Früher Braunfrosch vom 6. Januar aus Bruchsal-Untergrombach - Foto: Regine Carl
„Nass genug ist es ja eh“
Es sind erstaunlich viele Molche und Kröten unterwegs
26. Januar 2018 - Wenn schon, denn schon. An Rhein und Mosel nutzen immer mehr Amphibien die milde Witterung für den Anmarsch auf die Laichgewässer. Das bringt auch die Amphibienschützer in Zugzwang. „Nach dem bereits am 23. und 24. Januar die ersten Todfunde auf der L55 Ürzig–Bombogen gesichtet wurden, haben wir wegen der anhaltend ungewöhnlich hohen Temperaturen am Donnerstag bei starkem Regen mit vereinten Kräften Eimer eingegraben und den Zaun aufgestellt“, berichtet etwa Werner Schumann vom NABU Wittlich. Der Einsatz zahlte sich gleich aus. In der Nacht zu Freitag fanden sich „genau an diesen Stellen in zwei Durchläufen 60 lebendige Erdkröten“ – plus sechs tote Kröten außerhalb der Zäune.
Ob das nun so weiter geht, fragt sich nicht nur Werner Schumann: „Jedenfalls sollen die Temperaturen in den nächsten Tagen weiter deutlich über Null Grad bleiben. Nass genug ist es ja eh.“ Auch hundert Kilometer weiter nördlich, in Erftstadt bei Köln und Bonn, stehen die Zäune bereits und die „Ernte“ ist reich. „In den letzten beiden Tagen hatten wir bereits fast zweihundert Teichmolche, dreißig Kammmolche und mehr als ein Dutzend Springfrösche. Auch ein subadulter Wasserfrosch war schon dabei“, freut sich Christian Chmela von der von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. „Leider lagen im Bereich des Friesheimer Buschs, wo unser Zaun nur einen Teil der Amphibienwanderungsstrecke abdeckt, neben ein paar lebenden Springfröschen auf der Straße auch 30 überfahrene Springfrösche. Insgesamt alles sehr früh. Haben wir nicht noch Winter?“
Auch die ersten Kröten wandern schon
Mutige Amphibien nutzen den kurzen Wärmeeinbruch
25. Januar 2018 – „Das Wetter ist wirklich verrückt in diesem Jahr“, meint Regine Carl vom Verein für Umwelt- und Naturschutz Untergrombach. „Interessehalber habe ich einmal in unseren Tabellen nachgesehen und festgestellt, dass wir seit 2010 – seit damals erfasse ich die Daten genauer – noch nie Teichmolche vor Februar hatten. In diesem Jahr haben wir schon am 5. Januar die ersten beiden Teichmolche entdeckt und nach der gestrigen Nacht mit 16 Teichmolchen nun schon 19 Tiere gefunden, hauptsächlich weibliche. Wenn man davon ausgeht, dass wir ohnehin nicht alle Tiere sehen, die unterwegs sind, ist das schon beachtlich.“
Teichmolche wurden nicht nur am Oberrhein, sondern auch am Niederrhein und an der Mosel notiert. „Wir haben gestern angesichts der warmen Witterung zwei Amphibienzäune in Erftstadt aufgebaut. An einem Zaun waren heute zwölf Teichmolche in den Eimern“, berichtet zum Beispiel Christian Chmela von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft.
Noch ohne Zaun müssen die Amphibien in der Wittlicher Senke am Südrand der Eifel auskommen. Hier an der Mosel fanden die Aktiven des NABU Wittlich bereits in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Faden- und Bergmolche an, ebenso zwei überfahrene Erdkröten. Mittwochfrüh wurden auch in Bruchsal-Untergrombach am Oberrhein erste Erdkröten gesichtet. Anders als Molche und Braunfrösche gehören Erdkröten nicht zu den klassischen Frühwanderern. Der Großteil der Kröten wird erst gegen Mitte März unterwegs sein – aber vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wenn der Winter Pause macht…
Im Süden vorübergehend gute Wanderbedingungen
22. Januar 2018 – Noch ruhen die Amphibienwanderungen weitgehend und es sind auch noch keine Zäune gestellt. Der bisher milde Winter erlaubte allerdings hartgesottenen Arten wie dem Grasfrosch, bereits früh anzuwandern. Nun wird es zudem einige Tage besonders mild, so dass in geschützten Flusslagen einige Braunfrösche und Molche unterwegs sein werden.
Soweit bisher überhaupt aktiv, macht der Winter in den nächsten Tagen erst einmal Pause. Kräftiger Westwind bringt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) „ungewöhnlich warme Luft subtropischen Ursprungs vor allem in den Süden Deutschlands“. Frost gibt es tagsüber nur noch oberhalb von 1000 bis 1500 Metern und dazu regnet es verbreitet. „Dem schönen Schnee im Schwarzwald und in den Alpen geht es an den Kragen“, so der DWD weiter. „Starkes Tauwetter führt zu einem erhöhten Hochwasserpotenzial an Bächen und Flüssen Süd- und Südwestdeutschlands.“
Bei uns gab es bisher keine echte Winterpause. Im alten Jahr hatten wir Herbstwanderer bis Silvester und im neuen Jahr waren die ersten Frösche schon am 4. Januar unterwegs. Immer wenn wir milde Nächte haben, finden wir vereinzelt Tiere. Nicht nur Spring- und Grasfrösche, sondern auch Berg- und Teichmolche waren unterwegs, am letzten Donnerstag (18.) auch der erste Feuersalamander. Leider haben auch wir hier große Probleme, ausreichend Helfer zu organisieren.
Regine Carl, Verein für Umwelt- und Naturschutz Untergrombach (Stadtteil von Bruchsal)
Am Mittwoch und Donnerstag werden bis zu plus 17 Grad Celsius erreicht, nachts bleibt es ebenfalls deutlich über der Nullgradmarke. Wären wir im Kalender sechs Wochen weiter, wären das sehr gute Bedingungen für die Amphibienwanderung. Aber auch so kann es sich lohnen, die Augen aufzuhalten. In geschützten Lagen wird sich am Rhein und seinen Nebenflüssen zumindest der eine oder andere Grasfrosch zeigen. Der „Lurch des Jahres 2018“ ist bekanntlich gerne früh unterwegs, zudem sind viele Grasfrösche bereits im Herbst zu den Laichgewässern gewandert.
Übers Wochenende werden tagsüber noch bis knapp zehn Grad Celsius erreicht, danach kühlt es weiter ab.
Lurch des Jahres 2018
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Helferinnen und Helfer gesucht
Zum Winterende beginnen die Amphibienwanderungen
17. Januar 2018 – Bald laufen sie wieder. Sobald die Nachttemperaturen bei plus fünf Grad Celsius und mehr liegen, kommen Frösche, Kröten und Molche in Hochzeitsstimmung. Wenn sie auf dem Weg zu den Laichgewässern Straßen überqueren müssen, können ganze Populationen den Verkehrstod erleiden.
An dieser Stelle berichten wir auch in der Laichwandersaison 2018 täglich über das Zuggeschehen. Wann genau der Startschuss fallen wird, ist vom Wetter abhängig. In manchen Jahren geht es bereits Ende Januar los, während sich in anderen vor Anfang März kaum eine Kröte sehen lässt. Noch jedenfalls können die Krötenwarnschilder wie hier im Siebengebirge geschlossen bleiben.
Auch wenn mehr und mehr feste Amphibienquerungen gebaut werden, gibt es bundesweit immer noch hunderte Stellen, an denen Naturschützer ab Februar, spätestens im März, Leitzäune aufstellen. Die anwandernden Tiere sammeln sich in Eimern, werden dann über die Straße getragen, statistisch erfasst und wieder freigelassen. Zusätzliche Helferinnen und Helfer sind stets hochwillkommen. Auch für Anfänger ist diese Tätigkeit gut geeignet, ebenso für Kinder und Jugendliche.
Rückblick 2017
Die Frühlingssonne verschwindet weitgehend und es trübt sich ein. Die Wolkendecke verhindert nächtliches Auskühlen und das freut Frösche und Kröten. Ab dem Wochenende ist daher bundesweit mit immer stärkerem Wanderverkehr zu rechnen. Mehr →
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