Schneefrosch - Foto: Ina Ebert
„Wir hoffen weiterhin auf gut volle Eimer“
Nach Ostern nehmen die Amphibienwanderungen Fahrt auf
28. März 2018 - Der April macht bekanntlich, was er will. Der März 2018 steht ihm dabei in nichts nach. Wetter und Temperaturen schwankten heftig hin und her – und genauso geht es weiter. Während noch bis Ostersonntag im Osten mit Schneefällen zu rechnen ist, gehen die Temperaturen ab Ostermontag deutlich nach oben. Zunächst im Westen und zur Wochenmitte auch in weiteren Landesteilen sind gute Wanderbedingungen zu erwarten. Bereits am Wochenende darauf wird es aber wieder kühler.
Nicht nur den Amphibien macht der zögerliche Frühlingsbeginn zu schaffen. Auch Insekten sind bisher nur wenige zu sehen und die Pflanzenwelt ist ebenfalls im Minus. „Grob geschätzt lässt sich sagen, dass je nach Region die Vegetation etwa sechs bis zehn Tage hinter dem Mittel zurückliegt“, stellt Christian Herold von der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes fest. „Dieser Rückstand wird sich über Ostern bei den vorhergesagten kühlen Temperaturen, Nachtfrösten und Schneefällen im Bergland und Nordosten sogar noch etwas vergrößern. Erst nächste Woche deutet sich eine deutliche Erwärmung an, wobei die Vegetation dann regelrecht explodieren könnte.“
In den Tallagen wandern die Kröten und Frösche nicht mehr nur am Rhein, sondern bereits bis zur Elbe. „Wir haben jetzt seit 14 Tagen Zäune stehen, anfänglich 80 Tiere in vier Arten, letzte Woche ganz wenige Teichmolche, heute früh wieder zahlreicher: einige Erdkröten, viele Knoblauchkröten, einige Teichmolche, einige Moor- und einige Grasfrösche“, bilanziert Peter Neuhäuser vom NABU Stendal an der Mittleren Elbe. „In Hamburg sind Teich- und Bergmolche bereits seit dem Wochenende unterwegs, ebenso Erdkröten und vereinzelt Grasfrösche“, ergänzt Dieter Siebeneicher vom NABU Eimsbüttel für den Übergang zur Unterelbe.
Im Süden tut sich auch in den unteren Höhenlagen bereits etwas. Fast 400 Meter hoch liegt zum Beispiel das niederbayrische Oblfing im Kreis Deggendorf. „Nachdem wir bereits am 11. März unseren Zaun aufgebaut haben und dann leider Kälte hereinbrach, waren wir heute Morgen sehr froh, als wir beim Kontrollgang 51 Männchen und 18 Weibchen über die Straße tragen dürften“, berichtet Monika Habermann. „Temperatur um acht Grad Plus und Feuchte sind ideal für die Tiere! Wir hoffen weiterhin auf gut volle Eimer.“
Auch im Coburger Stadtteil Ebersdorf (310 Meter) kommen die Amphibien in Bewegung. „Hurra - hurra, gestern Abend hat für uns die Saison begonnen“, freut sich Angela Trutschmann. „Wir hatten 50 Tiere insgesamt in den Eimern. Auffallend ist, dass es recht wenig Weibchen waren. Vielleicht kommt das ja noch. Es geht ja jetzt erst richtig los.“ Ähnlich sieht es im Vorderen Odenwald und im Hessischen Spessart aus. „Wir haben am Dienstag unseren Zaun aufgestellt und seit Mittwoch sind die ersten Erdkröten unterwegs zum Laichgewässer“, meldet Norbert Möller vom NABU Großenhausen.
Der Winter geht, aber der Frühling ziert sich noch
Amphibienwanderungen kommen nur langsam wieder ins Laufen
22. März 2018 - Bis einschließlich Ostern ist kein durchgreifender Wärmeeinbruch zu erwarten. Alle Amphibien, die sich rechtzeitig eingegraben oder in Gewässer zurückgezogen haben, werden auch diesen Spätwinter überstehen. Hart traf es zahlreiche Zugvögel, die der Frost stoppte oder vor dem kräftigen Polarwind kapitulierten.
Klar kann es Mitte März noch winterlich zugehen. Die letzten Tage waren aber doch extrem. Zum kalendarischen Frühlingsbeginn schneite es verbreitet, selbst im Flachland gab es in einigen Regionen massive Schneeverwehungen. Strenger Frost ließ bei nächtlichem Aufklaren das Quecksilber auf bis zu minus 15 Grad Celsius sinken.
Alle Amphibien, die sich rechtzeitig eingegraben oder in Gewässer zurückgezogen haben, werden auch diesen Spätwinter überstehen. Hart traf es zahlreiche Zugvögel, die der Frost stoppte oder vor dem kräftigen Polarwind kapitulierten und – teils völlig entkräftet – mitten auf der Strecke eine Zwangspause einlegen mussten. Vor allem Kiebitze sowie Sing- und Wacholderdrosseln, aber auch Goldregenpfeifer, Schwarzkehlchen und Feldlerchen waren betroffen. Einige strandeten am Bodensee, andere kamen bis Hessen, Thüringen und Niedersachsen. Dieser „Zugstau“ zeigt eindrücklich, dass eben auch Tiere keineswegs das Wetter vorhersagen können.
Mild, milder, Rheinland…
„Trotz der niedrigen Nachttemperaturen sind die Amphibien an unseren beiden Krötenzäunen in Swissttal-Dünstekoven und in Rheinbach unterwegs. In Dünstekoven haben unsere ehrenamtlichen Helfer in den letzten zehn Tagen schon 600 Tieren über die Straße geholfen – vor allem Erdkröten, Grasfrösche, Springfrösche und alle vier Molcharten. Die Frostnächte hatten die Wanderaktivität mächtig gebremst, aber jetzt geht es wieder richtig los!“
Update der NABU-Kreisgruppe Bonn von Freitag (23.). Die Wanderungen sind an geeigneten Stellen also doch schon kräftiger als gedacht.
In den nächsten Tagen wird sich der Winter langsam verabschieden, am Wochenende sind tagsüber sogar wieder zweistellige Höchstwerte zu erwarten. „Ein durchgreifender Frühling wird das aber nicht“, betont Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst. „In der Karwoche gehen die Temperaturen erneut leicht zurück. Frühlingsfans müssen in diesem Jahr ziemlich tapfer sein.“ Also dürften auch die Laichwanderungen der Kröten und Frösche nur allmählich Fahrt aufnehmen – zunächst im Westen und Norden. In den Flussniederungen bleiben schon in der Nacht zu Samstag die Temperaturen einigermaßen amphibienverträglich. Aber zunächst muss ja noch der Frost aus dem Boden weichen.
Wettlauf zu den Laichgewässern
Zeichen für eine kurze Saison? / Erneuter Frost in Sicht
12. März 2018 - Am Wochenende haben im Flachland in vielen Regionen Deutschlands die Amphibienwanderungen begonnen. Es liegen Meldungen vom Oberrhein bis nach Holstein und vom Niederrhein bis zum Harzvorland vor. Lediglich im Osten bleibt es noch ruhig.
Wenn schon, denn schon. Die milden und feuchten Nächte haben den Amphibien Lust auf Fortpflanzung gemacht. Meldungen über Laichwanderungen liegen uns unter anderem vor aus Stuttgart, Rot am See (Landkreis Schwäbisch-Hall), Keltern (Enzkreis), Weiskirchen (Saarland), Otzberg (Kreis Darmstadt-Dieburg), Wiesbaden, Karben (Wetteraukreis), Leverkusen, Kamen (Kreis Unna), Grebendorf (Werra-Meißner-Kreis), Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke), Meinersen (Kreis Gifhorn), Hemmingen (Region Hannover), Braunschweig, Hamburg und Kaltenkirchen (Kreis Segeberg).
Vielerorts macht den Amphibienschützern der teils nur oberflächlich aufgetaute Boden Schwierigkeiten. Nur mit großer Kraftanstrengung lassen sich die Zäune befestigen und die Löcher für die Sammeleimer ausheben.
In Braunschweig wurde laut Carlo Fuchs von der NABU-AG Amphibienschutz zwar „bisher nur ein einziger Grasfrosch gesichtet, aber dafür waren – trotz größtenteils noch halbgefrosteter Böden – bereits eine ganze Reihe von Erdkröten unterwegs und an einem spezieller großen Teichmolch-Wechsel hat am Samstagabend sogar eine Massenwanderung eingesetzt. Allein im Zeitraum zwischen 19 und 22:30 Uhr haben wir über 500 Teichmolche aufgesammelt. Vier Kammmolche waren auch schon unterwegs.“
Letzten Sonntag stapften wir noch durch den Schnee und jetzt haben wir schon ideale Wanderbedingungen. Bei sieben Grad Celsius in der Nacht und leichtem Nieselregen haben wir gleich an den ersten beiden Tagen über 50 Tiere eingesammelt – Grasfrösche, Erdkröten und Fadenmolche. So macht der Anfang richtig Spaß.
Rainer Pietsch, NABU Wiesbaden
11. März
In den Flussniederungen des (Süd-)Westens sind die Teichmolche größtenteils schon im „Winterfrühling“ Ende Januar gelaufen. Dort sind nun vor allem Erdkröten aktiv. „Hier hat am Wochenende der große Schwung der Wanderung eingesetzt. So wurden am Schloss Solitude insgesamt mehr als 300 Kröten und 10 Molche über die Straße in Richtung Laichgewässer getragen“, berichtet zum Beispiel Simon Heilemann vom NABU Stuttgart.
Auch in Leverkusen finden sich laut Martin Wielens vor allem Erdkröten in den Eimern : „Bislang haben wir rund 150 Tiere eingesammelt, das ist für drei Tage an unserem Standort bereits eine starke Wanderung „Leider machen uns die Wildschweine Probleme. Wir haben eine große Population hier und die Wildschweine fressen offensichtlich an einigen Nächten direkt die Kröten aus den Eimern raus. Das ist im vergangenen Jahr erstmals passiert und könnte jetzt dramatisch werden. Jedenfalls waren gestern zwei unserer besten Eimer leer, in denen normalerweise die meisten Tiere sitzen.“
Der Winter will noch nicht locker lassen und könnte gerade im Norden und der Mitte Deutschlands für Wetterbedingungen sorgen, die auch einem Januartag gut ins Gesicht stehen würden. Wer also nach den vergangenen milden Tagen die Winterutensilien schon in die Schränke verstaut hat, sollte diese lieber wieder hervorkramen.
Thore Hansen, Deutscher Wetterdienst
12. März
Viel Verkehr herrscht auch etwas weiter nördlich nahe dem Kamener Autobahnkreuz. „Am Samstag wurde das erste Mal in diesem Jahr von uns die Straße gesperrt, weil die Wetterbedingungen gut waren. Prompt stellen sich am Galgenberg die ersten 165 Erdkröten, 20 Bergmolche und 25 Teichmolche ein. Auch der Sonntagabend verlief ähnlich, so hatten wir am Wochenende insgesamt 242 Erdkröten, 27 Bergmolche und 37 Teichmolche zählen können“, bilanzieren Elisabeth und Wolfgang Postler vom NABU Unna. „Da wir schon ein Weibchen der Erdkröte dabei hatten, denken wir, dass die Wanderung in diesem Jahr kurz und heftig wird.“ Das sieht Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim an der Nahe genauso: „Wir wurden uns über die relativ hohe Anzahl an Erdkrötenweibchen. Das lässt darauf schließen, dass die Krötenwanderung ab nun massiv einsetzt – geeignetes warmes Wetter vorausgesetzt.“
-
„Leider waren rund zehn Erdkrötenmännchen als Verkehrsopfer zu beklagen. Dabei wurde uns mehrfach vor Augen geführt, wie Tiere sterben, ohne dass die Autoreifen sie berührt haben, nämlich durch den Strömungsdruck nahe vorbeifahrender, zu schneller PKW“, schreibt Karl-Heinz Fuldner zu diesem Foto.
-
„Beim Check der Winterquartiere habe ich ein paar Molche und Erdkröten entdeckt – bereit, bei wärmerem Wetter loszuwandern“, berichtet Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg aus dem östlichen Brandenburg. „Auf den Straßen und an den Gewässern herrscht aber amphibische Ruhe.“ Im Bild: Junger Kammmolch und Teichmolch.
-
Am Oberrhein wie hier am Sonntag im Mönchbruch südlich von Frankfurt schwimmt schon der Grasfroschlaich in den Gewässern. Hoffentlich bildet sich die kommenden Tage nicht auch hier noch einmal eine Eisschicht. - Foto: Frank Philip Gröhl/www.naturgucker.de
Genau da dürfte der Haken liegen. Heute und morgen kann es an den Amphibienzäunen noch munter weitergehen. Danach ist „geeignetes warmes Wetter“ aber erst einmal nicht mehr zu erwarten. Laut Wetterdienst strömen zum Wochenende polare Luftmassen nach Deutschland. Das wird nach jetzigem Stand am stärksten den Norden betreffen, aber auch auf den Rest der Republik ausstrahlen. „Heute Abend ist mit noch mehr Amphibien zu rechnen. Danach wird die Wanderung aufgrund des vorhergesagten Frostes für mindestens eine Woche wieder unterbrochen sein“, meint denn auch Benjamin Harders vom NABU Hamburg.
Frühlingsluft macht Frösche und Kröten munter
Im Süden und Westen steht ein „Wanderwochenende“ bevor
09. März 2018 - Die meisten Zäune stehen und es geht wieder los. Zwischen Köln und Bonn wurden Dienstag und Mittwoch bereits wandernde Amphibien gesichtet, unter anderem in Rösrath (Rheinisch-Bergischer Kreis) und im nahegelegenen Troisdorf (Rhein-Sieg-Kreis). „Auch im Bonner Umfeld waren Spring- und Grasfrösche aktiv, selbst die ersten Erdkröten wurden gesichtet“, berichtet Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag rechnen wir mit massiver Wanderung.“
Zum Wochenende ist allgemein in den Flusstälern Süd- und Westdeutschlands einiges zu erwarten. Im Osten wird es Stück für Stück zwar auch milder, aber zum Beispiel im Großraum Berlin maßen die Agrarmeteorologen zu Wochenbeginn noch um die 80 Zentimeter Bodenfrosttiefe. Da kommen die Frösche und Kröten nicht von heute auf morgen auf Touren. Auch der Zaunaufbau ist schwierig. „Hier ist der Boden leider immer noch nicht ‚eimertief‘ aufgetaut“, schildert Katrin Mielsch von der Naturwacht Hoher Fläming. „Wir hoffen, dass wir nach dem angekündigten warmen Wochenende am Montag endlich mit dem Aufbau der acht Kilometer Krötenzäune anfangen können. Wir sind jeden Tag unterwegs und halten Ausschau.“
So langsam geht es los
Bald starten die ersten Amphibien zu ihren Laichplätzen
06. März 2018 - Auch wenn tagsüber in manchen Regionen jetzt zweistellige Plusgrade herrschen, bleiben die Nachttemperaturen auf absehbare Zeit verbreitet in Frostnähe. Mit Blick auf die Zehntagesvorhersage des Deutschen Wetterdienstes ist zunächst kein durchgreifender Frühlingseinbruch zu erwarten. Ab der Nacht zu Donnerstag wird es im Westen aber für kurze Zeit deutlich milder und noch dazu feucht. Entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse herrschen vor allem am Wochenende gute Wanderbedingungen. Wie schnell die Amphibien darauf eingehen, bleibt abzuwarten.
Im langjährigen Mittel liegt der Wanderhöhepunkt bei den Erdkröten im Flachland zwischen dem 15. und 25. März. Das ist auch 2018 noch im Bereich des Möglichen. Die Chancen auf amphibienreiche Osterfeiertage Ende März/Anfang April stehen gut.
Rückblick Februar
Ein ungewöhnlich langer Wärmeeinbruch hat im Januar an Rhein und Mosel schon viele Spring- und Grasfrösche auf Wanderschaft geschickt, auch Erdkröten waren unterwegs. Teichmolche findet man sogar bundesweit in den Laichgewässern. Jetzt ist erst einmal Pause. Mehr →
Rückblick Januar
Wie vorhergesagt, lockt die milde Witterung an Rhein und Mosel erste Amphibien aus den Winterverstecken. Vor allem Molche, die ohnehin ganzjährig in nur kurzer Entfernung von den Laichgewässern leben, sind unterwegs. Aber selbst Erdkröten werden in immer größerer Zahl gesichtet. Mehr →
Dank seiner großen Anpassungsfähigkeit ist der Grasfrosch unser häufigster Frosch. Trotzdem gehen auch die Bestände des Grasfroschs langsam zurück. Mehr →
Sie laichen im Wasser, verbringen ihre erste Lebensphase dort und haben ein wasserdurchlässige Haut: Amphibien sind stark an Feuchtbiotope gebunden. Durch die weitgehende Zerstörung und Verkleinerung ihrer Lebensräume sind die Bestände stark zurückgegangen. Mehr →
Kröten, Frösche, Molche, Unken, Salamander: In Deutschland leben 21 Amphibienarten. Während manche eher unauffällig gefärbt sind, haben andere kräftige und bunte Färbungen. Auch in ihrer Lebensweise und Verbreitung gibt es viele Unterschiede. Der NABU stellt die heimischen Arten in Einzelporträts vor. Mehr →
Immer wieder finden Amphibienschützer bei ihren Einsätzen tote und angefressene Erdkröten, Gras- und Moorfrösche sowie stellenweise auch Molche. Oft sind die Tiere stark verstümmelt, es fehlen die Gliedmaßen, die Haut ist auseinandergerissen oder einem Handschuh gleich umgestülpt. Mehr →