Männliche Skorpionsfliege - Foto: Frank Derer
Das Gefährlichste ist der Name
Die Gemeine Skorpionsfliege ist „Insekt des Jahres 2018“
06. Dezember 2017 – Besonders zahlreich findet man Skorpionsfliegen in Gebüschen, an Wald- und Wegrändern, aber auch auf Wiesen und in Brennnesselbeständen. „Dennoch ist dieses kleine, vierflügelige Insekt den meisten Menschen nicht bekannt. Wir wollen mit der Wahl zum Insekt des Jahres die Aufmerksamkeit auf die Besonderheiten der Skorpionsfliege lenken“, begründet Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und Vorsitzender des Auswahl-Kuratoriums die Entscheidung.
Gefährlich ist die kleine Schnabelfliegenart mit den dunklen Flügelzeichnungen trotz ihres Namens nicht. Auch einen Stachel sucht man bei der Skorpionsfliege vergebens. Ihr Name leitet sich vielmehr von dem großen, auffällig über dem Hinterleib getragenen Kopulationsorgan der männlichen Tiere ab, das einem Skorpionsstachel ähnelt.
Hochzeitsgeschenke für die Braut
Beim Werben um ein Weibchen wird dieser große Hinterleib in Vibration gesetzt, zusätzlich machen die potentiellen Partner durch Winken mit den Flügeln auf sich aufmerksam. Das Männchen verströmt zudem einen Lockstoff und bietet dem Weibchen eine proteinreiche Gabe aus seinen Speicheldrüsen, an dem es zu fressen beginnt. Je umfangreicher dieses „Hochzeitsgeschenk“ ist und je häufiger ein solches übergeben wird, desto größer ist die Chance des Männchens bei seiner Auserwählten „zu landen“ und umso länger kann die Kopulation andauern.
Das Verbreitungsgebiet der Gemeinen Skorpionsfliege (Panorpa communis) umfasst ganz Mitteleuropa inklusive des südlichen Skandinaviens, im Osten erreicht sie Süd-Finnland und die westlichen Teile Russlands, in Südosteuropa die nördliche Balkanhalbinsel und im Westen die Britischen Inseln.
Abhängig von den klimatischen Begebenheiten schlüpfen ab Ende April oder Anfang Mai die ausgewachsenen Tiere aus der im Boden überwinternden Puppe. Unter günstigen Bedingungen kann sich innerhalb weniger Wochen eine zweite Generation der Tiere entwickeln, die im Sommer den Boden verlassen.
Mundraub im Spinnennetz
Derzeit gilt die Skorpionsfliege als ungefährdet – auch dank ihrer ausgeprägten Anpassungsfähigkeit. Bei der Ernährung sind die länglichen Insekten mit eher mäßigen Flugkünsten wenig wählerisch. Sie fressen sowohl reifes Obst, als auch tote oder verendende Insekten und Wirbeltiere; ernähren sich aber auch von Kot oder Blütennektar und Pollen. Als geschickter Kletterer kann sich die Skorpionsfliege zudem in Spinnennetzen bewegen und bedient sich hier in den Speisekammern der Spinnen.
Das Insekt des Jahres wird seit 1999 proklamiert. Die Idee hierzu stammte vom Prof. Dr. Holger Dathe, damaliger Leiter des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, wählt jedes Jahr aus verschiedenen Vorschlägen ein Insekt aus.
Die Vorgänger als Insekt des Jahres
Er ist weder groß, noch besonders schön oder selten. Trotzdem ist der Dunkelbraune Kugelspringer zum Insekt des Jahres 2016 gekürt worden. Denn er steht symbolisch für die Gesundheit des Bodens, der die Grundlage unseres Lebens ist. Mehr →