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Jetzt NABU-Mitglied werden!Drei der Thüringer Wolf-Hund-Mischlinge sind tot
Weitere Mischlinge werden auf einem Truppenübungsplatz vermutet
Update vom 20. April 2018
Bei dem von einem Zug nahe Gotha tödlich verletzten Tier handelt es sich nicht wie zuerst angenommen um einen der Wolf-Hund-Hybride von Ohrdruf. Nun wurde bekannt, dass zweifelsfrei ein Hund bei dem Unfall getötet wurde.
29. März 2018 – Die einzige Wölfin Thüringens, die sogenannte Ohrdrufer Wölfin, hat 2017 sechs Wolf-Hund-Mischlinge geboren. Nach Darstellung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) handelt es sich bei diesen Jungtieren zweifelsfrei um eine Kreuzung aus Wolf und Haushund – das hatten genetische Untersuchungen des Senckenberg Institutes ergeben. In Abstimmung mit der DBBW hatte das Thüringer Umweltministerium entschieden, die Jungtiere „aus Artenschutzgründen aus der Natur zu entnehmen“. Damit soll die Wildtierpopulation des Wolfes vor dem Eindringen von Haushund-Genen geschützt werden. Eine Vermischung der Gene würde den Fortbestand der Wolfspopulation gefährden.
Weitere Wolf-Hund-Mischlinge leben auf einem Truppenübungsplatz
Zunächst wurde versucht, die Jungtiere einzufangen und in einen Wildpark umzusiedeln. Die Fangaktion blieb bisher ohne Erfolg. Die Wölfin sollte ebenfalls eingefangen und mit einem Ortungssender versehen werden – auch das ist bislang nicht gelungen. Ab April werden die Fallen außer Betrieb gesetzt, um in der Brut- und Setz-Zeit keine anderen Tiere zu gefährden. Ende März teilte das Thüringer Umweltministerium mit, dass drei Hybriden geschossen wurden. Zudem wurde bei Gotha, an einer Bahnlinie, ein toter Canide gefunden, der den äußerlichen Merkmalen nach ebenfalls zu dem Wurf gehören könnte. Die genetischen Untersuchungen laufen in allen vier Fällen. Bei dem vom Zug erfassten Tier wurde nun bestätigt, dass es sich um einen Hund und nicht um ein Wolf-Hund-Mischling handelt. Aktuell geht man davon aus, dass die verbleibenden Mischlinge weiterhin auf dem Truppenübungsplatzgelände leben. Aus anderen Gegenden gibt es keine verlässlichen Hinweise auf diese Tiere.
Was sind Hybride?
Wölfe und Hunde können sich erfolgreich miteinander fortpflanzen. Auch diese Mischlinge oder Hybriden sind ihrerseits fortpflanzungsfähig. Die Verpaarung eines Wolfes mit einem Hund geschieht äußerst selten. Wölfe sind monogam und suchen einen Wolfspartner für das ganze Leben. Hunde wählen sie nur dann, wenn kein anderer Wolf für die Paarung zur Verfügung steht. Hund-Wolf-Mischlinge haben in den ersten vier Generationen den Schutzstatus der strenger geschützten Ausgangsart Wolf. Dieser rechtliche Schutz dient in erster Linie dazu, Tiere geschützter Arten vor einem versehentlichen Abschuss zu bewahren. Hybride sind nicht immer optisch durch ihre Fellfarbe oder ähnliches eindeutig von der geschützten Ausgangsart zu unterscheiden.
Bisher gab es 2003 einen Mischlingsfall in Sachsen. Die Tiere wurden umgehend eingefangen oder sind noch im Welpenalter verschwunden, weswegen die Wissenschaftler davon überzeugt sind, dass diese Mischlinge sämtlich noch im ersten Lebensjahr gestorben sind. Im Rahmen des Monitorings wurden 2017 mit den Thüringer Welpen zum zweiten Mal Wolf-Hund-Hybriden in Deutschland gefunden. Langfristig sinkt die Wahrscheinlichkeit der Hybridisierung zwischen Wölfen und Hunden mit der Zunahme der Wolfspopulationen. Daher ist es wichtig, den strengen Schutzstatus von Wölfen aufrecht zu erhalten, um einen günstigen Erhaltungszustand zu erreichen. Hundebesitzer können zusätzlich helfen, indem sie ihre Tiere in Wolfsgebieten anleinen und nie unbeaufsichtigt lassen.
Warum sollen Wolf-Hund-Mischlinge nicht in freier Natur leben?
Hybridisierungen zwischen Haus- und Wildtieren können die Existenz einzelner Populationen gefährden. Im Falle der Wölfe in Deutschland ist dies besonders akut, da die Population noch relativ klein und genetisch isoliert ist. Nehmen Hybride ein Territorium in Anspruch, steht es einem Wolf möglicherweise nicht zur Verfügung – der sich dann wiederum nicht fortpflanzen kann.
Eine zeitnahe Entnahme der Mischlinge ist deshalb wichtig, weil Hunde, im Gegensatz zu Wölfen, bereits nach einem Jahr reproduktionsfähig sind. Eine Eigenschaft, die auch bei Hybriden beobachtet wurde. Internationale Empfehlungen, wie die Recommendation Nr. 173 (2014) der Berner Konvention fordern, eine behördlich überwachte Entnahme von Wolf-Hund-Mischlingen aus Wolfspopulationen sicherzustellen, wenn deren Hybridstatus wissenschaftlich zweifelsfrei erbracht worden ist. Alle Bundesländer haben konsequenterweise in ihren Managementplänen für Wölfe die Entnahme von Hybriden festgeschrieben.
Im Rahmen eines Wolfsmonitorings nach guter fachlicher Praxis können Hybridisierungen frühzeitig festgestellt werden.
Warum ist der NABU gegen das Fangen und Verwahren der Wolf-Hund-Mischlinge in einem Gehege?
Der NABU schätzt es als nicht tierschutzgerecht ein, ein Tier, das in der freien Natur aufgewachsen ist, in ein kleines Gehege oder einen Wildpark einzusperren. Im Fall der Hybriden von 2003 wurde die Erfahrung gemacht, dass diese Tiere in Gefangenschaft litten und nicht lange überlebten. Ähnliches ist von frei lebenden Braunbären bekannt, die vom Wildtiermanagement als auffällige Tiere eingefangen wurden. Für solche großen Beutegreifer, die allesamt einen Raumanspruch ab einhundert Quadratkilometer für ihr Territorium haben, hat sich unter Experten die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Tötung aus objektiver Sicht die bessere Lösung ist.
Die Annahme, die standorttreue Wölfin auf dem thüringischen Truppenübungsplatz Ohrdruf sei nicht mehr allein, hat sich bestätigt. Wie das Landesumweltministerium mitteilt, zeigen aktuelle Fotofallen-Aufnahmen die Wölfin mit sechs Jungtieren beim Streifzug durch das Revier. Mehr →
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