Verbreitung des Usutu-Virus 2018
Usutu auf dem Weg nach Norden
Bereits mehr als 5000 Verdachtsfälle dem NABU gemeldet
28. August 2018 – Das durch das Usutu-Virus verursachte Amselsterben nimmt in diesem Jahr offensichtlich immer größere Ausmaße an. Gab es bis vor einer Woche erst 1.500 an den NABU gemeldete Verdachtsfälle, sind es heute bereits über 5.000 Meldungen mit mehr als 10.000 kranken oder verendeten Vögel – meist Amseln, aber in geringen Zahlen auch Singdrosseln, Haussperlinge, Meisen und andere Arten.
Update September
Usutu-Virus tötet mehr Vögel als je zuvor / Nun auch ein erster Labornachweis aus Mecklenburg-Vorpommern / Bereits 11.583 Verdachtsfälle mit 23.775 betroffenen Vögeln
Ein Teil dieser außergewöhnlichen Zunahme von Meldungen geht natürlich auf das Konto der Medienpräsenz des Themas während der vergangenen Woche, allerdings gab es in früheren Jahren auch nach Presseberichten niemals einen so starken Anstieg gemeldeter Fälle. Man kann damit sicher davon ausgehen, dass in diesem Jahr mehr Vögel vom Usutu-Virus betroffen sind als je zuvor seit dem erstmaligen Auftreten 2011.
Die meisten toten Vögel gibt es in Regionen, in denen das Virus sich erstmalig ausbreitet. In diesem Jahr betrifft dies vor allem den Norden, mit je etwa 800 Meldungen aus Niedersachen und Hamburg und vielen weiteren aus Bremen und Schleswig-Holstein. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin hat inzwischen bereits 132 eingesandte tote Vögel untersucht. Bei einem Drittel dieser Vögel konnte das Usutu-Virus labortechnisch nachgewiesen werden. Eine Karte der Herkunft nachweislich infizierter Vögel zeigt, dass es inzwischen aus 13 von 16 Bundesländern Usutu-Nachweise gibt. Lediglich in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gab es noch keine Labornachweise. Dies spiegelt sich auch in der Herkunft der Verdachtsmeldungen wider: Aus den sechs östlichen Bundesländern und dem Saarland gibt es bisher nur vereinzelte Meldungen.
Melden Sie uns kranke oder tote Amseln
Melden Sie uns Fundort, Funddatum, nähere Fundumstände und Symptome der Vögel.
Das diesjährige Ausmaß des Vogelsterbens durch das Usutu-Virus übertrifft alle Vorjahre bei Weitem. Dies liegt auch an der inzwischen sehr weiten Verbreitung des Virus über den größten Teil Westdeutschlands. Interessanterweise fällt das starke Auftreten von Usutu-Infektionen nicht mit einer großen Zahl an Stechmücken zusammen, die in diesem Jahr wegen der großen Trockenheit gerade in Norddeutschland eher in kleinen Mengen auftreten. Das lässt vermuten, dass die für die Virenvermehrung innerhalb der Mücken wichtige Wärme einen größeren Effekt auf die Virenverbreitung hat als die bloße Zahl an Stechmücken als potentielle Überträger.
Der NABU bittet weiterhin um die Meldung aller Verdachtsfälle über das Onlineformular. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg nimmt weiterhin alle eingesandten toten Vögel zur Untersuchung an. Um die Auswirkungen auf die Vogelbestände zu erforschen, vergleichen NABU und BNI Usutu-Daten mit den Ergebnissen der NABU-Gartenvogelzählaktionen. Machen Sie also mit bei den NABU-Aktionen „Stunde der Wintervögel“ im Januar und „Stunde der Gartenvögel“ im kommenden Mai.
21. August 2018 – Das Vogelsterben durch das ursprünglich südafrikanische Usutu-Virus setzt sich auch in diesem Jahr fort und erfasst weitere Regionen in Deutschland. Besonders Amseln sind betroffen. Der NABU und Tropenmediziner bitten die Bevölkerung, kranke oder verendete Tiere unter www.NABU.de/Usutu-melden zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden. Der NABU hat in diesem Jahr bereits 1.500 Meldungen von Usutu-Verdachtsfällen erhalten, knapp zwei Drittel davon alleine im August.
Seit dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011 breitet sich das besonders im Spätsommer von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend über Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren lediglich wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden und in Richtung Bayern sowie ein separater Ausbruch im Raum Leipzig und Berlin festgestellt werden. In diesem Jahr sind offensichtlich vor allem die Regionen um Nürnberg sowie zwischen Bremen und Hamburg erstmals betroffen.
Die 2018 bisher gemeldeten Fälle übertreffen die Zahlen aus den Vorjahren deutlich, was für ein besonders starkes Auftreten und für einen Verbreitungssprung des Virus spricht. Ornithologen und Tropenmediziner konnten seit 2011 feststellen, dass immer dann besonders viele Vögel verenden, wenn das Virus erstmals in einer Region auftritt, wie derzeit um Nürnberg, Bremen und Hamburg. In den Folgejahren sinken die Todeszahlen dann auf ein niedrigeres Niveau. Der warme Sommer dieses Jahres dürfte die Ausbreitung des ursprünglich tropischen Virus begünstigt haben.
Um die tatsächliche Ausbreitung des Virus dokumentieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Entsprechende Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI) sowie manche veterinärmedizinischen Untersuchungsämter vor. Beim BNI sind in diesem Jahr bereits 174 möglicherweise am Usutu-Virus verendete Vögel eingesandt worden. Sie werden derzeit untersucht. Erste Labornachweise des Virus sind erfolgt.
Durch das Virus verursachte Todesfälle von Vögeln treten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Infizierte Vögel wirken offensichtlich krank, apathisch, flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben.
Tote Vögel sollen nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden. Der Mensch kann durch das Usutu-Virus infiziert werden, aber - wie bei den meisten durch Stechmücken übertragenen Viren - kommt es nur sehr selten zu schweren Erkrankungen.
Ausführliches Update September
Das Usutu-Virus breitet sich zunehmend über Deutschland aus. 2018 wurden dem NABU bereits 12.365 Verdachtsfälle mit über 25.000 betroffenen Vögeln gemeldet. Der NABU bittet weiterhin, kranke oder verendete Tiere zu melden und zur Untersuchung einzusenden. Mehr →
Gesamt-Bilanz 2018
Aktuelle Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie sich das Usutu-Virus in den letzten Jahren vom Rhein-Main-Gebiet ausgehend in ganz Deutschland ausgebreitet hat. Auch im kommenden Sommer bittet der NABU um Mithilfe: Melden Sie uns tote oder kranke Amseln. Mehr →
Seit Wochen werden dem NABU verstärkt kranke oder tote Amseln gemeldet, die sich offenbar mit dem Usutu-Virus infiziert haben. Vor allem aus Nordwestdeutschland haben sich Verdachtsfälle vervielfacht. Mehr →
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