Da jeder Kaiseradler ein individuelles Zugverhalten hat, ist es ungewiss, wo die einzelnen Tiere überwintern. - Foto: NABU/Thomas Krumenacker
NABU besendert erstmals junge Kaiseradler
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06. Oktober 2017 - Timosha, Iskorka, Avralka, Filipp und Shihan heißen die fünf jungen Kaiseradler, die der NABU gemeinsam mit dem RCBU in diesem Sommer in verschiedenen Bezirken innerhalb der Uljanovsk-Region mit kleinen Sender-Rucksäcken ausgestattet hat. Langfristiges Ziel der Aktion ist der Schutz der bedrohten Art. Denn die Situation des Östlichen Kaiseradlers in der Wolga-Region ist ernst. Trotz des Jagdverbots und anhaltender Naturschutzbemühungen ist der Kaiseradler heute gefährdet.
Mit der Abholzung vieler Kiefernwälder, die dem Kaiseradler viele Nistmöglichkeiten entzogen, sowie die Umstellung der landwirtschaftlichen Nutzung, die weniger Beutetiere hervorbrachte, nahmen die Bestände in den letzten 30 Jahren stark ab. Viele Tiere suchen daraufhin ungeeignete Nistplätze auf oder brüten in der Nähe von ungeschützten Stromleitungen. Forscher berichten auch, dass sich bei vielen Tieren das Nahrungsverhalten geändert habe. Galten Murmeltiere und Hamster, die in offenen Vegetationsflächen gut sichtbar für die Greifvögel sind, als eine der Hauptbeutearten, zählen nun vermehrt Saatkrähen und Hühner zum Nahrungsspektrum vieler Kaiseradler. Vor allem die Attacken auf Hühner befeuerte auch lokale Konflikte mit Landwirten.
Die Uljanovsk-Region enthält mit etwa 450 Tieren eine der größten Populationen des gefährdeten Kaiseradlers in Europa und ist eines der wichtigsten Brutgebiete für die Vögel. Der europäische Bestand wird auf 1.100 bis 1.600 Brutpaare geschätzt. Damit gilt Uljanovsk als Verbreitungszentrum des Kaiseradlers in Russland. Mit dem Besenderungsprojekt sollen nun nicht nur zuverlässig die genauen Migrationsrouten und Überwinterungsgebiete der Kaiseradler lokalisiert, sondern auch unterschiedliche Gefahren und Eigenschaften genutzter Lebensräume während des Vogelzugs erkannt werden. Mit den gewonnenen Daten können anschließend geeignete Schutzmaßnahmen für die Adler außerhalb des Brutgebiets entwickelt werden.
Aktiv in der Wolga-Region
Der NABU setzt sich seit vielen Jahren vor Ort für den Schutz der Artenvielfalt in der mittleren Wolga-Region ein. Seit 2010 unterstützt er das Programm „Schutz der Wolga-Population des Östlichen Kaiseradlers in der Region Uljanovsk“, welches vom regionalen Naturschutzministerium der Region ins Leben gerufen wurde. Einen Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung und NGOs bildet die Ausweitung von Schutzgebieten. So sollen die für den Naturraum typischen Steppen und Wälder bewahrt werden. Hier finden Kaiseradler in der offenen Vegetation noch viele Beutetiere und geeignete Brutmöglichkeiten. Ein Erfolg der letzten sieben Jahre ist, dass bereits 70 Schutzgebiete in der Region ausgewiesen und fast alle Stromleitungen zur Vogelsicherheit umgebaut wurden.
Breite Allianz zum Schutz der Artenvielfalt in der Wolga-Steppe: Russland und Deutschland schließen sich zusammen, um die Flora und Fauna im russischen Verwaltungsbezirk Uljanowsk zu erhalten. Das Gebiet beherbergt etwa 100 Paare des Östlichen Kaiseradlers. Mehr →
Anlässlich der Weltumwelttags zogen der NABU und die Regierung des Uljanovsk-Gebietes in Russland eine positive Bilanz der gemeinsamen Bemühungen für den Artenschutz. Zudem stellten der NABU und der russische Vogelschutzbund den „Vogelfederatlas Russlands“ vor. Mehr →