In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Die Ostseeschweinswale brauchen besseren Schutz
Meeresschutzgebiete existieren bisher nur auf dem Papier
13. Mai 2016 - Überfischt, zu laut, zu schmutzig - die letzten Schweinswale in der zentralen Ostsee haben es zunehmend schwer. Nicht einmal in den für sie ausgewiesenen Schutzgebieten ist Deutschlands einziger heimischer Wal sicher. Auch dort wird gefischt, fahren Tausende Schiffe, finden Rohstoffabbau oder Unterwassersprengungen statt. Deutschlands Meeresschutzgebiete des Natura-2000-Netzwerks existieren leider nur auf dem Papier.
Population der zentralen Ostsee vom Aussterben bedroht
Knapp 450 Schweinswale gibt es heute noch in der zentralen Ostsee, dem Seegebiet östliche der Halbinsel Darß. Ihre Population ist vom Aussterben bedroht. Insbesondere die zu hohen Beifänge in Stellnetzen, zunehmende Lebensraumverluste und immer stärker auch der steigende Unterwasserlärm verhindern eine Erholung der einst reichen Bestände. Etwas besser sieht es in der westlichen Ostsee aus, hier leben noch einige Tausend der kleinen Zahnwale. Aber auch hier sind sie bedroht. Die Industrialisierung der Nord- und Ostsee schreitet unaufhaltsam voran.
Dabei sollte es längst anders sein. Bereits im Jahr 2004 hat Deutschland weite Flächen seiner Nord- und Ostseegewässer, insgesamt 47 Prozent, als Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen. Gemeinsam mit den Schutzgebieten der EU-Vogelschutzrichtlinie bilden sie das Netzwerk Natura 2000 . Die Verbreitung der Schweinswale war neben dem Vorkommen der Lebensraumtypen Riffe und Sandbänke ausschlaggebend für die Gebietsausweisung.
Schützen Sie den Schweinswal!
Mit einem „Thunderclap“ - einer Online-Aktion für den Naturschutz - fordern wir den Erhalt der EU-Naturschutzrichtlinien. Am 16. Mai, kurz vor dem Natura-2000-Tag, senden wir mit Ihrer Unterstützung eine geballte Nachricht an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella: „Tun Sie’s endlich! Retten Sie die EU-Naturschutzrichtlinien! JETZT!“. Machen Sie mit und lassen Sie die Botschaft wie einen mächtigen Donnerschlag durch die Sozialen Medien hallen!
Jetzt mitmachen!Schutzgebietsverordnungen unzureichend
Erst jetzt, nach elf Jahren sollen in der Ostsee der Fehmarnbelt, die Kadetrinne und die Pommersche Bucht zu Naturschutzgebieten nach Bundesnaturschutzgesetz werden. Im Februar veröffentlichte die Bundesregierung die inzwischen von der Europäischen Kommission angemahnten Schutzgebietsverordnungen. „So lange haben wir auf einen wirklichen Schutz von Schweinswalen und Seehunden, von artenreichen Riffen und Sandbänken gehofft. Doch die jetzigen Entwürfe zementieren die Übernutzung der Meere“, meint NABU-Meeresexperte Kim Detloff. „Wieder einmal gefährden wirtschaftliche Interessen die Artenvielfalt in Nord- und Ostsee“.
Versagen vor der eigenen Haustür
Der Bund, aber auch die Küstenländer ignorieren nach Ansicht des NABU die nach EU-Recht geltenden Schutz- und Erhaltungsverpflichtungen und nehmen das Aussterben der Ostseeschweinswale bewusst in Kauf. Während die Bundesregierung den Meeresschutz auf die internationale Agenda des G7 Gipfels hob oder die EU-Umweltrichtlinien beim sogenannten Fitnesscheck der Europäischen Kommission verteidigte, so versagt sie, wenn es um konkrete Maßnahmen vor der eigenen Haustür geht. Hier setzen sich wieder die Interessen der Wirtschafts-, Fischerei- und Verkehrsressorts gegen die Position des Bundesumweltministeriums durch. Offensichtlicher Verlierer ist der Ostseeschweinswal. So gibt es ein Schallschutzkonzept beim Bau von Windanlagen für die Nordsee, nicht für die Ostsee. Oder es werden Fischereimaßnahmen für die Nordsee entwickelt, aber nicht für die Ostsee. Das Agieren von Bund und Ländern ist nach Meinung des NABU gleichermaßen unzureichend wie gefährlich. Hier wird Klientel- und Wirtschaftspolitik auf Kosten des Meeresschutzes gemacht. Das muss ein Ende haben. Sonst dauert es nicht mehr lange, und wir verlieren auch noch die letzten unserer Ostseeschweinswale.
Jedes Jahr im Mai ruft das von Deutschland unterzeichnete Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS zum Tag des Ostseeschweinswals auf, um auf seine Bedrohung aufmerksam zu machen.
gemeinsame Stellungnahme der Umweltverbände und Mitmachaktion
Nord- und Ostsee müssen dringend geschützt werden. Doch die aktuellen Entwürfe für eine Schutzgebietsverordnung sind ungenügend, ignorieren die naturschutzfachlichen Notwendigkeiten und werden den Verpflichtungen des EU-Umweltrechts nicht gerecht. Mehr →
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und seine Kommissare sind dem Vorschlag von EU-Umweltkommissar Karmenu Vella gefolgt, die EU-Naturschutzrichtlinien zu erhalten und von einer Änderung der bestehenden Regelungen abzusehen. Mehr →