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Einseitige Ursachenforschung zur Verbreitung der Vogelgrippe
16. November 2016 – Dass bei einem akuten Auftreten der Vogelgrippe unter Wildvögeln die Gefahr besteht, dass Hausgeflügelhaltungen durch Wildvögel infiziert werden, ist unbestritten. Andere Infektionswege sind aber ebenfalls möglich. „Gerade bei geschlossenen Massentierhaltungen ist ein Vireneintrag über den weltweiten Geflügelhandel und seine Stoffströme wahrscheinlicher als eine Infizierung durch Kontakt mit erkrankten Wildvögeln“, so Miller.
Mit Sorge verfolgt der NABU daher die Berichterstattung über die Ursachenforschung bei der betroffenen Hühner-Großmastanlage im schleswig-holsteinischen Grumby. „Dort werden anscheinend ausschließlich mögliche Kontakte zu Wildvögeln untersucht“, so betont NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.
Handelsbeziehungen der Hühnerfarmen untersuchen
Dringend zu untersuchen wäre aber auch, welche Handelsbeziehungen der Betrieb in der letzten Zeit hatte, wann und von wo zuletzt Eier und Geflügel zugekauft wurden, woher Futtermittel stammen, wie Abfallstoffe entsorgt wurden, wo Schlachtungen durchgeführt werden oder mit welchen Orten oder Betrieben Mitarbeiter oder Besucher zuletzt in Kontakt standen. Ohne eine mindestens gleichwertige Untersuchung der beiden denkbaren Vireneintragswege lassen sich kaum plausible Schlussfolgerungen ziehen.
Zudem sollten nach Ansicht des NABU alle Anstrengungen unternommen werden, die Quelle des aktuellen mitteleuropäischen Ausbruchsgeschehens ausfindig zu machen. Die zuletzt allgemein verbreitete Ansicht, dass das Virus über sibirische Zugvögel nach Deutschland gekommen ist, ist wenig plausibel. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen verschwinden hochpathogene Vogelgrippe-Viren sehr schnell wieder aus Wildvogelpopulationen. Zwischen den Ausbrüchen von 2014 und heute konnten in ganz Europa keine dieser Viren bei Wildvögeln festgestellt werden. Wildvögel werden daher wahrscheinlich immer wieder neu aus der Geflügelwirtschaft angesteckt, wo sich das Virus nachweislich in Asien, aber auch in Ägypten, beständig hält.
Mit Geflügelkot gedüngte Fischteiche?
Das gleichzeitige Auftreten zahlreicher erkrankter Reiherenten an drei Orten in Mitteleuropa lässt Vogelkundler eher vermuten, dass es eine Ansteckungsquelle in Osteuropa gab, von der die Enten während der kurzen Inkubationszeit der Krankheit auf dem Weiterzug nach Westen die hiesigen Rastgebiete erreichten.„Aufgrund der besonderen Betroffenheit der Reiherente wären zum Beispiel mit Geflügelkot gedüngte Fischteiche – beliebte Rastgebiete dieser Art – denkbar, auch wenn diese Praxis zumeist verboten ist“, so Lachmann. „Wäre das Virus dagegen bei sibirischen Zugvögeln weit verbreitet, hätte man bereits über einen längeren Zeitraum an vielen verschiedenen Orten infizierte Wildvögel unterschiedlicher Arten finden müssen. Der Vogelzug aus dem Osten beginnt nicht erst im November.“
Sowohl zum Schutz der Geflügelwirtschaft als auch für das Wohl der Wildvögel fordert der NABU die Behörden daher auf, sich bei der Ursachenforschung für die Verbreitung der Vogelgrippe nicht auf die Verbreitung durch Wildvögel zu beschränken. Für eine effiziente Seuchenbekämpfung müssen alle Optionen vorbehaltlos geprüft werden.
Das aktuelle Vogelgrippe-Virus fand seinen Weg wahrscheinlich über den Handel aus der Geflügelwirtschaft in China nach Europa – ohne die Hilfe von Wildvögeln. Das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut ignoriert die Indizien jedoch. Mehr →
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Hier finden Naturfreunde Informationen zur Vogelgrippe aus Sicht des Naturschutzes. Der NABU bemüht sich, den jeweils aktuellsten Wissensstand wiederzugeben, kann aber für die Angaben keine Gewähr übernehmen. Mehr →