In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Lobbyarbeit des Bauernverbandes ruiniert den ländlichen Raum
NABU ruft DBV zum längst fälligen Kurswechsel auf
28. Juni 2018 – Anlässlich des Bauerntags fordert der NABU den Deutschen Bauernverband (DBV) zu einem grundlegenden Kurswechsel auf. Andernfalls werden weite Teile des ländliche Raums zu leblosen Produktionsflächen veröden, die weder Mensch noch Tier Heimat bieten. Zudem droht die milliardenschwere Agrarförderung aus Steuermitteln endgültig ihren Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren.
Bauernverband muss jetzt Farbe bekennen
Die in Brüssel gestarteten Verhandlungen zur EU-Agrarpolitik für die Jahre 2021 bis 2027 zwingen den Bauernverband und die ihm nahe stehenden Agrarpolitiker nun, Farbe zu bekennen. Jetzt besteht die vielleicht letzte Chance, den dringend notwendigen Wandel zu steuern – mit einem Budget von über 50 Milliarden Euro pro Jahr könnten Landwirte gezielt dabei unterstützt werden, nachhaltiger zu produzieren. Es wäre an der Zeit, dass nun jene Mitglieder des Bauernverbandes aufstehen, die sich eine zukunftsfähige Agrarpolitik wünschen. Sie sollten der Verbandsspitze signalisieren: Weiter so wie bisher geht nicht.
„Unsere Landschaften bluten aus. Vögel verstummen, Insektenbestände befinden sich im freien Fall, das Grundwasser ist belastet. Umweltverträgliches Wirtschaften lohnt sich für Landwirte nicht. Immer weniger Bürger sind bereit, dieses fehlgeleitete Agrarsystem zu akzeptieren – denn wir alle zahlen mit Steuern und Abgaben dreifach dafür: über EU-Subventionen, die Reparatur von Umweltschäden und über Strafgelder an den Europäischen Gerichtshof, wenn Deutschland geltende Umweltstandards weiter verletzt. Der Deutsche Bauernverband hat dieses System mit aufgebaut und blockiert ernsthafte Reformen. Wenn sich der DBV nun erneut auf die Seite der Besitzstandwahrer stellt, fährt er die Zukunft der allermeisten seiner Mitglieder sehenden Auges gegen die Wand – von der Natur ganz zu schweigen.“
NABU-Präsident Olaf Tschimpke
Zum Abschluss des Bauerntags plant der DBV eine Positionierung zur künftigen Agrarpolitik („Wiesbadener Erklärung“). Diese verspricht weiteres Beharren auf der Gießkannenförderung per „Basisprämie“ sowie Wehklagen über zu hohe Umweltauflagen und zu niedrige Subventionen. Fakt ist jedoch: Umweltschutz ist kein lästiger gesellschaftlicher Trend. Fakt ist auch, dass sich die Landwirtschaft extrem zu Ungunsten von Natur und Umwelt entwickelt. Der DBV sollte dies als Herausforderung annehmen, anstatt Tatsachen zu relativieren und fortwährend andere Schuldige zu suchen.
Umsteuern ist möglich
Längst liegen Vorschläge auf dem Tisch, wie die Landwirtschaft nachhaltiger werden kann – bei gleichem oder sogar höherem Einkommen für die meisten Landwirte. So könnte die pauschale Förderung nach Fläche ersetzt werden durch eine Unterstützung für Landwirte, die in den nachhaltigen Wandel von Produktion und Vermarktung investieren wollen. Prämien für Naturschutzleistungen könnten ein verlässliches zusätzliches Einkommen schaffen. Im künftigen EU-Haushalt müssten hierfür 15 Milliarden Euro zweckgebunden werden. Noch steht für entsprechende Umschichtungen genügend Geld zur Verfügung.
Ziel muss es zudem sein, den Dünger-Überschuss in Deutschland schnell zu reduzieren. Dieser ist mitentscheidend für den rasanten Verlust der Artenvielfalt und die Belastung des Grundwassers. Denn auch die neue Düngeverordnung wird dieses Problem nicht beheben, dies bestätigten unlängst Forscher der Universität Kiel. Bislang streitet der Bauernverband jeden Handlungsbedarf ab und zieht sich darauf zurück, dass es die Zeit schon richten wird. In Deutschland werden zweifelsfrei zu viele Tiere gehalten – das deutet sogar der DBV inzwischen an. Die Zahl der gehaltenen Tiere muss also sinken und Tierdichten wieder an die Fläche gekoppelt werden. So können wir die Nitratproblematik wieder in den Griff bekommen.
Nutzungsintensivierung, Ausräumung der Landschaft, Massentierhaltung, Pestizideinsatz und Überdüngung – all dies hat zu einem massiven Verlust von Artenvielfalt, sowie zur Belastung von Wasser, Böden und Klima geführt. Eine wesentliche Schuld hat daran die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP). Mehr →
Deutschland setzt die europäische Nitrat-Richtlinie nur unzureichend um. Die Folge: Zahlreiche Grundwassermessstellen weisen eine zu hohe Nitratkonzentration auf. Nun hat der EuGH deutlich geurteilt. Und auf Deutschland kommen Strafen in Milliardenhöhe zu. Mehr →
Bereits zum zweiten Mal erhält ein Chef des Deutschen Bauernverbandes (DBV) den Umwelt-Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“. Zufall? Wohl kaum. Eine Bilanz zu 16 verlorenen Jahren in der Agrarpolitik. Mehr →