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Jetzt NABU-Mitglied werden!Autoindustrie trickst beim Spritverbrauch
Kraftfahrtbundesamt sollte Automodellen die Typzulassung entziehen
17. November 2016 - Eine heute veröffentlichte Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) offenbart die gigantische Spritverbrauchstrickserei der Automobilindustrie. Während die Kraftstoffverbräuche und damit auch die Kohlendioxidemissionen auf dem Papier seit Jahren kontinuierlich sinken, kommt davon in der Realität nichts mehr an.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Wir fordern das Kraftfahrtbundesamt auf, Fahrzeugmodellen mit derart hoher Verbrauchsabweichung die Typzulassung zu entziehen. Es kann nicht sein, dass die Bundesbehörden schweigend daneben stehen, wenn hier ein so offensichtlicher Missstand vorliegt. Wie sollen so die eben erst im nationalen Klimaschutzplan festgelegten CO2-Minderungsziele für den Verkehrssektor von rund 40 Prozent bis 2030 erreicht werden? Seit 2010 jedenfalls liefert die Automobilindustrie keinen erkennbaren Beitrag mehr zum Klimaschutz.“
Die Untersuchung des ICCT basiert auf der Auswertung von rund einer Million Fahrzeugen und zeigt, dass die durchschnittliche Abweichung zwischen Test- und Realverbrauch auf knapp 42 Prozent gestiegen ist. Statt beispielsweise versprochener sechs Liter verbraucht ein Auto dann in Wirklichkeit 8,5 Liter je 100 Kilometer.
NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Leider stehen die deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz mit Verbrauchsabweichungen von bis zu 60 Prozent an der traurigen Spitze der Tricksereien. Ebenfalls auffällig ist die Tatsache, dass die Abweichungen vom Laborwert bei Diesel-Fahrzeugen im Mittel größer ist, als bei Benzin-Autos. Die Legende vom effizienten Diesel, ohne den die Klimaschutzziele laut Autoindustrie nicht zu erreichen sein sollen, zerplatzen wie eine Seifenblase. Hinzu kommen die massiven Probleme unerlaubt hoher Stickoxidemissionen bei nahezu allen Dieselfahrzeugen, die im Zuge des Abgasskandals bekannt geworden sind.“
Der NABU fordert eine drastische Reform der Typzulassung, die zukünftig den Betrug am Verbraucher und den Schaden an der Umwelt minimiert. Seit einem Jahr liegt der Vorschlag für ein modernes, vereinfachtes Typzulassungsverfahren auf der Basis von Straßentests an bereits im Verkehr befindlichen Autos auf dem Tisch. Es werde höchste Zeit, dass Bundesregierung und EU-Kommission sich dieser Sache annehmen.
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