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Jetzt NABU-Mitglied werden!Rätsel um ungewöhnlich viele tote Ostsee-Kegelrobben
Deutsches Meeresmuseum sammelt Fundmeldungen
26. Oktober 2017 – Nachdem ihre Zahl aufgrund massiver Verfolgung im letzten Jahrhundert drastisch gesunken war, kehren die Kegelrobben erst langsam wieder in die deutschen Ostseegewässer zurück. Insbesondere am Greifswalder Bodden halten sich die unter Naturschutz stehenden Tiere jetzt wieder gerne auf. Umso auffälliger ist nach Angaben des Deutschen Meeresmuseums die dortige Häufung der Totfunde im letzten Monat.
An den Hauptliegeplätzen halten sich derzeit weniger als zehn Kegelrobben auf. Gleichzeitig wurden von Mitte September bis Mitte Oktober bereits 13 tote Robben gemeldet und zum überwiegenden Teil geborgen. Im gleichen Zeitraum wurden für den gleichen Zeitraum in 25 Jahren von 1991 bis 2016 insgesamt für Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls nur 13 Totfunde notiert, also im Durchschnitt einer alle zwei Jahre.
Welche Ursachen für die gehäuften Totfunde in Frage kommen, ist noch unklar. Die toten Robben werden jetzt intensiv auf Viruserkrankungen, bakteriologische Infektionen, Vergiftungen sowie Befall durch Parasiten in Lunge, Herz, Leber und Magen-Darm-Trakt untersucht. Außerdem werden die Mägen auf Plastikpartikel hin überprüft und Proben für genetische Untersuchungen entnommen.
Das Deutsche Meeresmuseum führt seit Jahren Untersuchungen zum Gesundheitszustand der Robben und Wale durch und arbeitet dabei mit dem Landesamt für Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft und Fischerei, dem Landesamt für Umwelt-, Naturschutz und Geologie, dem Bundesamt für Naturschutz, dem Biosphärenreservat Südost-Rügen und dem Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft zusammen. Hierbei wird überprüft, ob menschlichen Einflüsse, wie Meeresverschmutzung, Nahrungsverfügbarkeit und ungewollter Beifang in der Fischerei einen Einfluss haben.
Ein Forschungsprojekt will außerdem die Identifizierung einzelner Individuen anhand von Fotos verbessern. Tiere die sich an unseren Küsten dauerhaft aufhalten und später in Sektionen ebenfalls identifiziert werden können, liefern wichtige Daten dazu, wie Kegelrobben die Ostsee derzeit nutzen und wie sich die Population derzeit erholt.
Totfunde von Robben, aber auch von Schweinswalen, können unter Tel. 03831-2650-3333 gemeldet werden, Sichtungen unter www.schweinswalsichtung.de oder an sichtungen@meeresmuseum.de – gerne mit Fotos, die helfen, die Tiere anhand ihres Fellmusters zu identifizieren. Beobachtungen auch über Mecklenburg-Vorpommern hinaus können zudem beim NABU-Naturgucker online eingetragen werden: Direktmeldelink Kegelrobbe | Direktmeldelink Schweinswal.
Im Herbst 2017 wurden innerhalb kurzer Zeit 23 tote Tiere an der Nordküste des Greifswalder Boddens gefunden, fast die Hälfte des örtlichen Bestandes. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und die Diskussion um Deutschlands größtes Raubtier droht aus dem Ruder zu laufen. Mehr →