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Deutscher Erstfund der Atlantischen Bergschrecke
21. Oktober 2016 - Besondere Entdeckungen können nicht nur draußen im Grünen gemacht werden. Vor einigen Tagen sah Maria Sturm aus Limburgerhof bei Ludwigshafen im städtischen Bereich an einer nach Süden weisenden Hauswand eine unscheinbare Heuschrecke mit langen Fühlern. Kurze Zeit später entdeckte sie ein zweites Tier auf dem Boden des Hofes und fertigte Fotos des Insekts an. Diese Bilder veröffentlichte sie auf naturgucker.de, dem Netzwerk für alle Tier-, Pflanzen- und Pilzbeobachtungen.
Rasch zogen die Bilder die Aufmerksamkeit verschiedener Insektenkenner auf sich. Dr. Carsten Renker, Leiter der Zoologischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums der Landeshauptstadt Mainz, bestätigte das abgelichtete Tier als Atlantische Bergschrecke (Antaxius pedestris) – eine Art, die bislang noch nie in Deutschland nachgewiesen wurde. Sie lebt vor allem in den zentral- und westeuropäischen Alpen von Südfrankreich über die Schweiz bis nach Österreich.
Eingewandert, eingeschleppt oder ausgebüchst?
Wie das Tier nach Rheinland-Pfalz gelangt sind, konnte bisher nicht geklärt werden. Eine Ausbreitung aus eigener Kraft kommt ebenso in Frage wie eine Verschleppung durch den Menschen, beispielsweise in aus Frankreich oder Italien importierten Pflanzen oder der an ihnen haftenden Erde. So können Gelege oder Jungtiere gewissermaßen als blinde Passagiere mitreisen, was in der Vergangenheit nachweislich bei mehreren Arten geschehen ist.
Neues zur Bergschrecke
Nachtrag 2. November 2016: – Inzwischen hat sich herausgestellt, dass bereits 2014 eine vereinzelte Atlantische Bergschrecke in München gefunden worden ist. Die Ehre des deutschen Erstnachweises gebührt also München. Andererseits zeigten gezielte Nachsuchen, dass in Limburgerhof auf insgesamt 15 Grundstücken Bergschrecken vorkommen. Statt den zunächst bekannten zwei Tieren kann wohl von mehreren Hundert ausgegangen werden. Da außerdem ein Weibchen kurz vor der Eiablage fotografiert wurde, scheinen sich die Tiere auch fortzupflanzen. Man darf also gespannt sein, ob sich eine dauerhafte Population entwickelt.
Dass es sich um einen „Flüchtling“ aus einer Zucht handelt, kann weitgehend ausgeschlossen werden. Langfühlerschrecken lassen sich nur extrem schwer züchten und die optisch eher unscheinbaren Tiere werden für gewöhnlich nicht von Menschen gehalten. Fakt ist jedoch, dass die Finderin bereits im September ein solches Tier im Vorgarten beobachtet hatte. Demnach halten sich momentan mehrere Atlantische Bergschrecken in Rheinland-Pfalz auf. Das ist ganz unabhängig davon, wie die Tiere dorthin gelangt sind, eine echte Besonderheit nicht nur für das Bundesland, sondern deutschlandweit.
Es wäre wünschenswert, wenn aktive Naturbeobachter aus der Region um den Fundort in Zukunft die Augen offenhalten würden, um gezielt zu überprüfen, ob und wie sich die Atlantische Bergschrecke möglicherweise in Rheinland-Pfalz weiter ausbreitet. Auf naturgucker.de, wo die Erstveröffentlichung dieses bemerkenswerten Fundes erfolgte, haben 30.000 Naturfreunde bisher mehr als sieben Millionen Beobachtungen von Tier-und Pflanzenarten aus Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt gemeldet und dies mit fast 800.000 Bildern dokumentiert.
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