherung (BECCS – Bio Energy Carbon Capture and Sequestration). Großflächig Bioenergiepflanzen anzubauen, ist zu Recht kontrovers. Denn derartige Monokulturen gefährden sowohl die Artenvielfalt als auch die Nahrungsmittelsicherheit. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf die Bindung von Kohlenstoffen in Wäldern und Mooren konzentrieren und möglichst schnell unsere Emissionen mindern.
Liest man den IPCC-Bericht, erscheint einem die Diskussion um die Rodung des Hambacher Waldes zugunsten des RWE-Braunkohleabbaus wie von einem anderen Planeten. An Absurdität ist es kaum zu überbieten, in diesen Zeiten ausgerechnet einen Kohlestoffspeicher wie den Hambacher Wald aufzugeben, um fossile Energieträger zu fördern und damit weitere Treibhausgasemissionen zu produzieren.
Es hapert an der Politik, nicht an Ideen
Entscheidend ist nun, dass das gesammelte Wissen auch in politisches Handeln umgemünzt wird. Denn nicht nur die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2020 ist wichtig und notwendig. Das Bekenntnis zu den weltweiten Klimaschutzzielen von Paris muss auch verstärkte Anstrengungen in Deutschland und der EU mit sich bringen. Unser Ziel muss es sein, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 95 Prozent zu reduzieren. Der Weg dahin darf nicht linear verlaufen – die größten Reduktionen müssen innerhalb der nächsten Jahre erfolgen. Damit sind auch die von der Bundesregierung formulierten Ziele bis 2030 jetzt schon Makulatur und viel zu niedrig.
Der Bericht fasst nicht nur das vorhandene Wissen, sondern auch Lösungsstrategien zusammen. Dass wir noch immer nicht handeln, ist also am ehesten ein Problem der Politik. Es scheint daran zu hapern, Wissen auch in Taten und Rahmenbedingungen zu überführen. Eines ist nach der Veröffentlichung des Berichts aber sicher: „Das ist das Ende der Welt, wie wir sie kennen“, wie es R.E.M schon vor mehr als 30 Jahren sagten.
Links:
- Den gesamten „IPCC SR 1.5“-Bericht lesen Sie auf www.ipcc.ch.
- Eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung ist hier zu finden.
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