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Jetzt NABU-Mitglied werden!Jahresbericht 2017
Agrar-, Klima- und Naturschutzpolitik müssen dringend neu ausgerichtet werden
Der NABU freut sich über eine breite Unterstützung in der Bevölkerung. Die Zahl der Mitglieder und Förderer vergrößerte sich in 2017 um 40.000 auf mehr als 660.000 Menschen. Damit bleibt der NABU Deutschlands mitgliederstärkster Umweltverband mit 40.000 aktiven NABU-Mitgliedern. Dieses unermüdliche ehrenamtliche Engagement unserer vielen tausend NABU-Aktiven im Land macht uns stolz – denn sie sind unsere Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmacher, die den NABU ausmachen. Mehr Einzelheiten zu unserer Jahresbilanz 2017 finden Sie hier.
Die Vorstellung des Jahresberichtes 2017 nehmen wir zum Anlass, einen Blick auf die aktuelle Dürre und Hitzeperiode zu werfen. Dieser Sommer lässt ahnen, wie sich das Klima verändert. Auch wenn die Komplexität des Klimasystems keine punktgenaue Vorhersagen zulässt, eines ist sicher: Die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen wird zunehmen. So heiße Sommer wie dieser werden in Zukunft wahrscheinlicher und damit auch Dürren, Hochwasser und Starkregen.
Der NABU ist überzeugt: Um die Erdüberhitzung zu stoppen und auf die Folgen der Klimakrise reagieren zu können, ist eine zügige und grundsätzliche Neuausrichtung in der Agrar-, Klima- und Naturschutzpolitik notwendig.
„Milliarden an Dürre-Nothilfen kann man ausschütten. Was wir aber brauchen, ist ein echter Strukturwandel in der Landwirtschaft und der Landnutzung: Wir brauchen Blühstreifen, unsere Landschaften dürfen nicht weiter so ausgeräumt werden. Landwirte müssen für den Schutz von Gewässern und Natur honoriert werden und dann auch mit Herzblut sagen: Das ist mein Beitrag für die Gesellschaft. Diesen Wandel wollen wir als NABU mit den Landwirten gemeinsam angehen, dazu reichen wir ihnen die Hand.“
NABU-Präsident Olaf Tschimpke
Dürrehilfe bekämpft in einer fehlgeleiteten Landwirtschaft nur die Symptome, nicht die Ursache
Aus diesem Grund stehen wir der Forderung des Deutschen Bauernverbandes nach Nothilfen für Ernteausfälle skeptisch gegenüber. Es ist falsch, immer nur die Symptome einer fehlgeleiteten Landwirtschaft zu lindern, wenn es möglich ist, die Ursache zu bekämpfen. Und die Ursache liegt in der hochintensiven Landwirtschaft mit ausgeräumten Böden und hochspezialisierten Pflanzen. Eine solche Landwirtschaft ist viel zu anfällig und belastet die Umwelt massiv. Deshalb müssen Unterstützungszahlungen an Landwirte zukünftig an Bedingungen geknüpft werden, die einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen bringen.
So sollten sich Landwirte beispielsweise verpflichten, vielfältigere Fruchtarten anzubauen, mehr Naturschutzflächen in der Agrarlandschaft zu schaffen, die Tierbestände deutlich zu reduzieren, den Anteil von 20 Prozent Bio-Anbau schnell zu erreichen und klimaschädliche Emissionen aus der Landwirtschaft, wie Lachgas, zu verringern.
Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU muss ab 2021 mindestens 15 Milliarden Euro von ihrem rund 60 Milliarden Euro umfassenden Agrar-Budget so umschichten, dass attraktive Anreize geschaffen werden, im Einklang mit der Natur zu produzieren.
Insektensterben muss dringend gestoppt werden
Ein Umbau der Agrarpolitik ist auch notwendig, um das Insektensterben zu stoppen. Der Insektenrückgang ist kein kleines Problem, das die Politik mit ein paar netten und punktuellen Aktionen lösen kann. Insekten haben eine enorme Bedeutung für Ökosysteme, ob als Bestäuber oder als Teil der Nahrungskette für andere Tiere.
Bereits bekannte Studien in Deutschland zeigen einen Rückgang der Biomasse von Fluginsekten um 75 Prozent. Dass der Insektenschwund nicht nur ein lokales Phänomen ist, verdeutlichen auch aktuelle Untersuchungen aus den Niederlanden. Dort wurde in Schutzgebieten während der letzten drei Jahrzehnte ein Biomasse-Rückgang von Insekten um rund 61 Prozent festgestellt.
Zwar hat die Bundesregierung vor kurzem ein Programm zum Insektenschutz angekündigt. Doch müssen neben einem Pestizid-Reduktionsprogramm und mehr Vielfalt im Anbau von Nutzpflanzen auch Programme zum Monitoring von Insekten langfristig etabliert und vor allem ausreichend und sicher finanziert werden.
Unsere Gewässer brauchen naturnahe Gestaltung und den Kohleausstieg
Auch der Kohleausstieg ist längst überfällig. Er hilft nicht nur dem Klima, sondern auch der Natur. Dass Kraftwerke unsere Flüsse belasten, weil sie mit Ausnahmegenehmigungen Kühlwasser entnehmen und überhitzt wieder in unsere Gewässer zurückleiten, muss endlich aufhören. Wegen der viel zu hohen Temperaturen und dem folgenden Sauerstoffmangel sterben aktuell in vielen Flüssen die Fische und auch andere Lebewesen.
Darüber hinaus müssen unsere Flüsse wieder naturnah gestaltet werden. Deren guter ökologischer Zustand kann nämlich dazu beitragen, Folgen von Dürre oder Starkregen abzupuffern. Auch sichert eine insgesamt verbesserte Lebensraumqualität die Bestände von Fischen und anderen Wasserorganismen. Und auch der Landschaftswasserhaushalt profitiert von einer naturnahe Gewässerentwicklung.
Die Bundesregierung muss nun das Auenprogramm im Rahmen des Bundesprogramms „Blaues Band“ ab 2019 zügig umsetzen und auch die Gelder hierfür im Bundeshaushalt langfristig zur Verfügung stellen. Denn Naturschutzmaßnahmen kommen nicht nur tierischen Flussbewohnern zugute, die künftig bessere Brutbedingungen und Rückzugsräume finden, sondern es profitieren auch die Menschen, die an Küsten und Flüssen leben.
Waldumbau vorantreiben und Klimapuffer Ozeane besser schützen
Ebenso bedeutend für eine Anpassungsstrategie ist ein naturnaher Waldumbau. Statt aber die nordamerikanische Douglasie oder die ebenfalls nicht heimische Küsten-Tanne anzubauen, müssen mehr Laubwälder entstehen, die die Feuchtigkeit besser halten als Fichten-Monokulturen und Tieren bessere Lebensräume bieten. Auch die Wiedervernässung von Mooren helfe der Natur, sich besser gegen Wetterextreme zu wappnen.
Kaum ein Ökosystem macht die Abhängigkeit von Klima- und Naturschutz jedoch deutlicher als die Ozeane. Wenn wir ihre Eigenschaft als Klimapuffer und die marine Biodiversität erhalten wollen, dann müssen wir ambitioniert und umgehend handeln. Ein Drittel der Weltmeere muss als Meeresschutzgebiet ausgewiesen werden. Und mindestens die Hälfte dieser Gebiete muss nutzungsfrei bleiben, auch bei uns vor der Haustür.
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660.000 Mitglieder und Förderer haben sich im Jahr 2017 für Natur und Umwelt engagiert. Viele Naturschutzprojekte und erfolgreiche Kampagnen, zum Beispiel für besseren Meeresschutz und eine nachhaltige EU-Agrarpolitik, konnten mit ihrer Hilfe umgesetzt werden. Mehr →
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Die deutschen Braun- und Steinkohlekraftwerke produzieren 40 Prozent des deutschen Stroms – sind aber für 80 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine NABU-Studie zeigt, dass ein beschleunigter Kohleausstieg geboten, rechtlich möglich und sozialverträglich finanzierbar ist. Mehr →