Weibchen der Gelbbindigen Furchenbiene - Foto: Birgit Emig/www.naturgucker.de
Fortpflanzungsgemeinschaft auf Zeit
Die Gelbbindige Furchenbiene ist „Wildbiene des Jahres 2018“
05. Dezember 2017 – Man findet die Wildbiene des Jahres 2018 regelmäßig an den Blüten von Korbblütlern, also etwa bei Flockenblumen oder Ferkelkraut und häufig an Disteln. Die Weibchen von Halictus scabiosae erscheinen ab Ende April, die Männchen im Juni. Gelbbindige Furchenbienen sind noch bis weit in den September hinein zu beobachten, sie besuchen auch gerne blütenreiche Gärten.
Die Brutvorsorge funktioniert grundlegend anders als bei den typischen anderen Solitärbienen. Während dort jedes Weibchen jeweils allein ein Nest versorgt, praktizieren Gelbbindige Furchenbienen eine sozialere Lebensweise mit zeitweiser Teamarbeit.
Arbeitsteilung im Frühjahr
Mehrere begattete Weibchen überwintern in ihrem Geburtsnest und bilden im Frühling Weibchen-Gemeinschaften. Das größte Tier übernimmt die Funktion der Königin, bleibt im Erdnest und legt als einziges Weibchen Eier. Die übrigen Weibchen sammeln Pollen und Nektar als Vorräte für die Brutzellen. In jeder Zelle legt die Königin ein Ei ab. Sie bewacht auch das Nest, während die restlichen Bienen der Gemeinschaft als Arbeiterinnen Nahrung sammeln.
Kurz bevor der Nachwuchs der Königin schlüpft, ist es mit dem Gemeinschaftsleben aber vorbei. Die Königin vertreibt die anderen Weibchen, die daraufhin selbst Gänge in die Erde graben oder sich in den Höhlen anderer Arten einnisten, um schließlich selbst Nachwuchs heranzuziehen.
Profiteur des Klimawandels
Die Gelbbindige Furchenbiene hat ihren ursprünglichen Verbreitungsschwerpunkt im westlichen Mittelmeerraum. Bis in die 1990er Jahre kamen sie nur in Süddeutschland vor, in Baden-Württemberg lag ihre Hauptverbreitung am südlichen Oberrhein. In den folgenden Jahren hat sich die Art immer weiter nach Norden und zudem in den Mittelgebirgen in höhere Lagen ausgebreitet. Die Gelbbindige Furchenbiene gilt als Indikator für das sich kontinuierlich erwärmende Klima, das zunehmend für trocken-warme Lebensräume auch in nördlichen und vormals kühleren Regionen sorgt.
Die Wildbiene des Jahres 2018 ist derzeit nicht akut gefährdet. Sie ist allerdings auf ein vielfältiges Angebot an Nahrungspflanzen angewiesen. Der aktuelle Schwund an Blüten sowohl in der (Agrar-)Landschaft als auch in den Siedlungen birgt ein hohes Gefährdungsrisiko. Der Erhalt von blumenreichen Wiesen und Wegrändern, wie auch die Neuanlage von Blühflächen aus heimischen Wildpflanzen helfen nicht nur der Gelbbindigen Furchenbiene, sondern kommen allen blütenbesuchenden Insekten zugute.
Mit der „Wildbiene des Jahres“ macht der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster gemeinsam mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, der Landesanstalt für Bienenkunde sowie den Imkerverbänden Badens und Württembergs seit 2013 auf Arten aufmerksam, deren Lebensweise besonders spannend ist und die auch für Laien gut zu erkennen sind. Die Wildbiene des Jahres soll auch dazu ermuntern, „in die Natur" zu gehen und das Tier in seinem Lebensraum aufzusuchen.
Martin Klatt ist NABU-Artenschutzreferent und arbeitet beim Arbeitskreis Wildbienen-Kataster mit. Er erklärt, warum wir eine Wildbiene des Jahres brauchen, welche Probleme die Tiere haben und welche Folgen ein Rückgang der Insekten für die Menschheit hat. Mehr →