Ziegenmelker im Netz - Foto: Basem Rabia
Kairo-Konferenz beschließt Aktionsplan gegen Vogelmord
Erste Vogelfangnetze in Ägypten entfernt
26. Juli 2016 - Millionen Zugvögel sterben jedes Jahr auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete und zurück. Sie werden illegal gejagt, in manchen Ländern ist der Fang und Verkauf von Wildvögeln ein Millionengeschäft. Vom 12. bis 15. Juli trafen sich erstmals im Rahmen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) Regierungsvertreter der Mittelmeerländer auf Einladung der ägyptischen Regierung, um gemeinsam in Kairo zu beraten, wie sie die illegale Verfolgung von Zugvögeln erfolgreich bekämpfen können.
Staaten verabschieden Aktionsplan gegen Vogelmord
Die Regierungen verabschiedeten auf der Konferenz einen Arbeitsplan zur Bekämpfung der Vogelwilderei im Mittelmeerraum. Darin rufen sie alle Anrainerstaaten des Mittelmeeres auf, dem Vogelmord mit einer Null-Toleranz-Politik zu begegnen. Jedes Land soll nun einen eigenen Aktionsplan gegen den Vogelmord vorlegen, Fortschritte werden in Zukunft in einem Vogelmord-Barometer regelmäßig dargestellt, aus dem unmittelbar ersichtlich wird, wo besonders starke Anstrengungen notwendig sind.
Der Aktionsplan sieht vor, dass insbesondere das Strafniveau für Vogelwilderei auf ein angemessenes Niveau zu heben ist, und spezielle Einheiten bei Polizei und Strafverfolgung ausgebildet werden sollen. Für eine dauerhafte Lösung ist besonderes Augenmerk auf die Information und Bildung der Bevölkerung zu richten.
Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS)
Die Konferenz in Kairo/Ägypten ist das erste Treffen einer zu diesem Thema neu gegründeten Arbeitsgruppe im Rahmen der UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS), nach ihrem Gründungsort auch Bonner Konvention genannt. Die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) hatte auf der 11. Vertragsstaatenkonferenz im November 2014 in Quito/Ecuador die Einsetzung einer „Zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der illegalen Verfolgung von Vögeln im Mittelmeerraum“ beschlossen. Neben den Regierungen der Mittelmeerländer sind Regierungsvertreter aus den Herkunftsländern der Zugvögel und NGOs als Unterstützer und Beobachter eingeladen. Eine bereits seit 2013 bestehende internationale Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Vogelfangs in Ägypten tagt im Zusammenhang mit dieser Konferenz.
„Diese Konferenz ist ein enorm wichtiger Schritt. Während einige Länder mit hohem finanziellem Aufwand Vögel und ihre Lebensräume schützen, werden die Tiere in anderen Ländern illegal verfolgt. Besonders kritisch ist dabei der Mittelmeerraum von Südeuropa über Nordafrika bis in den Nahen Osten“, so Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, der die Konferenz begleitete.
Positive Nachrichten aus Malta
Eine positive Entwicklung konnte aus Malta berichtet werden: Dort wurden in den letzten Jahren die Strafen für den illegalen Abschuss von Vögeln und die Zahl spezialisierter Polizeikräfte drastisch erhöht und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen, wie dem NABU-Partner BirdLife Malta verbessert. Das führte zu einem starken Rückgang illegaler Abschüsse.
Ägypten ist einer der Schwerpunkte des illegalen Vogelfangs. Ein ganzer Tag der Konferenz war diesem Thema gewidmet. Das gewaltige Ausmaß des dortigen Vogelfangs wurde im Jahr 2013 in Deutschland bekannt. Ein Filmteam des Bayerischen Rundfunks hatte auf einer Strecke von über 700 Kilometern entlang der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste – vom Gaza-Streifen im Osten bis zur libyschen Grenze im Westen – Fangnetze entdeckt. Eine Distanz so weit wie von Hamburg nach Stuttgart.
Das vom NABU unterstützte Team von NCE (BirdLife Ägypten) konnte von wichtigen Fortschritten berichten: So konnte ein Monitoring der Vogelfangnetze nicht nur bestätigen, dass fast eine ununterbrochene Reihe von Netzen die Nordküste des Landes säumt, sondern das zusätzlich viele Fallen und Netze etwas weiter im Land aufgestellt werden. Eine sozio-ökonomische Studie konnte die Hintergründe des Problems beleuchten und eine eigene Studie brachte Licht in die rechtliche Lage des Vogelfangs.
Ägypten: Erste Fangnetze entfernt
Im Frühjahr 2016 konnte NCE in Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei endlich die ersten 2500 m illegaler Netze entfernen. In der kommenden Hauptzugsaison, wird NCE sich auf die Beseitigung der Netze im Burullus-Schutzgebiet im Nildelta konzentrieren, einem der Hotspots des Vogelfangs. Diese Pilotaktion wird wichtige Erkenntnisse zur Bekämpfung der Vogelwilderei entlang der gesamten Küste in den kommenden Jahren liefern.
2013 hatte der NABU insgesamt 115.000 Unterschriften gegen den illegalen Vogelfang gesammelt und an die ägyptische Regierung übergeben. Der NABU unterstützt intensiv die Bemühungen seiner Partnerorganisation vor Ort und des ägyptischen Umweltministeriums im Kampf gegen den massiven Vogelfang.
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