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Jetzt NABU-Mitglied werden!Nashorn-Handel darf nicht freigegeben werden!
Freigabe könnte Wilderei noch befeuern
22. September 2016 – Die Wilderei auf afrikanische Nashörner nimmt seit Jahren dramatisch zu. Mit 1.342 erlegten Tieren in nur einem Jahr erreichte sie 2015 einen traurigen Höhepunkt. Auf dem Schwarzmarkt in China und Vietnam werden für ein Kilogramm Rhinozeroshorn nach aktuellen Schätzungen derzeit bis zu 100.000 US-Dollar bezahlt – damit ist es wertvoller als Gold.
Im Vorfeld der CITES-Konferenz in Johannesburg ist die Diskussion um eine Freigabe des Handels mit Nashorn-Horn aufgeflammt. Swaziland möchte seine Lagerbestände und durch Enthornung gewonnenes Nashorn-Horn an asiatische Kunden verkaufen. Eine neue Studie der NABU International Naturschutzstiftung zeigt: Selbst die weltweite Nashorn-Population von knapp 30.000 Tieren würde nicht annähernd ausreichen, um die enorme Nachfrage an Rhinozeroshorn zu befriedigen. Die meisten Nashörner, etwa 20.000, leben übrigens im CITES-Gastgeberland Südafrika. Bei der Konferenz wird auch darüber entschieden, wie Arten vor dem Aussterben gerettet werden können. Für den NABU ist das Aufheben eines Handelsverbots der falsche Weg.
„Den Markt mit legalem Horn zu fluten, um durch den Preisverfall den Anreiz für Wilderer und Händler zu reduzieren, ist eines der Hauptargumente der Handelsbefürworter. Aus unserer Studie geht jedoch klar hervor: Ein solches Szenario ist nicht realistisch. Eine Freigabe des internationalen Handels mit Nashorn-Horn würde im Gegenteil dafür sorgen, dass die Nashorn-Wilderei weiter eskaliert und somit den Todesstoß für die Nashörner weltweit bedeuten“, erklärte Barbara Maas, Artenschutzexpertin der NABU International Naturschutzstiftung und Autorin der Studie.
Die Studie untersucht unterschiedliche Angebot- und Nachfrage-Szenarios und zeigt die Diskrepanz zwischen tatsächlich verfügbarem Horn und der Nachfrage in den beiden größten Verbrauchermärkten Vietnam und China auf. Als Basis für die Berechnungen dienten, neben der in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) empfohlenen Dosis für eine Einzelbehandlung mit Nashornpulver, der potenzielle Markt an erwachsene Konsumenten in Vietnam und China sowie die geschätzten 141 Tonnen Horn, die von allen in Freiheit lebenden Nashörnern theoretisch „geerntet“ werden könnten. Die Analyse zeigt: Schon eine einzige Standard-Dosis von drei, fünf oder 50 Gramm Nashornpulver, die von lediglich 3,8 Prozent, 1,3 Prozent oder 0,2 Prozent der chinesischen und vietnamesischen Erwachsenen eingenommen wird, würde das gesamte, weltweit zur Verfügung stehende Horn aufbrauchen. „Egal, welches Szenario wir durchgerechnet haben – die Ergebnisse zeigen eindeutig: Eine ‚Marktüberflutung‘ ist völlig illusorisch – schon bei einer einzigen Nashornpulver-Dosis versagt das Argument“, erklärte Maas.
Um die drohende Ausrottung der letzten Nashörner zu verhindern, fordert NABU International nationale und internationale stark kontrollierte Handelsverbote sowie gezielte Kampagnen zur Reduzierung der Nachfrage in Abnehmerländern wie Vietnam und China. Dazu unterstützt die Stiftung eine Initiative der International Buddhist Confederation in Vietnam, dem weltweit größten Abnehmerland für Nashorn-Horn.
Nashorn besteht, ebenso wie menschliche Nägel oder Haare, aus Keratin und wird in der TCM schon seit tausenden Jahren gegen eine Reihe von Beschwerden eingesetzt. In extrem hohen Dosen wirkt Nashorn leicht fiebersenkend – jedoch weniger effektiv als Aspirin. Seit einigen Jahren geht in Vietnam und China zudem das Gerücht um, dass Nashorn-Pulver gegen Krebs hilft. Obwohl es hierfür weder in der TCM, noch in der konventionellen Medizin Hinweise gibt, ist der Verbrauch von Nashorn-Pulver seither sprunghaft angestiegen. Zudem dient Nashorn-Horn in China und Vietnam als Statussymbol und Wertanlage.
„Seit 1977 besteht ein internationales Handelsverbot mit Nashorn-Horn. Dennoch ist der Markt riesig und wird von weltweit operierenden Verbrecherkartellen und in Südafrika von korrupten Naturschutzinsidern und Vollzugsbeamten bedient, deren professionelle Ausrüstung denen der Wildhüter meist deutlich überlegen ist. So werden selbst Nashörner in gut gesicherten Schutzgebieten wie dem Kruger Nationalpark immer wieder getötet. Ein regulierter Handel ist genauso wenig möglich, wie das Überfluten des Marktes mit ‚nachhaltig geerntetem‘ Nashorn“, sagte Maas.
Die Wilderei und der illegale Handel mit Wildtierprodukten sind längst zu einem organisierten, skrupellosen Geschäft geworden, mit dem jedes Jahr viele Milliarden US-Dollar umgesetzt werden. Derart hohe Gewinne lassen sich sonst nur mit Waffendeals, Drogenschmuggel oder Menschenhandel erzielen. Mehr →
Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES reguliert seit 1975 den internationalen Handel mit wilden Tier- und Pflanzenarten. Ziel des Abkommens ist es, Gefahren für die Arten durch den internationalen Handel zu vermeiden. Mehr →