Erdkrötenpaar von der Nahe - Foto: Karl-Heinz Fuldner
Wolken und Regen locken Frösche und Kröten
Die Amphibienwanderungen steuern auf den Höhepunkt zu
17. März 2017 – Nachdem die Saison im Februar sehr früh und anhaltend begann, kommt es nun doch wie in fast jedem Jahr: Wir sind knapp nach der Märzmitte und erst jetzt steuern die Laichwanderungen zumindest in den Flussniederungen auf breiter Front dem Höhepunkt entgegen. In den Mittelgebirgen dagegen steht das Ganze oft noch am Anfang. „Bisher ist keine Wanderung festzustellen“, berichtet zum Beispiel Norbert Möller aus Linsengericht im hessischen Spessart. „Es ist nachts zum Teil bislang noch frostig und zu trocken. Wir gehen davon aus, dass am Wochenende der Zug beginnt.“
Am anderen Ende der Skala gibt es aber auch Regionen, wo der Wanderhöhepunkt erreicht und überschritten ist. So trugen zum Beispiel am Alten Steinbruch bei Monzingen an der Nahe „zahlreiche große und kleine Helfer“ alleine von Dienstag bis Donnerstag mehr als 800 Erdkröten über die Straße. Dabei nahm der Anteil der Weibchen deutlich zu, was bei einer Gesamtzahl von inzwischen 1500 Erdkröten auf das baldige Ende der Hinwanderung hinweist. „Besonders erfahrene Naturschützerinnen sammeln die Tiere in zwei Eimern ab, einer für die zahlreicheren Männchen und einer für die Weibchen und Krötenpaare, damit diese bis zum Aussetzen ihre Ruhe haben. Das kann die Überlebensrate der ablaichenden Weibchen deutlich erhöhen“, erläutert Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim.
Weniger Glück haben Tiere, die ungeschützt über die Straße wollen. So rettete Fuldner auf der Rückfahrt vom Krötenzaun zwar an der K 60 zwischen Waldböckelheim und Gooser Mühle ein Dutzend Erdkröten, die auf der Straße saßen. „39 weitere Tiere waren aber tot gefahren. Der vor fünf Jahren angelegte Weiher am Bach zieht immer mehr Amphibien an, die aus dem Wald kommend die Kreisstraße überqueren müssen.“
Bald wird wieder blaugemacht
Erste Moorfrösche sind unterwegs / Nächte werden zunächst kühler
10. März 2017 – Wenn die Moorfrösche losziehen, steigt die Vorfreude auf eines der schönsten heimischen Naturschauspiele: die Blaufärbung der balzenden Moorfroschmännchen. Zumindest in der Elbtalaue sind die ersten Moorfrösche nun unterwegs, bald wird also blaugemacht.
Moorfrösche, Knoblauchkröten, Kreuzkröten – so langsam nimmt die Vielfalt an den Amphibienzäunen zu. „An den beiden letzten Abenden herrschten dank Regen gute Wanderbedingungen, die hier insbesondere Moorfrösche auch gleich genutzt haben“, berichtet Christian Fischer aus der niedersächsischen Elbtalaue. „An unserem kurzen Zäunchen bei Kapern im Kreis Lüchow-Dannenberg, das gerade erst seit Mittwoch steht, kamen schon mehr als 200 Exemplare zusammen. Ein paar wenige Knoblauchkröten waren auch bereits auf den Beinen.“
Auch in Märkisch-Oderland, kurz vor der Grenze zu Polen, nehmen die Wanderungen Fahrt auf. „Bei Waldsieversdorf, etwa 300 Meter vor der stationären Amphibienschutzanlage, haben wir um die 30 überfahrene Erdkröten gefunden. Gut zu wissen, dass wenigstens der Rest der Population durch die Anlage geschützt ist. Hier werden übrigens noch Helfer zur Reinigung gesucht“, so Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg. „Gestern Abend war es dann auch am Rohrpfuhl in Müncheberg soweit. Nachdem die ersten Kammmolche und Teichmolche schon vor zwei Wochen sporadisch wanderten, sind nun Erdkröten und Knoblauchkröten unterwegs.“
Die Entwicklung der nächsten Tage ist unsicher und kann regional stark schwanken. „In den nächsten Tagen soll es trocken bleiben, da wird die Wanderung wohl pausieren“, meint Christian Fischer für die Elbtalaue. „Am Wochenende wird es bei gleichbleibender Witterung wohl richtig losgehen“, hofft dagegen Thorsten Schönbrodt für das Oderland.
Möglicherweise haben beide recht. Dort wo es trocken bleibt, ist nach milden Tagen nachts ohne schützende Wolkendecke mit starkem Auskühlen bis in Frostnähe oder sogar in den Minusbereich zu rechnen. Dies wird für große Teile Deutschlands gelten, wobei in geschützten Flusslagen bei günstigem Kleinklima trotzdem Wanderungen möglich sind. Deutlich mildere Nächte sagt der Deutsche Wetterdienst erst für das dritte März-Wochenende (18./19.) voraus. Dann dürfte es zumindest bei den Erdkröten zum Wanderhöhepunkt kommen.
Tagesaktuelle Meldungen aus Sachsen
Achtung! Die Amphibien wandern! Der NABU bittet alle Autofahrer um Rücksichtnahme auf die wandernden Amphibien und vorsichtiges Fahren. Vielerorts wird mit Warnschildern auf die Wanderung hingewiesen.
Mehr →
Alles klar für den großen Ansturm
Die meisten Schutzzäune sind jetzt aufgestellt
07. März 2017 – Die Wanderungen von Fröschen, Kröten und Molchen zu den Laichgewässern laufen derzeit nur schleppend. Es ist zwar feucht genug, aber die Nächte sind vielerorts zu kühl. Daran wird sich die nächsten Tage nichts grundlegend ändern.
Bei nur sehr mäßigen Wanderbedingungen nutzten die Amphibienschutzgruppen die letzten Tage, um weitere Zäune aufzustellen. Teil wurden über Hunderte Meter die Zaunfurchen per Spaten ausgehoben und auch die Löcher für die Sammeleimer per Hand ausgehoben, oft waren aber auch Maschinen im Einsatz. Immer öfter werden Zäune von den Straßenbaubehörden eingerichtet. Das tägliche Ablaufen der Zäune, Einsammeln und Registrieren der Tiere macht ja ehrenamtlich schon genug Arbeit.
Nur bei günstigem Kleinklima kam es zu nennenswerten Wanderungen. So wurden laut Irene und Kurt Gellweiler am Alten Steinbruch in Monzingen an der Nahe am Samstag 87 Erdkröten – darunter nur zwei Weibchen – und ein Grasfroschweibchen von der Straße gesammelt. Der „Landesbetrieb Mobilität“ (LBM) hatte dort zwar bereits Warnschilder aufgestellt, doch der Zaun fehlte noch. Dementsprechend waren auch 15 überfahrene Tiere zu beklagen. Immerhin waren „die Autofahrer während unserer Sammlung sehr achtsam. Zwei Kinder halfen spontan beim Sammeln und Aussetzen.“ Andere Erfahrungen machten Sabine und Matthias Brauckmann in Herne. Dort waren „wieder viele Autofahrer unterwegs, die die Straße als Rennstrecke ansehen und mit 80 oder 90 Stundenkilometern am Zaun entlang kacheln.“
Der ganz große Ansturm zeichnet sich zunächst nicht ab. Die bundesweit besten Bedingungen wird es voraussichtlich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag geben. Danach gehen die Temperaturen wieder nach unten, wohl erst um den 20. März wird es wieder besser.
Tagsüber frühlingshaft, nachts dagegen frostig
Die nächsten Tage kommen die Laichwanderungen nur schleppend voran
01. März 2017 – Eine vergleichsweise stabile Westwetterlage brachte in der zweiten Februarhälfte bereits ungewöhnlich gute Wanderbedingungen für unsere Amphibien. In nahezu ganz Deutschland machten sich im Flachland Kröten, Frösche und Molche auf den Weg. Ganz so glatt geht es im März nicht weiter.
Mit klirrender Kälte haben wir im Rest-Winter wohl nicht mehr zu rechnen. „Eine nachhaltige Einwinterung (…) kann man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen“, heißt es dazu in der Monatsprognose von www.Ornithowetter.de. Die Vorschau des Deutschen Wetterdienstes für die erste Monatshälfte zeigt aber, dass die Nachttemperaturen zunächst einmal überall sinken.
Die Bedingungen werden für die Amphibien also schwieriger und spätestens in der zweiten Märzwoche geht es im Süden und Osten nachts an oder leicht unter die Frostgrenze. Im Westen, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen bleibt es etwas milder. Von idealen Wanderbedingungen ist man aber auch dort weit entfernt.
Ausführlicher Rückblick auf den Februar
Aufgrund der sehr milden Witterung haben inzwischen im Flachland bundesweit die Laichwanderungen der Amphibien eingesetzt. Ein erneuter Wintereinbruch ist nicht in Sicht, so dass die Wanderungen weitergehen werden – eventuell eingebremst durch starken Wind und leichten Temperaturrückgang. Mehr →
Sie laichen im Wasser, verbringen ihre erste Lebensphase dort und haben ein wasserdurchlässige Haut: Amphibien sind stark an Feuchtbiotope gebunden. Durch die weitgehende Zerstörung und Verkleinerung ihrer Lebensräume sind die Bestände stark zurückgegangen. Mehr →
Kröten, Frösche, Molche, Unken, Salamander: In Deutschland leben 21 Amphibienarten. Während manche eher unauffällig gefärbt sind, haben andere kräftige und bunte Färbungen. Auch in ihrer Lebensweise und Verbreitung gibt es viele Unterschiede. Der NABU stellt die heimischen Arten in Einzelporträts vor. Mehr →
Immer wieder finden Amphibienschützer bei ihren Einsätzen tote und angefressene Erdkröten, Gras- und Moorfrösche sowie stellenweise auch Molche. Oft sind die Tiere stark verstümmelt, es fehlen die Gliedmaßen, die Haut ist auseinandergerissen oder einem Handschuh gleich umgestülpt. Mehr →
Bei den vier heimischen Molcharten haben Aktive immer wieder Schwierigkeiten, sie am Zaun schnell und sicher zu bestimmen. Carlo Fuchs von der NABU-Bezirksgruppe Braunschweig hat nun gut nachvollziehbare Unterscheidungsmerkmale zusammengestellt. Mehr →