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Jetzt NABU-Mitglied werden!Zu viel Nitrat im Grundwasser
Europäischer Gerichtshof (EuGH) verurteilt Deutschland
21. Juni 2018 - Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat heute ein deutliches Urteil gegen die Bundesrepublik Deutschland gefällt. Nun drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Der Grund: Die europäische Nitrat-Richtlinie wird nur unzureichend umgesetzt. Zahlreiche Grundwassermessstellen in Deutschland weisen eine zu hohe Nitratkonzentration auf.
Die Ursachen sind vor allem in der Landwirtschaft zu finden. Zahlreiche Ausnahmen und Schlupflöcher in der deutschen Düngeverordnung machen die Kontrolle schwierig und fördern die regelrechte Verklappung überschüssiger Gülle in die Umwelt. Diese systematische Überdüngung unserer Böden führt dazu, dass Deutschland seit über 25 Jahren die EU-Grundwasserwerte nicht einhält. Und die Zeche zahlen wieder einmal nicht die Verursacher aus der industrialisierten Landwirtschaft, sondern die Steuerzahler.
„Deutschlands Nitrat-Debakel ist symptomatisch für das Versagen der Agrarpolitik. Jahrzehntelang hat die Bundesregierung dafür gesorgt, dass sich Umweltschutz für Landwirte nicht lohnt. Die Folge ist eine immer intensivere Produktion, mitsamt hoher Nitratwerte. Mit Blick auf unsere Felder brauchen wir dringend eine naturverträglichere Landwirtschaft – doch bislang sperrt sich Frau Klöckner gegen den Systemwechsel, den ihre Beiräte angemahnt haben, auch bei den beginnenden Verhandlungen zur künftigen EU-Agrarpolitik. Ignoriert die Bundesregierung weiter den Natur-Kollaps, werden neue peinliche Quittungen aus Luxemburg folgen.“
Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer
Die deutschen Umweltverbände Deutsche Umwelthilfe (DUH), Grüne Liga, NABU und der Umweltdachverband DNR haben nun gemeinsam eine Verschärfung des Düngerechts angemahnt. Denn seit Jahren verschleppt das Bundeslandwirtschaftsministerium wirksame Maßnahmen gegen steigende Nitratwerte infolge von Überdüngung. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zeigt deutlich, dass das bisherige Düngerecht nicht ausreicht, um die Nitratbelastungen effektiv zu reduzieren. Nun muss wieder einmal die Bevölkerung die Kosten für diese Defizite tragen - und das gleich doppelt, nämlich sowohl mit den die steigenden Wasserkosten für die Trinkwasseraufbereitung als auch mit den steuerfinanzierten Strafzahlungen an die EU.
Schärfere Düngevorgaben für die Landwirtschaft
Wir brauchen dringend eine Wende hin zu einer gewässerverträglichen Landwirtschaft, die ihre eigenen natürlichen Produktionsgrundlagen erhält. Besonders für die Regionen mit einer hohen Viehdichte müssen nun zügig schärfere Vorgaben formuliert werden. Hierzu gehört eine Obergrenze für die Düngung von 130 Kilogramm pro Hektar in den belasteten Gebieten. Darüber hinaus sind kürzere Einarbeitungsfristen für Wirtschaftsdünger notwendig, ebenso die Einführung der Stoffstrombilanz für alle Betriebe sowie die Einrichtung von mindestens fünf Meter breiten Pufferstreifen zu Gewässern. Nur durch schnelle Umsetzung dieser Maßnahmen könnten die drohenden EU-Strafzahlungen noch vermieden werden.
Nutzungsintensivierung, Ausräumung der Landschaft, Massentierhaltung, Pestizideinsatz und Überdüngung – all dies hat zu einem massiven Verlust von Artenvielfalt, sowie zur Belastung von Wasser, Böden und Klima geführt. Eine wesentliche Schuld hat daran die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP). Mehr →