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Jetzt NABU-Mitglied werden!Schneeleos wilde Nachbarn
Kamerafallen-Monitoring in Tadschikistan
08. Februar 2018 - Noch wissen wir nicht sehr viel über die tierischen Bergbewohner Mittelasiens und so gibt es noch nicht überall ausreichende Schutzmaßnahmen und Erkenntnisse zum Schneeleoparden und seinen wilden Nachbarn. Daher spielen die vom NABU und seiner Partnerorganisation NBCUT (Nature and Biodiversity Conservation Union of Tadjikistan) aufgestellten Kamerafallen eine wichtige Rolle in Tadschikistan. Kamerafallen sind in einem Gehäuse verbaute Kameras und Sensoren, die automatisch ein Foto machen, sobald vor der Kamera etwas durch einen Bewegungsmelder läuft. Die Kamerafallen werden mit leistungsstarken Akkus und SD-Karten versorgt und können über mehrere Monate in den unwegsamen Bergen Fotos machen, ohne dass ein Mensch anwesend sein muss.
Mit den Kameras und ergänzenden Beobachtungsmethoden konnte der NABU erstmals herausfinden, wie viele Schneeleoparden und Schneeleo-Beutetiere es in dem bisher kaum untersuchten Lebensraum im Norden Tadschikistans tatsächlich gibt. In Tadschikistan soll nun dafür gesorgt werden, dass sich die, ebenfalls stark durch Wilderei gesunkenen Beutetierbestände erholen und dadurch die lokale Schneeleopardenpopulation geschützt werden. Seit Herbst 2017 haben die Kamerafallen erste Ergebnisse geliefert und neben den majestätischen Geistern der Berge eine Vielzahl von wilden Nachbarn des Schneeleos zum Vorschein gebracht. Dabei konnte eine erstaunlich hohe Anzahl von Luchsen dokumentiert werden. Sie gehören, wie die Schneeleos, zur Familie der Katzenartigen und haben ähnliche Verhaltensweisen. Beide markieren gerne an Felswänden und hinterlassen Kratzspuren auf dem Boden. Der Luchs bevorzugt jedoch aufgrund seiner geringeren Körpergröße kleinere Beutetiere als der Schneeleopard.
Die Kamerafallen haben auch einige Wölfe aufgenommen, die in Rudeln leben, aber auch mal einzeln ihr Revier durchstreifen. Sie teilen sich die natürlichen Beutetiere, wie Steinböcke oder Wildschafe, mit den Schneeleoparden. Von diesen konnten im Norden Tadschikistans jedoch nicht so viele Exemplare dokumentiert werden. Illegale Wilderei und Konkurrenz um ihren Lebensraum werden ihnen zum Verhängnis.
Beutetiere unterwegs im Gebirge
Die Kamerafallen zeigten, dass Hausziegen der lokalen Hirten bis auf 4000 Meter Höhe vorkamen und die Landschaft überweiden. Dadurch reduziert sich die Nahrungsgrundlage für die natürlichen Beutetiere des Schneeleoparden. Vor den Kamerafallen sagten sich Fuchs und Hase „gute Nacht“, die Murmeltiere überblickten an warmen Sommertagen die weite Landschaft, denn sie verbringen nur eine kurze Zeit des Jahres über der Erde und ziehen sich bereits im September in ihre ausgedehnten Familienbaue zurück, um zu überwintern.
Gefiederte Nachbarn
Noch seltener waren Vögel auf den Kamerafallen zu sehen. Ein einziges Mal gelang die Aufnahme eines majestätischen Bartgeiers, auch Lämmergeier genannt. In den schroffen Gebirgen des Tien Shan verenden schon einmal Tiere - seien es Hausziegen, Hausschafe oder junge Steinböcke, die dem Aasfresser als Nahrung dienen. Wenn man mehrere Geier über einer Stelle kreisen sieht, könnte dies ein Hinweis auf ein verendetes oder gerissenes Tier sein. Weitere gefiederte Nachbarn des Schneeleoparden sind Alpendohlen, die markante gelbe bis orangefarbene Schnäbel und eindringliche Rufe haben. Ein etwas unbeweglich anmutender Vogel ist das häufiger vor den Kamerafallen auftauchende Himalaya-Königshuhn oder -Schneehuhn. Es gehört zur Familie der Fasanenartigen und bewegt sich in kleinen Trupps meist am Boden vorwärts. Nur selten fliegen sie kurze Strecken oder bewegen sich in niedrigem Gleitflug einen Hang hinunter.
Die Daten aus den Kamerafallen geben einen Einblick in das komplexe Ökosystem der zentralasiatischen Hochgebirge und lassen erahnen, wie der Schneeleopard mit seinen wilden Nachbarn lebt. Wirksame Schutzmaßnahmen können nämlich nur umgesetzt werden, wenn bekannt ist, wie hoch die Anzahl der Schneeleoparden und Beutetiere in den Regionen ist.
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Im kirgisischen Bischkek ist die zweite globale Schneeleoparden-Konferenz zu Ende gegangen. Mehr als 250 Wissenschaftler und Naturschützer sowie Vertreter aller zwölf Schneeleoparden-Verbreitungsländer kamen zusammen, um über die Zukunft der bedrohten Großkatze zu diskutieren. Mehr →
Bereits seit 17 Jahren engagiert sich der NABU für den Schutz des Schneeleoparden und weitet seine Schutzarbeit nun auf die Länder Bhutan und Tadschikistan aus. Gleichzeitig fordert der NABU die Verbreitungsländer der bedrohten Großkatze auf, beschlossene Schutzprogramme mit aller Kraft zu unterstützen. Mehr →