Admiral - Foto: Frank Derer
Wo fliegen sie denn?
Europaweites Citizen-Science-Projekt auf den Spuren des Admiralfalters
20. März 2017 – Mit seinen rot gebänderten und weiß gefleckten schwarzen Flügeln ist der Admiral unverkennbar. Jedes Jahr besiedelt dieser Wanderfalter den Norden Europas von Süden her. Später im Jahr sind es die Nachkommen dieser Frühjahrs-Einwanderer, die zurück nach Süden fliegen. Herbstliche Zugbewegungen können dabei spektakuläre Ausmaße annehmen und pro Tag und Ort Zehntausende Falter umfassen. Diese Massenbewegungen sind auch ein Grund dafür, weshalb der Admiral seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung ist. Trotzdem sind verschiedene Fragen zur Wanderung und der ganzjährigen Dynamik dieses auffälligen Tagfalters nach wie vor unbeantwortet.
Mit einem europaweiten Citizen-Science-Projekt erforscht nun die Forschungsgruppe Insektenmigration & -ökologie der Universität Bern die Wanderungen des Admirals genauer. Dazu stützen sich die Forscher auf ein Netzwerk von über 40 Naturbeobachtungsportalen und Organisationen, die Admiralbeobachtungen zur Verfügung stellen. In Deutschland ist das unter anderem die Plattform Naturgucker.de. Auch die Beobachtungen des gerade laufenden NABU-Naturgucker-Monitorings „Frühe Falter“ fließen mit ein.
Ein Wanderfalter wird langsam sesshaft
Inzwischen trifft man Admirale in Teilen Deutschlands praktisch ganzjährig an. Im Winter sind sie natürlich Ausnahmeerscheinungen, denn sie halten sich in frostsicheren Verstecken auf – aber auch dann finden vereinzelt sich sonnende Falter. Der Admiral ist also bei uns sesshaft geworden, wenn auch nur in geringer Zahl. Teils überwintert er als erwachsener Falter, teils als Raupe. Der größte Teil der Admirale zieht im Winter nach wie vor in mildere Regionen, die Wanderstrecken und -routen scheinen sich aber stark verkürzt zu haben. Viele unserer Admirale überwintern heutzutage in Zentralfrankreich, andere in der norditalienischen Poebene. Der Frühjahrszuzug kommt ebenfalls von dort, es ziehen aber auch Admirale von der Normandie nach Norddeutschland.
Das Projekt vereint den Einsatz Tausender Beobachterinnen und Beobachter in ganz Europa, die Hunderttausende von Beobachtungen beisteuern. Die Wissenschaftler können so die Wanderung des Admirals mit einer bisher nicht erreichten Auflösung verfolgen und analysieren. Die Forschungsgruppe will das Zugmuster des Admirals, den Einfluss äußerer Faktoren sowie die Auswirkungen des Klimawandels besser verstehen. Im Fokus steht außerdem das Aufspüren möglicher Zugkorridore und den Effekt, den der jährliche Fluss an Biomasse in Form ziehender Admirale auf die Umwelt hat. Mit einem besseren Verständnis des Admiralzuges erhoffen sich die Forscher außerdem Hinweise auf das Verhalten anderer wandernder Insekten, wie beispielsweise von Landwirtschaftsschädlingen.
Neben Datum, Ort und Anzahl der Admirale interessiert die Forscher, ob Falter, Puppen, Raupen oder Eier beobachtet wurden. Zusätzliche Angaben, etwa zum Zugverhalten, sind ebenfalls erwünscht. Dabei sollten Doppelmeldungen vermeiden werden, eine Beobachtung sollte daher nicht auf verschiedenen Portalen, sondern nur einmal eingetragen werden.
- Der Admiral beim NABU-Naturgucker: Artenporträt, Bilder und Beobachtungen
- Projekthomepage „Insect Migration“
- Projekt „Insect Migration“ bei Facebook
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