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Jetzt NABU-Mitglied werden!Der Wohnungsgipfel wird die Probleme nicht lösen
Nachhaltige Stadtentwicklung braucht ein breites Bündnis aller Akteure
20. September 2018 - Es sind vor allem Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft, neben dem „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“, die zum morgigen Wohnungsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Horst Seehofer ins Kanzleramt eingeladen wurden.
Dabei brauchen wir gerade beim Wohnungsbau und in der Stadtentwicklung ein möglichst breit aufgestelltes Bündnis aller beteiligten Akteure. Der Berliner Mieterverein hat deshalb heute einen „Alternativen Wohngipfel“ organisiert, der in vorbildlicher Weise das Thema als gesamtgesellschaftliches Anliegen aufgreift und alle wichtigen Verbände, wie zum Beispiel den Paritätischen Gesamtverband oder die Deutsche Umwelthilfe, an einen Tisch holt.
Die aktuelle Wohnungsfrage bietet nämlich die Chance, nicht nur soziale, sondern auch zukunftsweisende ökologische Fragen im Siedlungsbereich zu lösen. Beim Umgang mit Flächen und Rohstoffen sind jedoch andere Strategien gefragt, als die immer gleichen Investitionen in noch mehr Beton. Denn das wird Deutschlands vermeintliche Wohnungsbauprobleme nicht lösen. Wer vor allem auf Abriss und Neubau statt Sanierung setzt und Einfamilienhäuser im Speckgürtel der Wohnraumentwicklung in den Innenstädten vorzieht, begeht einen nicht mehr rechtfertigbaren Raubbau an der Natur. Nachhaltiges Bauen und nachhaltige Stadtentwicklung müssen Hand in Hand gehen – und das schließt bezahlbaren Wohnraum überhaupt nicht aus.
Hier finden Sie mehr Informationen zum „Alternativen Wohngipfel“.
Ergänzend macht der NABU auf folgende Punkte aufmerksam:
- Die geplante Vereinfachung und Beschleunigung von Bau- und Genehmigungsprozessen darf nicht zum Abbau von Umweltstandards führen. Um das Bauen am Ortsrand zu erleichtern, wurde bereits 2017 das Baugesetzbuch geändert – auf Kosten von Umweltprüfungen und Bürgerbeteiligung sowie landwirtschaftlicher und ökologisch wertvoller Fläche. Diese Änderung im Baugesetzbuch läuft Ende 2019 aus. Und dabei muss es auch bleiben!
- Statt immer neue Instrumente zur Baubeschleunigung zu produzieren, sollte das bereits vorhandene Planungsinstrumentarium in seiner vollen Breite angewendet werden. Viele Baupotenziale, die es in den Städten gibt, könnten bereits heute aktiviert und genutzt werden. Helfen würde dabei auch die Umgestaltung der Grundsteuer zu einer Bodenwertsteuer. Das würde die Bebauung innerstädtischer Baugrundstücke mobilisieren.
- Das geplante Gebäude-Energie-Gesetz muss bereits jetzt den Bau von klimaneutralen Gebäuden ermöglichen. Darüber hinaus sollte die energetische Modernisierung steuerlich besser gefördert werden, um die Sanierungsquote von derzeit unter einem Prozent auf die notwendigen zwei bis drei Prozent zu erhöhen und dadurch den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen von Gebäuden drastisch zu senken. Hocheffiziente Technologien zum Heizen und Kühlen auf Basis naturverträglicher erneuerbarer Energien sind ein Schritt in die richtige Richtung.
- Auch die Umweltwirkung der verwendeten Baustoffe muss unbedingt stärker berücksichtigt werden. Es gilt zum einen, den Ressourcenaufwand zu minimieren. Der Baustoffverbrauch kann zum Beispiel massiv reduziert werden, wenn Bauteile wiederverwendet und Sanierungen besser gefördert werden. Zum anderen geht es um die sogenannte graue Energie - also den Energiebedarf bei der Herstellung. Um den Hauptklimakiller Zement zu produzieren, muss beispielsweise eine enorm große Menge Abfall verbrannt werden.
- Im Hochbau müssen vermehrt innovative Technologien und eine breite Palette an Werkstoffen verwendet werden. Wesentlich stärker als bisher sollten Laubholz, Recyclingbeton und andere alternative Baustoffe zum Einsatz kommen.
Was auch immer beim Wohnungsgipfel herauskommt: Es dürfen keine für den Klimaschutz kontraproduktiven Weichen gestellt werden!
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