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Jetzt NABU-Mitglied werden!Veröffentlichung von neuen Wolfszahlen: NABU verwundert über Backhaus-Kritik
Konzept für Umgang mit auffälligen Wölfen kommt zur rechten Zeit
08. November 2017 - Der NABU wundert sich über die Kritik von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus an der für heute geplanten Veröffentlichung der Wolfsbestandszahlen. Warum versucht Backhaus, die Zahlen zu einem so wichtigen Thema zurückzuhalten? Für Bauern, Jäger und Naturschützer hat Transparenz oberste Priorität, besonders im Hinblick auf zukünftige Konzeptentwicklungen. Die im Rahmen des Wolfsmonitorings erhobenen Zahlen, die bei der Pressekonferenz präsentiert werden sollten, sind ohnehin bekannt – auch den Länderministern.
Zahlen zeigen konstante Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland
Derzeit gehen die Experten von 60 Wolfsrudeln und 13 Paaren aus. Die Zunahme um 13 Rudel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt leicht unter dem langjährigen Mittel von 33 Prozent Wachstum pro Jahr (seit 2009). Wachstumsraten von rund 30 Prozent sind in der Wildbiologie für Tierarten, die geeignete Lebensräume neu besiedeln, völlig normal – freie Territorien und Lebensräume gibt es genügend in Deutschland. Natürliche Faktoren, wie die territoriale Lebensweise sowie Beuteverfügbarkeit und Krankheiten, begrenzten das Wachstum bereits und sorgten langfristig für eine stabile Populationsdynamik. Auch sterben immer wieder Wölfe durch den Straßenverkehr, aktuell die häufigste Todesursache für Wölfe in Deutschland. Dazu kommen noch illegale Tötungen. Seit 2000 sind deutschlandweit bereits 26 Wölfe illegal getötet wurden, plus Dunkelziffer.
Der NABU begrüßt das neue Handlungskonzept des Bundesamtes für Naturschutz, in dem es um Empfehlungen für den Umgang mit auffälligen Wölfen geht. Dies kommt genau zur rechten Zeit und ist ein wichtiger Baustein, um das Zusammenleben von Mensch und Wolf möglichst konfliktarm zu gestalten. Erst Ende Oktober hatte das Landratsamt Bautzen in Sachsen einen beliebigen Wolf des Rosenthaler Rudels zum Abschuss freigegeben – ohne zuvor die Einschätzung und Empfehlung der Experten von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) einzuholen. So konnte im Fall Bautzen nur über das Einreichen eines Widerspruches und einer Klage eine fachliche und formelle Neubewertung der rechtswidrigen Abschussgenehmigung erwirkt werden. Das hätte von vornherein vermieden werden können.
Kritik des Deutschen Jagdverbandes nicht nachvollziehbar
Der NABU begrüßt das vom BfN geplante Handlungskonzept „Empfehlungen für den Umgang mit auffälligen Wölfen“, das in Auszügen bekannt ist. Die Kritik des Deutschen Jagdverbandes daran ist für den NABU nicht nachvollziehbar. Es kommt genau zur rechten Zeit und ist ein wichtiger Baustein, um das Zusammenleben von Mensch und Wolf möglichst konfliktarm zu gestalten. Das Handlungskonzept zeigt exemplarisch, was als auffälliges Verhalten beim Wolf zu betrachten ist und was nicht und welche Handlungskaskaden zu befolgen sind. Wie das BfN richtig betont, müssen die Ursachen für auffälliges Verhalten immer in Einzelfallbetrachtung durch die vorhandenen Expertinnen und Experten untersucht werden.
Herdenschutz ist unerlässlich: NABU fordert nationales Herdenschutzzentrum
Die Politik darf diese Unterstützung nicht ignorieren und sollte die vorhandene Kompetenz beim Wolf nutzen, um Verfahrensfehler zu vermeiden und somit Gerichte von unnötigen Klagen zu entlasten. Der NABU appelliert an die Umweltministerkonferenz, die vom 15. bis 17. November in Potsdam tagt, die DBBW, die auf Forderung der Länder eingerichtet wurde, endlich als beratendes Expertengremium anzuerkennen und auf dessen Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf zurückzugreifen. Hier gibt der Bund mit DBBW eine große Hilfestellung, die die Länder in ihrem eigenen Interesse in Anspruch nehmen sollten. Außerdem muss die länderübergreifende Zusammenarbeit gestärkt werden – insbesondere beim Herdenschutz. Der NABU fordert seit langem die Einrichtung eines Herdenschutzzentrums als wesentliche Ergänzung der DBBW.
Wölfe und Schafe: Das Miteinander gestalten
Genau deshalb setzt sich der NABU seit langem mit Weidetierhaltern und anderen Natur- und Tierschützern für eine bessere Unterstützung von Präventionsmaßnahmen ein. Auch im Jahr 17 der Wolfsrückkehr fehlt es in Deutschland an einem nationalen Herdenschutzzentrum. Es kann nicht sein, dass der Wolf erst in allen Flächenbundesländern anwesend sein muss, damit sich das Landwirtschaftsministerium der Sorgen der Nutztierhalter, insbesondere in der Weidehaltung annimmt und klare Regelungen, Unterstützung und die Ausbildung in Sachen Herdenschutz forciert.
Die Konferenz darf nicht zum Gerangel um politische Deutungshoheiten verkommen. Transparenz und eindeutige Regelungen sind oberstes Gebot für ein nachhaltiges Wolfsmanagement. Der Fokus muss auf einem konsequenten Herdenschutz liegen. Mehr →
Das sächsische Umweltministerium hat letzte Woche sein Einverständnis für die Tötung eines Wolfes des „Rosenthaler Rudels“ erteilt. Gegen diese Genehmigung hat die Grüne Liga Sachsen Widerspruch eingelegt – auch der NABU kritisiert einen möglichen Abschuss. Mehr →
Dass Wölfe in Deutschland wieder heimisch sind, stellt Nutztierhaltende vor neue Herausforderungen. Aber wie lässt sich der Schutz von Schafen und Co. gut und effektiv umsetzen? Mehr →
In einer Ende August 2017 veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme nennen Bundesverband Berufsschäfer, Deutscher Tierschutzbund, BUND, IFAW, NABU, WWF, Deutscher Grünlandverband und Ökologischer Jagdverband Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander von Weidetierhaltung und Wölfen. Mehr →