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Jetzt NABU-Mitglied werden!Höfesterben und Artenschwund: Wohin steuert die Landwirtschaft?
Die Zeit der milliardenschweren Agrarsubventionen ohne Gegenleistung geht zu Ende
06. Februar 2017 – Welche Landwirtschaft wollen wir, wie soll die EU-Agrarpolitik nach 2020 aussehen? Bis Anfang Mai können EU-Bürger bei der von Agrarkommissar Phil Hogan angestoßenen Befragung ihr Votum zur künftigen Verteilung der aktuell 60 Milliarden Euro Agrar-Subventionen abgeben. Für den NABU ist klar, wohin es gehen muss. Er fordert einen grundlegenden Wandel in der Agrar- und Ernährungspolitik. Auch Bundesumweltministerin Hendricks spricht sich für eine Neuausrichtung aus.
Die Agrarlobby dagegen mauert. Werden, wie in der aktuellen Öffentlichkeitskampagne des Bundesumweltministeriums zu „neuen Bauernregeln“, einfache und völlig korrekte Fakten über Umweltprobleme in der Landwirtschaft kommuniziert, heißt es aus dem Bauernverband gleich, ein Berufsstand würde diffamiert oder es würde mit „Pseudo-Wahrheiten“ operiert. Die Kampagne des Bundesumweltministeriums kritisiert vereinfachend und humorvoll ein System, das der NABU bereits seit Jahrzehnten anprangert.
„Die Äußerungen aus dem Deutschen Bauernverband (DBV) und seinen Landesverbänden in den vergangenen Wochen werfen die Frage auf, ob es hier nicht eher um die Interessen von Großkonzernen aus der Agrar- und Lebensmittelbranche geht, als um die von Bauernfamilien“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Es ist legitim für jeden Verband, für die eigenen Interessen einzutreten, und von einem Bauernverband kann auch nicht unbedingt erwartet werden, die Interessen der Steuerzahler und der gesamten Gesellschaft zu vertreten. Aber es muss transparent zugehen.
Aus NABU-Sicht verteidigt der DBV ein System, dass nur wenigen nützt und die Krise in den meisten Betrieben nicht aufhält. In seiner Position zur Europäischen Agrarpolitik spricht sich der DBV vehement für die pauschalen Direktzahlungen, die sogenannte Erste Säule aus. Diese macht den Großteil der jährlich fast 60 Milliarden aus, die jedes Jahr in die EU-Agrarförderung fließen. Klar ist: Die allermeisten Gelder der Ersten Säule kommen nur bei wenigen Großbetrieben und Konzernen an, da sie pro Hektar und unabhängig von der Art der Wirtschaftsweise ausgezahlt werden – 80 Prozent der Betriebe in der EU müssen sich 16 Prozent des Geldes teilen. Würden die Gelder stattdessen nur für konkrete Leistungen vergeben, zum Beispiel im Naturschutz, könnten viele Betriebe, gerade auf ungünstigen Standorten, ihr Einkommen verbessern. Dies zeigt auch eine Studie des NABU vom vergangenen Jahr.
Der DBV erweckt darüber hinaus gern den Eindruck, dass die Förderungen auch nach 2020 in unveränderter Höhe und ohne Reformen erhalten bleiben. Bereits EU-Agrarkommissar Hogan hatte jüngst Kürzungen in Aussicht gestellt, schon alleine wegen des Brexit. Auch Bundesfinanzminister Schäuble hatte die hohen EU-Ausgaben für die Gemeinsame Agrarpolitik als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet. Ohne eine drastische Reform droht die Agrarpolitik also gänzlich ihre Akzeptanz gerade bei den Finanzministern zu verlieren. Folge wäre ein massives Wegbrechen jeglicher Förderung für die Landwirte.
„Das heißt nichts anderes, als dass das krampfhafte Verteidigen des Status quo, wie es der Bauernverband betreibt, für die Existenz gerade der Familienbetriebe sehr viel riskanter, ist als die Reformvorschläge der Umweltverbände. Im Gegenteil: Diese wollen nämlich nach wie vor, dass Landwirte für ihre gesellschaftlichen Leistungen vom Steuerzahler honoriert werden“, so Miller. Der Bauernverband sollte klären, ob er tatsächlich die Interessen aller Bauernfamilien vertritt.
Die Forderungen nach einer Neuausrichtung der Agrarpolitik werden von der Mehrheit der Bundesbürger unterstützt, wie eine vom NABU in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa zeigt. Darin sprechen sich 78 Prozent der Befragten dafür aus, dass Landwirte Gelder nach ihrem Beitrag für die Gesellschaft erhalten sollten. Nur neun Prozent wollten eine Beibehaltung des derzeitigen Systems.
Der NABU bedauert das abrupte Ende der viel beachteten Informationskampagne „Neue Bauernregeln“ des Bundesumweltministeriums. Die Bauernregeln von Ministerin Hendricks waren auf massive Proteste gestoßen, vor allem aus Reihen des Bauernverbandes. Auch Agrarminister Schmidt hatte einen Stopp der Kampagne gefordert. Mehr →
Bis Anfang Mai können EU-Bürger ihr Votum zur künftigen Verteilung der aktuell 60 Milliarden Euro Agrar-Subventionen abgeben. Für den NABU ist klar, wohin es gehen muss. Er fordert einen grundlegenden Wandel in der Agrar- und Ernährungspolitik. Mehr →
Eine vom NABU beauftragte forsa-Umfrage belegt, dass sich eine große Mehrheit der Deutschen eine neue Förderpolitik in der Landwirtschaft mit den Schwerpunkten auf umweltfreundlicher Produktion und tierfreundlicher Viehhaltung wünscht. Mehr →